EFIX-Studio, ein Experimentierkasten der 1950er Jahre


Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (3)

von Klaus Leder
Elektronik-Labor  Literatur  Projekte  Lernpakete  Elektronik-Grundlagen




Das EFIX-STUDIO der Fa. Beco ist ein Experimentierkasten der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Der „Elektro-Lehrbaukasten besonderer Prägung“ wurde auch mit englischem, französischem und spanischem Anleitungsheft herausgegeben.



Die Anleitung umfasst nur 38 DIN A5-Seiten und ist, wie in der Nachkriegszeit üblich, auf Papier mit  hohem Holzfaseranteil gedruckt.
Der inhaltsreiche Text, in der 1. Person Plural geschrieben, ist übersichtlich gegliedert. Er beschreibt 90 Einzelversuche zum Magnetismus und zum elektrischen Strom.



Wie in einem Schullehrbuch werden wichtige Erkenntnisse aus den Experimenten durch Fettdruck und Unterstreichung hervorgehoben, wie z.B. „Ein Elektromagnet ist um so stärker 1. je größer die Anzahl der Drahtwindungen und je stärker gleichzeitig der Strom ist; 2. je größer der Querschnitt des Eisenkerns; 3. je kleiner der Polabstand; 4. je kleiner der Luftspalt ist“.



Versuchsaufbauten werden in Rechteckkästen schräg liegend in perspektivischen Strichzeichnungen dargestellt. Diese Darstellungen finden sich auch auf dem orangefarbenen Deckel des Kartons. Die schräge Linienführung ist typisch für das Graphikdesign der Fünfzigerjahre.



In dem Abschnitt „Wärmewirkungen des elektrischen Stromes“ wird der Aufbau des Glühlämpchens erläutert und angemerkt: „Die elektrische Beleuchtung, die heute fast in keinem Dorfe fehlt, ist noch ziemlich jung. Wir wollen kurz ihre Entwicklung kennenlernen“.

Wenn in Zukunft Experimentierkästen ausschließlich mit LEDs ausgestattet würden, ginge die Faszination verloren, die ein Versuch mit einem stromdurchflossenen, glühenden Draht auf Schülerinnen und Schüler ausübt.



Das Versuchsmaterial enthält nur wenige Kunststoffteile. Das Spielzeugmuseum in Nürnberg nennt an Materialien „Kunststoff & Glas & Eisen & Papier & Pappe & Holz & Gummi.“ Diese Aufzählung müsste aber noch um die Metalle Aluminium, Kupfer, Zink und Blei ergänzt werden. Für die Herstellung des Experimentierkastens werden vom Museum folgende Techniken angegeben: „gegossen & lackiert & gestanzt & gebogen & bedruckt & gedruckt & gesägt & gesteckt & gepresst & magnetisiert“.



Das Montagebrett ist aus neun Holzleisten zusammengesetzt. Die Bauteile werden in den Nuten mit Winkelständern, Schrauben und Muttern befestigt. Das Aufbauprinzip, die Bauteile in Nuten einer Grundplatte zu verankern, wurde auch von anderen Herstellern genutzt.
Kosmos brachte in den 1960er Jahren große Experimentierpulte aus Kunststoff heraus, in deren Nuten die mit Zapfen versehenen Bauteile für Elektronikversuche schnell festgesteckt werden konnten (Radio und Elektronik A, Elektronik-Labor XG). Spätere Baukästen nutzten dagegen Lochplatten als Grundbretter, vgl. Alte Experimentierkästen in neuer Funktion.

Das Tasterbrettchen und das Kompassgehäuse sind nicht aus Buchenholz sondern aus Pressspan- und Fichtenholz gefertigt – damit konnten Kosten eingespart werden.



Der Hufeisenmagnet hat eine klobige Form. Er besteht aus einer „Oxit-Magnetscheibe“, an der beiderseits Weicheisenschenkel als sog. Polschuhe angeschraubt sind.
Heute können Schülerinnen und Schüler mit einem kleinen Neodymmagneten und etwas Kupferdraht sehr einfache und funktionsfähige Elektromotoren selbst basteln, das Internet bietet dazu zahlreiche Anleitungen.



Bemerkenswert sind eine blattförmige Magnetnadel mit Zeiger für ein Vertikalgalvanometer, ein Versuch zum Nadeltelegraphen von Gauß und Weber sowie zwei Bleiblechstreifen für ein Akkumulatorexperiment.

Für die benötigte verdünnte Schwefelsäure (1:10) wird in einer Fußnote angemahnt: „Verdünnte Schwefelsäure durch langsames Eingießen von Schwefelsäure in Wasser, nicht umgekehrt!“. In den 50er und 60er Jahren konnte man sich als Schüler für eigene Experimente u.a. konzentrierte Säuren in braunen Flaschen mit Schliffstopfen in Apotheken besorgen – diese Zeiten sind aus guten Gründen vorbei.

s. a. 
Märklin ELEX 503: Experimentierkasten der Oberklasse von 1932. Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (1)
Experimentirkasten A. der Ernst Plank KG, Nürnberg 1866. Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (2)


Elektronik-Labor  Literatur  Projekte  Lernpakete  Elektronik-Grundlagen