Der Briefkastenwächter
von Jürgen Kuhn
Beim
Nachdenken über ein Projekt nur aus den Teilen des Adventskalenders
fiel mein Augenmerk insbesondere auf den Neigungssensor SW520D. Damit
müsste sich doch etwas Neues oder aber auch ein alter Wunsch
realisieren lassen. Begeistert hat mich das einfache Prinzip des
Sensors. Insbesondere auch dass nicht nur eine Kugel, sondern zwei
Kugeln für ein sicheres Schließen des Schalters sorgen. Aber auch die
Robustheit macht ihn für Einsätze im Außenbereich interessant.
Deshalb
fiel mir nach kurzer Zeit mein Wunsch ein, meinen Briefkasten auf neue
Post zu überwachen. Bisher waren mir Lichtschranken oder andere
mechanische Berührungsschalter zu störanfällig und nach kurzer Zeit
unbrauchbar. Aber der Neigungssensor versprach genau das leisten zu
können. Oft kippte ich ihn schon mal mit der Hand und stellte fest,
dass dieser einfache Sensor sehr gut in den Briefkastendeckel passen
würde. Vor allem der Auslösewinkel zum sicheren Auslösen wird sehr
stabil erfüllt. Als Trigger für neue Post muss im Grunde nur der
Briefkastendeckel einmal geöffnet werden.
Die Anforderung ist,
dass nicht nur ein Signal ausgelöst wird, sondern der Status auch noch
gespeichert wird. Dieser Status (Post ist da) muss stabil bis zum
Leeren des Briefkastens erhalten bleiben.
Also zwei stabile Zustände:
1. noch keine Post
2. Post ist da
Also
zwei stabile Zustände, Speichern, Anzeigen – natürlich ein „bistabiler
Multivibrator“ oder auch Flipflop! Schaut man in der Wikipedia (
https://de.wikipedia.org/wiki/Multivibrator)
findet man folgenden Satz: „Der bistabile Multivibrator hat zwei
stabile Zustände, zwischen denen er durch Triggersignale hin und her
geschaltet werden kann. Ohne Triggersignal verharrt er in dem zuletzt
erreichten Zustand.“
Exakt die Funktion die benötigt wird.
Aber reichen die anderen Bauelemente für eine derartige
Schaltung? Der Sensor ist schon mal da und sehr gut geeignet.
Nach Analyse einer einfachen Schaltung eines bistabilen Multivibrators
und mehrmaligen Zählen der Widerstände aus den Adventskalendern kamen
Zweifel, ob es an einem einzigen fehlenden Widerstand/-wert das Projekt
scheitern sollte. Von der Anzahl der Widerstände reicht es, aber die
Werte? Aber man kann ja Widerstände auch parallel schalten!
Nochmal gezählt und nachgedacht und es kam folgende Schaltung dabei
heraus:
Welche
LED beim Einschalten leuchtet ist reiner Zufall, falls der Taster und
der Sensor geöffnet sind. Das Schalten in den Ausgangszustand (grüne
LED, keine Post) geschieht nun dadurch, dass beim Verbinden der
Basiswiderstände (R6/R7) mit Masse der Strom nun nicht mehr über die
Basis des Transistors Q2 fließt, sondern über den Taster direkt auf
Masse. Somit wird der Transistor Q2 gesperrt, da nun 0V an seiner Basis
anliegen und kein Basisstrom mehr fließen kann. Damit ist auch die rote
LED aus. Der Strom über R3/4, R5 und Q1 reicht nicht zum Leuchten der
roten LED, aber zum Öffnen und offen halten von Q1 auch wenn der Taster
losgelassen wird. Beim Drücken des Tasters geht die grüne LED sofort
an. Wird der Taster losgelassen, bleibt weiterhin LED1 an, da ja nun Q1
geöffnet ist. Dieser Status ist stabil. Wird nun der Sensor
geschlossen, kehren sich die Verhältnisse entsprechend um. Nun wird der
zweite stabile Zustand erreicht. (Die Post ist da.) Die rote LED
leuchtet solange wie der Sensor geschlossen bleibt oder bis der Taster
S1 erneut betätigt wird. Nicht sonderlich komplex, aber es wurden nur
die Bauelemente der Kalender benutzt.
Nun schnell mal aufgebaut und getestet.
Obwohl
es nicht all zu viel Bauelemente sind, wird das Steckbrett schnell
unübersichtlich. Aber nach dem Anschließen der Batterie leuchtete schon
mal die rote LED. Auch wenn der Sensor bewegt wird, ist sofort die rote
LED an.
Beim Drücken des Tasters ging die rote LED sofort aus und dafür die grüne LED an.
In
der Praxis bzw. Außeneinsatz sieht das dann so aus: Der Neigungssensor
wird in den Deckel geklebt. Daneben habe ich den Zustand bzw. die Lage
der beiden Kugeln im Inneren des Sensors skizziert. Der Sensor ist
geschlossen und die rote LED ist an.
Ist
nun der Deckel geschlossen, ist der Sensor nicht leitend und die rote
LED bleibt weiterhin an. Auch hier habe ich für das bessere Verständnis
das Innere des Sensors skizziert. Der Sensor ist offen. So bleibt
entweder die grüne LED an oder wenn der Deckel geöffnet wurde strahlt
die rote LED.
Fazit:
Die Schaltung ist einfach und
leicht nach zubauen. Einfach super geeignet ist der Sensor für
diese Anwendung. Er löst sehr sicher aus und hat weder mit Hitze, Frost
noch anderen Wetterunbilden ein Problem. Auch Vandalismus ist kein
wirklich echtes Problem. Die Batterie befindet sich in der warmen Stube
bei der Anzeige - und nun muss nur noch Post kommen.......
Was
den Wettbewerb angeht, so möchte ich folgendes vorschlagen: Man kann
den Sensor auch an das IoT-Board anschließen und sich per E-Mail
informieren lassen. Dazu noch Datum und Uhrzeit und schon weiß man wie
lange der Brief im Kasten frieren musste bzw. ob der Briefträger ein
Frühaufsteher oder Langschläfer ist. Auch das Zählen der Öffnungen
während des Tages unter Beachtung einer softwaremäßigen Entprellung
wäre leicht möglich.