Laufzeitoszillator mit der EF95

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Bei
Messungen an einem Röhrenaudion bin ich ganz zufällig auf ein seltsames Phänomen gestoßen: Bei einer ganz bestimmten, überstarken Position des Rückkopplungsreglers entstanden HF-Schwingungen bei 500 MHz. Das Ergebnis war ein Lattenzaun-ähnliches Signal mit Spitzen im Abstand der KW-Empfangsfrequenz. Oberwellen der KW-Frequenz? Nein, denn wenn ich den Eingangskreis kurzschließe, bleibt ein ganz sauberes 500-MHz-Signal stehen. Mit dem Rückkopplungsregler kann ich ca. 50 MHz abstimmen. Das Spektrum zeigt das Signal in unmittelbarer Nähe eines DVBT-Senders.

 

Hier ist die "bereinigte" Schaltung ohne die Zutaten eines Audions. Die verwendete Röhre war eine chinesische 6J1, kompatibel zur EF95. Die Schwingungen waren nur an einem Exemplar zu beaobachten, mehrere baugleiche Rohren blieben still. Der 500-MHz-Resonator muss sich irgendwie zufällig aus den Leitungen und den Kapazitäten der Schaltung gebildet haben. Auf den ersten Blick ist nicht zu sehen, warum das ganze überhaupt schwingen kann. Ich glaube, es ist ein Laufzeitoszillator, wie er bei höheren Frequenzen mit Klystrons und Magnetrons verwendet wird.



Das Prinzip ist so: Effektiv arbeitet die Pentode hier als Triode. Der Anodenstrom ist von der Anodenspannung abhängig. Eine Triodenkennlinie zeigt: Der Strom steigt mit der Spannung steil an. Das elektrische Feld im Bereich Gitter 1 und Kathode bestimmt den Strom. Wenn nun aber die Elektronen eine bestimmte Zeit brauchen, um zur Anode zu gelangen, kehren sich die Verhältnisse um. Im Moment 1 war die Anodenspannung groß, es wurden viele Elektronen auf den Weg geschickt. Wenn sie aber an der Anode ankommen, sinkt dort die Spannung. In diesem Moment 2 werden also weniger Elektronen von der Kathode bestellt. Wenn die Laufzeit der Elektronen eine halbe Schwingungsperiode beträgt, wird aus der Gegenkopplung eine Rückkopplung. Mit der Anodenspannung kann man die Geschwindigkeit der Elektronen und damit die Laufzeit abstimmen.

Zur Abschätzung der Verhältnisse habe ich aus der Elektronenmasse m und der Elektronenladung e die Elektronengeschwindigkeit v bestimmt:

½ m v² = e U

Für U=15 V ergeben sich 5.200.000 m/s

Wie weit kommt eine Welle mit 500 MHz in dieser Zeit?

s=v/f

Bei 500 MHz und einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 5000 km/s  passt eine Wellenlänge gerade in 1 cm. Theoretisch müsste der Abstand Kathode-Anode also 5 mm betragen, damit bei 15 V eine Schwingung von 500 MHz entstehen kann. Das passt! Tatsächlich ist der Weg etwa halb so groß, weil es sich um eine beschleunigte Bewegung der Elektronen handelt. Aber die Spannung war auch etwas geringer eingestellt, um eine maximale Amplitude der Schwingungen zu erhalten.

Als nächstes müsste man mal systematisch untersuchen, ob das auch mit anderen Röhren gelingt. Interessant ist das z.B. bei Röhrenverstärkern, denn sie könnten versehentlich HF-Störungen aussenden.



Siehe auch: Reflexklystrem mit einer EF184, Funkschau-Artikel von 1969 (Dank an Urs aus Jogis Röhrenforum)
Mit freundlicher Genehmigung der Funkschau-Readktion www.funkschau.de



http://de.wikipedia.org/wiki/Klystron


Ein Hinweis von M. Hartmann:

Könnte es sein, dass sog. Barkhausen-Kurz-Schwingungen auftreten? Unter   http://de.wikipedia.org/wiki/Barkhausen-Kurz-Schwingung  ist dazu einiges zu finden. Ausserdem sind unter diesem Suchbegriff auch etliche Fundstellen in Google zu finden. Dieser Effekt trat früher bei Röhren-Fernsehern hin und wieder in der Zeilenendröhre, vorwiegend bei den ganz alten, die noch mit PL36 bestückt waren, auf und äußerte sich in einem sehr feinen Moiré, was allein dadurch schon auf eine recht hohe Frequenz schliessen ließ.


Ein PC86-(Laufzeit?)-Oszillator, von Norbert, OE9NRH



Habe jetzt mal einen Versuch mit einer PC86 gemacht. Läuft mit 20 V und schwingt heftig auf 70 cm. Kurios ist allerdings, dass bei ca. 30-40V die Schwingung wieder absackt und bei höheren Spannungen wieder kommt. Hm?



(B.K.:  Wenn man die Anodenzuleitung als kleine Drossel sieht, ist es (fast) ein normaler Oszillator. Bei hoher Spannung müsste er normal laufen. Jetzt vermute ich, dass bei 20 V gerade eine Phasendrehung von 360 Grad dazu kommt. Bei 20 V erreicht ein Elektron 6 000 000 m/s, wegen der Beschleunigung im Mittel 3 000 000 m/s. Eine volle Welle passt dann in 7 mm. Wenn man dann die Spannung erhöht, passt die Phase nicht mehr richtig.)

Die Drossel war an der Kathode drin, aber beim Dreipunktoszillator ist es, egal, ob an der Anode oder Kathode. Hier ein Bild mit der Drossel an der Anode. Es ist dann auch rel egal wo du die dann anlötest. Drum denke ich ja auch, dass dein Klystron ein normaler Oszillator ist. Es schwingt jedenfalls bei der PC86 immer noch, aber ich habe eine Drossel gespart! Bei der EF95 sind die Elektrodenabstände vermute ich mal ca. 1 mm und die wären relevant. Bei der PC86 sind es nur noch ca. 70 Mikrometer.

(Du hast recht, die Abstände passen bei 500 MHz passen nicht richtig zur Laufzeit. Aber bei 2,5 V und > 1000 MHz könnte es doch noch passen. Vielleicht treten Laufzeiten bei jedem Oszillator irgendwie in Aktion, bei hohen Frequenzen mehr als bei kleinen.)

Ich hatte noch die Idee, den Gitter-Kondensator zu überbrücken. Bei einer Anodenspannung von 2,5 V (!) fließen dann 20 mA Ia (ist zulässig) und ich bringe die Schaltung im 23-cm-Band zum Schwingen.



(Das ist ein Rekord! Bist du sicher, dass es keine Oberwelle ist? Ist es dabei auch so, dass bei höherer Spannung die Amplitude wieder  abnimmt? Und kann man mit der Spannung die Frequenz abstimmen? Wenn du  den Gitterkondensator mit einem Widerstand ( ca. 1k) überbrückst, kann  eine höhere Spannung getestet werden.)

Wenn ich Ua von ca. 2 bis 3 Volt durchstimme, dann ändert die Frequenz zw. 1,5 bis 1,8 GHz (Den alten 1 k Rgk hatte ich jetzt noch rausgenommen). Phantastisch! Wenn ich Rg+ erhöhe und dann zw. 3-6 V durchstimme wird der Frequenzbereich nur ganz leicht nach oben verschoben und die Schwingungen reissen an den Grenzen schneller ab, der Abstimmbereich wird kleiner. Noch höhere Spannungen als ca. 6V bringen keine Schwingungen mehr, bin bis 12V raufgegangen. Der 400-MHz-Schwingkreis wirkt irgendwie nur noch als Drossel oder so. Scheint so, als ob hier doch röhreninterne Laufzeiten die Frequenz bestimmen. Es gibt nur eine ganz schwache 2x Oberwelle (3-3,6 GHz), die schön mitläuft. Der Ia war immer ca. 20 mA bei mittler Abstimmspg.. Also: Mit normaler Schaltung mit Schwingkreisfrequenz auf 70 cm und mit Gitter auf Anodenspannung => Klystron? Scheint fast so.



Ich habe jetzt bei Barkhausen Band 3, 6. Auflage Seite 101 nachgelesen, wegen dem Hinweis von M.Hartmann, und die Schaltung nochmals modifiziert. Frequenz 1,5..2,5 GHz bei 2 V...6 V, da habe ich dann aufgehört, weil der Gitterstrom bereits 40 mA war. Diesmal sind es aber ganz sicher Kurz-Barkhausen Schwingungen. ;-)


 

(Mir ist aufgefallen, dass die Frequenz genau proportional zur Wurzel aus er Spannung ist, also proportional zur Elektronengeschwindigkeit. Ich habe versucht es nachzubauen, aber leider ohne Erfolg, weil ich über 1 GHz nichts messen kann. Eine EC92 habe ich auch versucht, in der Hoffnung, dass damit auch kleinere Frequenzen gehen. Hat aber auch noch nicht geklappt. Ich bleib dran... )


Laufzeitoszillator mit der PL84



Dies und das probiert, und jetzt funktioniert es auch bei mir. Und zwar mit einer PL84. Kathode, Anode, Gitter 1 und Gitter 3 an Masse, Spannung nur an Gitter 2 über einen Widerstand. Bei 820 Ohm entsteht ein maximales (nicht sehr kräftiges) Signal mit 210 MHz! Wenn ich den Widerstand verändere, ändern sich auch die Gitterspannung und die Frequenz.



Das Signal kann ich bei loser Kopplung am Spectrum Analyzer sehen.



Bei 100MHz einige UKW-Sender, knapp über 200 MHz die PL84

Wenn ich den Gitterwiderstand verkleinere, werden mehrere Frequenzen erzeugt. Meine Vermutung ist, die Elektronen sehen dann teilweise das Gitter 3 und teilweise die Anode als Reflektor. Das bedeutet unterschiedliche Wege und Resonanzen.

Laufzeitoszillator mit der PL504



Größere Röhre, kleinere Frequenz. Das hat sich bei der PL504 gezeigt. Mit ihr komme ich herab bis 140 MHz. Bei diesem Versuch habe ich die Spannung am Gitter 2 und die an der Anode unabhängig voneinander mit zwei Potis bis + 25 V (= Heizspannung) eingestellt. So gelingt es, auch auf höheren Frequenzen ein sauberes Signal mit nur einem Träger zu erzeugen.


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