Abenteuer Elektrizität

Acht Versuche zu historischen Experimenten im Deutschen Museum (1985)

Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (7)
von Klaus Leder

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Abb. 1: Der Experimentiersatz „Abenteuer Elektrizität“ des MPZ und des Deutschen Museums

Im Jahr 1985 gab das MPZ (Museums-Pädagogisches Zentrum) und die Abteilung Bildung des Deutschen Museums einen Bausatz „Abenteuer Elektrizität“ mit einem Begleitheft heraus. Der kleine Experimentierkasten stellt Wissenschaftsgeschichte am Beispiel der berühmten Experimente von W. Gilbert, I. Newton, C. Oersted, A. Volta und M. Faraday in den Fokus und lässt zugleich die Jugendlichen mit einfachsten Materialien Versuche dazu aufbauen und durchführen. Im Vorwort werden die jungen Museumsbesucher direkt angesprochen:
„Mit vielen Versuchen, Bildern und Geräten zeichnet das größte Technikmuseum der Welt diese Entwicklung nach:  - Wie Gelehrte des Altertums die elektrischen Stöße des Zitteraals und die Elektrizität von geriebenem Bernstein erkannten, aber nicht erklären konnten, - wie es ab 1600 findigen Entdeckern aus England, Dänemark und Italien gelang, durch eigene Versuche Elektrizität zu erzeugen. Ihre zum Teil abenteuerlichen Experimente kannst Du in den Abteilungen „Elektrostatik“ und „Magnetismus und elektrische Ströme“ finden. Wir möchten Dich heute einladen, sieben dieser historischen Versuche im Deutschen Museum genauer anzuschauen und sie dann mit alltäglichen Gebrauchsgegenständen selbst zu erproben. … Die notwendigen Versuchselemente findest Du in dem Bausatz „Abenteuer Elektrizität“. Du kannst sie aber auch selbst nach Angaben in diesem Heft in einem Kaufhaus oder in einem Elektrofachgeschäft kaufen“.


Abb. 2: Die Bauteile des Experimentiersatzes „Abenteuer Elektrizität“

Die Bauelemente wurden wie bei anderen Experimentierkästen in einem Styroporblock untergebracht. Anstelle eines Kartons mit Deckel schützte lediglich eine dünne Kartonhülle den Styroporeinsatz, wodurch es leicht zum Herausfallen von Bauteilen kommen konnte. Die Haltbarkeit des sehr preisgünstigen Bausatzes war damit begrenzt. Bemerkenswert ist, dass alle notwendigen Versuchsmaterialien von der Streichholzschachtel über Stecknadeln, Kupferpfennige bis Lametta und auch zwei AA-Batterien im Experimentiersatz enthalten waren, sodass die Jugendlichen sofort mit den Versuchen beginnen konnten.


Abb. 3: Versuch Reibungselektrizität aus dem Begleitheft

In dem Begleitheft (DIN A5, 20 Seiten) fanden die Schülerinnen und Schüler jeweils auf der linken Seite ein Porträt des Forschers mit biografischen Informationen, eine Zeichnung des in der Ausstellung dargestellten Originalversuchs und eine kurze Erläuterung des Versuchsergebnisses. Auf der rechten Heftseite veranschaulichten perspektivische Zeichnungen die benötigten Materialien, die Durchführung und das Ergebnis des Experiments.


Abb. 4: Versuch zur magnetischen Wirkung des Stroms aus dem Begleitheft


Abb. 5: Versuch zur Reihenschaltung von galvanischen Elementen aus dem Begleitheft

Baukasten und Begleitheft haben die folgenden wissenschaftshistorischen Experimente zum Thema: Reibungselektrizität und Elektroskop (William Gilbert), Influenz und Ladungsausgleich (Isaak Newton), Magnetische Wirkung des Stroms und Kompassgalvanometer (Christian Oersted), Galvanische Zellen und Serienschaltung (Alessandro Volta), Induktion (Michael Faraday).


Abb. 6: Versuch zur Induktion aus dem Begleitheft

Das Wickeln der Induktionsspule mit 150 und 400 Windungen war 1985 und wäre erst recht heute eine Überforderung der meisten Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus ist der dünne Kupferlackdraht recht empfindlich. Heute lassen sich entsprechende Versuche mit einem kleinen Ringkerntrafo und zwei entgegengesetzt geschalteten Leuchtdioden auf einem Holzbrett mit Reißnägeln aufbauen.


Abb. 7: Versuch zur Induktion nach Faraday mit einem Ringkerntransformator und zwei Leuchtdioden


Abb. 8: Versuch zum Elektromagnetismus nach Oersted mit Kompass und Glühlämpchen



Abb. 9: Versuch zu galvanischen Elementen (Tassenkrone) nach Volta mit Stromnachweis durch eine Leuchtdiode

Dem Autor Albert Loichinger und Bruno Wendnagel, der für die ansprechende Gestaltung des Begleitheftes zeichnet, ist 1985 ein motivierender und lehrreicher Bausatz gelungen. Er lässt Schülerinnen und Schüler mit einfachsten Mitteln Sternstunden wissenschaftshistorischer Experimente nachvollziehen und regt zum Besuch der Ausstellung im Deutschen Museum an. Zahlreiche Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer haben damals auf Fortbildungsveranstaltungen dieses besondere Angebot im Deutschen Museum gerne angenommen und den Baukasten für den Physik- und Technikunterricht und die Bildung der Jugendlichen eingesetzt.

In der Öffentlichkeit werden Kulturleistungen der Naturwissenschaften oft nicht verstanden und ihre gesellschaftliche Bedeutung wird zu wenig reflektiert. Gegenüber den Geisteswissenschaften treten in Bildungseinrichtungen und in der Museumslandschaft Naturwissenschaften und Technik in den Hintergrund. Aus diesem Grund sind Technikmuseen, Dokumentationen im Internet, Webseiten wie die von B. Kainka und Experimentierkästen wie „Abenteuer Elektrizität“ von großem Wert.

s.a.
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