Leergutautomat mit Ping-Pong-Platine

von Hermann Nieder                 
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Wie gerne hätte ich im Supermarkt einmal hinter  den „geheimnisvollen“ Leergutautomaten geschaut, von dem für den Kunden im Normalfall nur die Vorderseite sichtbar ist. Dort kann man  an einer bestimmten Öffnung auch einzelne Pfandflaschen abstellen, die vom Automaten jeweils „vereinnahmt“ werden. Dieser überprüft offenbar, ob er „die betreffende Flasche kennt“,  und  zeigt darauf auf einem Display an, in welcher Höhe man für sie Pfandgeld erhält. Der Leergutautomat  gibt schließlich eine kleine Quittung  aus, die man beim Bezahlen an der Kasse des Supermarkts einlösen kann, wo man dafür einen bestimmten Betrag in Euro erhält. Ich beschloss irgendwann einmal, ein sehr einfaches Modell eines Leergutautomaten selbst anzufertigen. Da ich nicht die geeigneten farbigen Glasfläschchen mit einem geringen Durchmesser als „Testobjekte“ zur Verfügung hatte und auch keinen Barcode-Leser besitze, musste ich  nach anderen Objekten  suchen. Als  Ersatz  für  kleine Fläschchen nahm ich rote, grüne, gelbe und blaue Spielsteine aus einem Spiele-Magazin, da diese alle den gleichen Durchmesser von ca. 15 mm haben. Schließlich entstand  das oben abgebildete Modell, das von einem ATMega8 auf einer Ping-Pong-Platine  angesteuert wird. Auf dem  LED-Display derselben sollte der Mikrocontroller als „Bedienungsanleitung“ wie im Bild oben Symbole oder auch kurze Worte erscheinen lassen. 

Die Bedienung des Modells ist recht „anwenderfreundlich“. Beim Einschalten der Spannungsversorgung wird auf dem LED-Display der Ping-Pong-Platine mit einem blinkenden Pfeil und einer stilisierten „Flasche“ angezeigt, dass „Leergut“ rechts daneben auf die kreisförmige Vertiefung in einem Schieber aus Holz aufgestellt werden kann.



Ist dies geschehen, drückt man den Taster oben im Bild zum Starten der Ablaufsteuerung.



Darauf erscheint auf dem LED-Display die Anzeige „Ein“ sowie ein blinkender Pfeil unten in Höhe eines zweiten Tasters, der verdeutlicht, dass man nun diesen zu drücken hat.



Der Schieber fährt mit dem Spielstein, der als „Leergut“ dient, hinter die Fassade des Modells zurück, hält nach einigen Sekunden kurz an, und auf dem LED-Display erscheint z. B. wie im Bild die Anzeige „Rot“ und darunter „0,15 E“. Hat der betreffende Spielstein eine andere Farbe, so wird stattdessen diese oben angezeigt, während unten ein zuvor festgelegter anderer Eurobetrag für das „Pfand“ erscheint.



Zur Erfassung der „Art des Leerguts“ setzte ich zwei handelsübliche Opto-Reflex-Koppler des Typs CNY70 ein. Die beiden Sensoren befinden sich unmittelbar links hinter der Fassade des Modells. Ich hatte bereits einen solchen Baustein in einem Beitrag für ELO vorgestellt, in dem erläutert wird, wie ein ATMEGA88 Spielsteine aus einem Spielemagazin sortiert, zählt und ihre Anzahl auf dem LED-Display einer Ping-Pong-Platine anzeigen lässt. Die beiden Opto-Reflex-Koppler im Modell des Leergutautomaten sind übereinander angeordnet, wie dies auf dem Bild zu sehen ist. Zusätzlich ist zwischen beiden Sensoren ein schmaler Kartonstreifen als „Sichtblende“ vorhanden, um eventuelle Störungen von dem einen auf den anderen zu verringern.



Das Ausgangssignal des einen optischen Sensors wird  nach dem abgebildeten Schaltplan durch einen Operationsverstärker vergrößert, dessen Verstärkung in einem bestimmten Bereich einstellbar ist, und dem Eingang ADC6 des Atmega8 auf der Ping-Pong-Platine angeboten. Das durch eine in gleicher Weise aufgebaute Verstärkerschaltung vergrößerte Signal des anderen Opto-Reflex-Kopplers wird am Eingang ADC7 des Mikrocontrollers bereitgestellt.



Die als „Leergut“ dienenden Spielsteine sind für diesen Zweck wie im Bild an einer Seite mit Streifen aus schwarzem Isolierband beklebt und müssen daher so an der oben erwähnten vorgesehenen Stelle auf den Schieber aufgestellt werden, dass die Seite mit der „Codierung“  zum LED-Display hin zeigt und damit hinter der Fassade auch von den  beiden optischen Sensoren CNY70 „gelesen werden“ kann.  

Dies hier ist der Auszug aus dem Programmlisting in Bascom-AVR für den Atmega8 auf der Ping-Pong-Platine, mit dem dieser über die Spannung an ADC6 und ADC7 unterscheidet, ob das „Leergut“  „gelb“, „grün“, „blau“ oder „rot“ ist.

...
Auswerten:
If Dat06 < 125 And Dat07 < 125 Then
Gosub Ein1
Goto Ausw_ende
End If
If Dat06 > 1000 And Dat07 < 1000 Then
Gosub Gelb
Goto Ausw_ende
End If
If Dat06 < 1000 And Dat07 > 1000 Then
Gosub Gruen
Goto Ausw_ende
End If
If Dat06 > 125 And Dat06 < 1000 And Dat07 > 125 And Dat07 < 1000 Then
Gosub Blau
Goto Ausw_ende
End If
If Dat06 > 1000 And Dat07 > 1000 Then
Gosub Rot
Goto Ausw_ende
End If
Ausw_ende:
Return




Der Schieber fährt nach dem oben erwähnten kurzen Halt vor den beiden optischen Sensoren noch weiter hinter die Fassade des Modells zurück und sorgt dann dafür, dass das „Leergut“  in einen Behälter unter der Bodenplatte des Leergutautomaten-Modells fällt.
Dann ändert sich die  Drehrichtung des Getriebemotors, und der Schieber fährt wieder nach vorn. Während dieses Vorgangs wird auf dem LED-Display angezeigt, dass der „Kunde“ zu warten hat.



Dies ist ein Teil der elektronischen Schaltung mit einem I2C-Baustein PCF8574, dessen Pins P0 und P1 mit der elektronischen Schaltung zur Steuerung des Gleichstrommotors verbunden sind. Auf der Seite des Mikrocontrollers erfolgt die Ansteuerung des Bausteins über die Pins PB.6 und PB.7.



Die Schaltung mit den Transistorstufen zur Drehrichtungssteuerung des Gleichstrom-Getriebemotors beinhalten eine „elektronische“ Verriegelung, die ich in einem ähnlichen Schaltplan in einem ELO-Sonderheft „Roboter selbst steuern“ fand. Dort wurden allerdings NOR-Gatter des Typs 74LS02 verwendet.



Die Entprellung der Signale von den Tastern bzw. den Mikroschaltern besorgen jeweils Teilschaltungen wie die abgebildete. 



Ist der Schieber am hinteren Sensor angekommen, fällt der Spielstein  durch ein Loch im Boden unter der Grundplatte des Modells in einen Behälter.  Nach einer kurzen Wartezeit fährt der Schieber wieder in seine Anfangsposition vor der Fassade des Leergutautomaten-Modells, damit  ein weiteres Stück „Leergut“ aufgestellt werden kann, und die oben beschriebenen Vorgänge laufen erneut ab.

Wie in der Wirklichkeit ist  Leergut, für das bei der Rückgabe kein Pfand gezahlt wird, in einen Altglas-Container zu geben. 

Das oben vorgestellte Modell eines Leergutautomaten ist nicht perfekt und ließe sich sicher in mancher Hinsicht, allerdings mit einem wohl erheblichen  finanziellen Aufwand  verbessern. Die Ausgaben für die oben vorgestellte Bastelei sollten aber den Hobby-Etat nicht zu sehr belasten. Außerdem sollte das Modell auch nicht zu viel Platz auf einem Regal im Hobbyraum beanspruchen. Bei der Herstellung des Modells, bei der Gestaltung der elektronischen Schaltungen, beim Entwurf und der anschließenden Fehlersuche während  der Erprobung des Programms für den Atmega8 machte ich interessante Erfahrungen.

Schließlich war die Freude groß, als die „Anlage“ so funktionierte, wie ich sie geplant hatte.
 
 
Download: Das Bascom-Projekt ping_LGt3a.zip


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