Schaltungswettbewerb 2012: DCF77-Empfänger
von Martin Müller
Bei verschiedenen
Elektronikversandhändlern kann man im Preissegment von ca. 5 bis 15 €
Empfangsmodule für den Zeitzeichensender DCF 77 in Mainflingen bei Frankfurt/M
bekommen. Dieser sendet auf 77,5 kHz ein Trägersignal, das im Sekundentakt für
100 oder 200 ms (je nach Codierung) abgesenkt wird. Zwischen Sekunde 59 und 0
entfällt die Signalabsenkung. Für Bastel- und Experimetierzwecke, kann man sich
einen Zeitzeichenempfänger auch selber bauen, und das mit nur einem 4007.
Die Schaltung ist als
Geradeausempfänger konzipiert. Wichtig ist dabei die Ausrichtung der
Ferritantenne in Richtung Mainflingen und ein möglichst optimal abgeglichener
Eingangskreis. Aus der Bastelkiste wurde ein Ferritstab mit 6 mm Durchmesser
verwendet, der mit gefühlt 150 bis 200 Windungen 0,2 mm CuL-Draht zweilagig
bewickelt wurde. Das komplette Bekleben des Stabes mit doppelseitigem Klebeband
zu Beginn und im Verlauf zwischen den Lagen, gestaltet das Spulenwickeln
einigermaßen erträglich. Nach Fertigstellung wurde die Antennenspule noch mit
normalen Klebeband umwickelt. Eine Induktivitätsmessung ergab einen Wert von
2,2 mH.
Daraus resultiert, dass der
erforderliche Kondensator, um den Schwingkreis bei 77,5 kHz in Resonanz zu
bringen, theoretisch eine Kapazität von ca. 1,9 nF besitzen muss.
Durch Ausprobieren wurde für
C3 die Parallelschaltung zweier Kondensatoren mit nominal 1,8 nF und 330 pF als
beste Lösung ermittelt. Der Trimmkondensator C2 (130 pF) dient dem
Feinabgleich.
Die Schaltung wird mit 5 V
Gleichspannung versorgt. Der Widerstand R6 (100) und C7 (10 µF) sorgen für eine
zusätzliche Glättung der Versorgungsspannung und sind nur dann erforderlich,
wenn der Empfänger zur Signaldekodierung an einem Mikrocontroller betrieben wird.
Das vom FET-Pärchen P2/N2 verstärkte
Eingangssignal gelangt über C5 (330 pF) zu P1/N1. Diese beiden FETs sind als
Inverter geschaltet. Die Ausgangsspannung an Pin 8 und Pin 13 wechselt von 5 V
nach 0 V, wenn die Gatespannung von ca. < 2,75 V nach > 2,9 V steigt. Die
Gatespannung wird über das Trimmpoti R2 (100 k) und R3 (100 k) in diesen
Bereich gebracht. Zum leichteren Abgleich wird empfohlen für R2 einen
Spindeltrimmer zu verwenden. Ordentlich abgeglichen erhält man so an Pin 8 und
13 das nochmals verstärkte und mit einem Gleichspannungsanteil versehene Signal
des DCF 77 (rote Kurve im Oszillogramm).
Nachdem das Signal durch D1
(BAT 46) gleichgerichtet wurde (die Diode muss keine Schottky-Diode sein, hatte
sie nur gerade zufällig verfügbar), erhält man an den Gates des nächsten
FET-Pärchens (P3/N3) das im oberen Bild
gelb und im unteren Bild dann rot
dargestellte Signal. Es „überstreicht“ den Umschaltspannungsbereich des Inverters,
der aus den genannten Transistoren gebildet wird. Somit erhält man das im
unteren Bild gelb dargestellte Ausgangssignal, das über R5 (10 k) eine
Low-Current-LED ansteuern kann.
Hier
zur besseren Übersicht ein Schaltplan, der die Verdrahtung des 14-poligen DIL
Gehäuses zeigt.
Die Amplitude des
Gatesignals an P2/N2 beträgt bei dieser Schaltung nur etwa 0,5 V. Das ist
ausreichend um den Inverter sicher umzuschalten. Diese Signalpegel kommen
zustande, ohne dass eine externe Antenne angeschlossen wurde. Allerdings bleibt
zu erwähnen, dass der Geburtsort dieser Schaltung nur ca. 20 km Luftlinie von
Mainflingen entfernt liegt. Grund genug sich also Gedanken zu machen, wie man
den DCF 77 auch in größerer Entfernung empfangen kann. Naheliegend ist, das
ankommende Signal noch mehr zu verstärken. Der beste HF-Verstärker ist nach wie
vor die Antenne. Also wird diese über C1 (100 pF) direkt an den Schwingkreis
angekoppelt. Dabei kann alles mögliche als Antenne dienen. Im einfachsten Fall
bringen ca. 2 m Schaltdraht schon eine deutliche Verbesserung. Sollte man auf
dem Dach noch aus alten Tagen eine Rundfunkantenne installiert haben, lohnt es
sich ebenfalls diese auszuprobieren. Im vorliegenden Fall wurde eine
Groundplane für 2 m und 70 cm benutzt. Damit sehen die nochmals
gemessenen Signale folgendermaßen aus:
Mit dem Trimmpoti R2 (100 k)
kann man die Gatespannung für P1/N1 so einstellen, dass am Ausgang fast nur der
„positive“ Anteil des Empfangssignals mit einer Amplitude von ca. 4,5V
erscheint. Hinter D1 (BAT46) hat das Triggersignal für den letzten Inverter nun eine Amplitude von etwa 4V.
Zunächst wurde der
Zeitzeichenempfänger auf einem Steckbrett aufgebaut, auf dem er problemlos
funktionierte. Über die Krokoklemme links im Bild wird das Antennensignal
eingespeist. Erwähnen möchte ich noch, dass wegen der Hochohmigkeit des Schaltkreises
die Messungen mit dem Oszilloskop (obwohl das auch hochohmig ist) nicht ganz
trivial sind. Auch ist es erforderlich die Schaltung nach Veränderungen (z.B.
Zufügen von R6 (100) und C7 (10 µF)) am Spindeltrimmer R2 (100 k) neu
abzugleichen.
Wer möchte, kann man sich
noch ein kleines Video anschauen, in dem der Empfänger in Aktion zu sehen ist.
Das aufbereitete Signal wird von einem Tiny 24 mittels eines Bascom-Programms
decodiert und auf einem LCD angezeigt.
Youtube-Video:
http://youtu.be/xiqTLdg7ZgA
Nachdem die Schaltung auf
dem Steckbrett tagelang ohne Beanstandungen ihren Dienst versehen hatte, habe
ich sie auf einer Punktrasterplatine aufgebaut. Widerstände und Kondensatoren
wurden dabei in SMD-Ausführung gewählt und auf der Kupferseite aufgelötet.