6.1 Gegenkopplung

von Andreas Thaler

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Beschreibung der Schaltung

 

Burkhard Kainka:

Während Widerstände mit Toleranzen von nicht mehr als 5 % gefertigt werden, muss man beim Stromverstärkungsfaktor eines Transistors mit wesentlich größeren Abweichungen rechnen. Ein BC547C kann einen Verstärkungsfaktor im Bereich 420 bis 800 haben. Da ist es eine Herausforderung, Schaltungen zu entwickeln, die trotzdem in jedem Fall gleich gut funktionieren. Eine der einfachsten und oft schon ausreichenden Maßnahmen, ist die Gegenkopplung vom Kollektor auf die Basis. Wenn man den Basiswiderstand nicht nach Plus verbindet sondern zum Kollektor, stellt sich ein mittlerer Kollektorstrom ein. Wäre nämlich der Transistor immer noch voll durchgesteuert, würde er sich selbst den Basisstrom abschalten. Ein größerer Kollektorstrom bewirkt einen größeren Spannungsabfall am Arbeitswiderstand und damit eine kleinere Spannung am Basiswiderstand. Dieses Prinzip nennt man Gegenkopplung. Es führt automatisch zu einem mittleren Kollektorstrom. Das kann man daran erkennen, dass die LED bei einer externen Verbindung zwischen Kollektor und Emitter deutlich heller wird.

Schaltungssimulation mit EveryCircuit

 

SCHALTER OFFEN



Durch die Gegenkopplung Kollektor - Basis teilt sich der Laststrom in der Höhe von 2,27 mA am Eingang des Kollektors von T1 auf: 4,53 uA fließen als Basisstrom IB über R2 nach der Basis von T1 ab und 2,26 mA gehen als Kollektorstrom IC durch die Kollektor-Emitterstrecke des Transistors. 2,27 mA (= IC + IB) verlassen T1 als Emitterstrom IE gegen Masse. Damit ist das erste Kirchhoffsche Gesetz, der Knotenpunktsatz (Knotenregel) erfüllt:

In einem Knotenpunkt eines elektrischen Netzwerkes ist die Summe der zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme.1

 

Berechnung der Stromverstärkung B


B = IC / IB

B = (2,26 * 10-3A) / (4,53 * 10-6A) ~ 499

 

Damit stellt der Transistor durch die Gegenkopplung nahezu die maximale Stromverstärkung her, die seiner Verstärkungsklasse (hier C) entspricht. In der Simulation wurde für den Transistor B = 500 als Bauteilwert eingegeben, die somit (fast) erreicht werden.

 

Zum Vergleich die Stromverstärkung bei B = 100



B = IC / IB

B = (1,2 * 10-3A) / (11,9 * 10-6A) ~ 101

 


SCHALTER GESCHLOSSEN



Über Schalter S1 werden Transistor und Gegenkopplung gegen Masse kurzgeschlossen. Es fließt somit kein Strom durch T1 und R2. Der Laststrom, der LED1 betreibt, erreicht über R1 als Vorwiderstand 3,27 mA - das entspricht einer Differenz von +1 mA gegenüber der Schaltung mit aktiviertem Transistor.

 

Fazit

 

Das Beispiel zeigt, dass der Transistor über die Gegenkopplung nicht voll durchgeschaltet wird und daher ein geringerer Laststrom fließt. Die LED leuchtet somit weniger hell. Die Annahme von Burkhard Kainka (s. oben „Beschreibung der Schaltung“), dass – im Umkehrschluss – die LED bei Überbrückung (Kurzschließen) des Transistors gegen Masse heller leuchtet, ist durch die Simulation bestätigt. Bei einem Nennstrom von 20 mA für eine LED bedeutet eine Differenz von 1 mA einen deutlich sichtbaren Helligkeitsunterschied, der auch in der Simulation angezeigt wird (grüner „Halo“ der LED).

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1https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchhoffsche_Regeln