Bei
dem Adventskalender konnte man die Grundlagen der digitalen
CMOS-Technik (Logik Technik) praxisnah bekommen. Am Ende wurde dann
eine Blinkschaltung aufgebaut, die die ganzen Gatter des ICs
nutzt. Allerdings hat man bei diesem Kalender viel mehr gelernt
als in der endgültigen Weihnachtsschaltung steckte. Durch dieses Wissen
bzw. durch das Kombinieren der gezeigten Schaltungstypen kann man
noch kompliziertere Probleme lösen. Dieser Beitrag sollte zeigen, wie
man mit diesem Wissen kompliziertere Projekte Schritt für Schritt
bewältigt. Dabei werden nebenbei noch andere (Timer-)Schaltungstypen in
einfachen Beispielschaltungen erklärt. Dieser
Schaltungswettbewerbsbeitrag baut an dem Wissen der digitalen Technik,
die man an diesen 24 Tagen gelernt hat. Es wird dabei mit einem Gatter
anfangen und mit 2*4093 enden. Diese Beispiele sollen aber nur einen
Anstoß geben, selber dieses oder ein anderes Projekt oder Problem
anhand der digitalen Technik leicht zu entwickeln bzw. lösen.
PlanungsphaseZuerst
muss man sich überlegen bzw. Informationen rund um das Projekt sammeln.
Ein Ei, indem das Eigelb noch flüssig ist, erreicht man durch das
6-minütige Kochen (Bei Siedetemperatur). Ein Ei, das durch sein soll,
braucht ungefähr 9 Minuten. Oft wird man abgelenkt oder man vergisst
die Zeit. Diese Schaltung sollte Abhilfe schaffen. Was muss aber diese
Schaltung erfüllen bzw. besitzen? Es muss auf jeden Fall ein
zeitgebendes Element besitzen und eine Ausgangsquelle für die Ausgabe
in Optischer oder Akustischer Form haben. Dann sollte es noch ein
Eingabetaster oder Schalter zum Start haben. Betrieben sollte es aus
einem 9V-Block werden und auf einem Steckbrett gesteckt oder gelötet
werden. Es soll vielleicht auch wegen des „gefährlichen“ Einsatzes in
der Küche ein Gehäuse haben. Es soll möglichst mit der CMOS-Technik
aufgebaut sein und nicht zu teuer und zu aufwändig sein.
Ein-Gatter-TimerZuerst
wollen wir uns mit dem Zeitgebendem Element beschäftigen. In der
Elektronik wird dafür meist ein Kondensator verwendet. Je größer die
Kapazität und je größer der Ladewiderstand, desto langsamer erreicht
der Kondensator den Spannungspegel beim Laden bzw. Entladen, bei dem
die Schaltung „kippt“. Dafür gibt es eine kleine
Zeitkonstantengleichung:
T=RC
T: Zeit in der der Kondensator ca. 63% der Endspannung erreicht [s]
R: Ladewiderstand [Ohm]
C: die zu ladende Kapazität [F]
Da
der Kondensator sich nicht linear auflädt, kann man mit dieser
einfachen Gleichung nur die Zeit bis ca. 63% der Endspannung berechnen.
Wenn man ins Datenblatt schaut oder praktisch experimentiert, bemerkt
man, dass der 4093 bei 9V Betriebsspannung bei ca. 64% der
Betriebsspannung den Eingang als High erkennt. Somit lässt sich durch
die obere Gleichung sehr genau die Zeit ermitteln, in der der
Kondensator den High-Level erreicht und der Gatter kippt. Wir nehmen
einen Kondensator mit 100uF und mindestens 10V Maximalspannung. Danach
rechnen wir den Widerstandswert aus:
R = T/C = 180s / 0,0001F = 1800000Ohm
Wenn
man drei Anzeigen machen will, muss jede Stufe eine Zeitdifferenz von
3min haben. Somit können wir jetzt eine einfache Timerschaltung mit
einem Gatter bauen. Wegen dem Eingangswiderstand des Gatters muss der
Kondensator zwischen Eingang und Masse liegen, da er sich sonst durch
den Gatter laden würde. Wegen dem Eingangswiderstand, muss man bedenken
dass der Ladewiderstand kleiner als errechnet sein soll. 1MOhm +
680kOhm = 1,68MOhm haben sich als richtig erwiesen. Als der
Vorwiderstand der LED wurde wie im Kalender einer mit 3,3kOhm genommen.
Die Schaltung mit einem Draht als Schalter (s.Unten) .Es sollte 1,68MOhm heißen.
Zeitmessung einer Stufe
Das Ergebnis ist sehr gut. Als Schalter wurde ein Stück Draht (Kabel) benutzt.
Mehrere StufenJetzt
können drei Stufen hintereinander geschaltet werden. Wenn alle LEDs
leuchten, ist das Ei durch, wenn nur zwei, dann ist Das Eigelb noch
zähflüssig. Da die Timerstufen immer das Signal inventieren (NAND
Gatter), muss die zweite Stufe genau anders arbeiten, sprich: der
Ausgang ist im Leerlauf Low und nach dem Kippen High. Da tritt aber ein
Problem, das schon oben angesprochen wurde, auf. Durch den
Eingangswiderstand, lädt sich der Kondensator durch ihn schon von
alleine, und das verkürzt die spätere „Stufenzeit“ .Deswegen ist die
zweite Stufe ziemlich ungenau und kann große Abweichungen haben. Der
Rest funktioniert aber einwandfrei. Zur Problemlösung könnte man den
Taster auslassen und es dann direkt mit der Betriebsspannung anschalten
und den Ladewiderstand erhöhen, damit es sich ausgleicht. Wenn man den
Eingang von der Schaltung nach dem Betrieb wieder auf Low zieht, muss
man warten, bis sich die Kondensatoren entladen, bevor man es nutzt.
Eine andere, viel bessere Lösung wird dann noch unten Beschrieben.
Schaltung. Den Ladewiderstand der zweiten Stufe sollte man wegen dem
Innenwiderstand des Gatters erhöhen und somit die Zeit wieder
ausgleichen.
Das ist die Schaltung von Oben auf einem Steckbrett. Ein oben beschriebenes Problem tritt auf. Lösung s.Unten.
So sieht sie dann auf einem großen Stück Platine aus. (Flussmittelreinigungswasser glänzt noch)
Und so sieht es von hinten aus. Da es später in ein Gehäuse rein soll, wurden die Elkos auf der Rückseite draufgelötet.
Gehäuse
Tipp: Bei Discountern kann man für ca. 59 Cent ein schönes Vesper-Box kaufen und da Alles reinbauen.
Offenes Gehäuse. Die Schaltung ist mit Heißkleber festgemacht.
Geschlossenes Gehäuse. Man sieht den Schalter und die drei LEDs.
Akustischer Zusatz zu den SchaltungenDer
Rechteck-Generator von dem Kalender kann auch mit höheren Frequenzen
betrieben werden, in dem man den Gegenkoplungswiderstand und die
Kapazität verringert. Wenn man da einen Piezzo-Element anschließt ,
kann man einen Ton wahrnehmen. Ihn kann man als akustisches
Signal bei jeder der vorgestellten Schaltung am Ende benutzen.
Als Resonanzkörper wäre das gut, wenn man das Element an das Gehäuse
dranklebt. Aus diesen RC werten Produziert diese Schaltung einen
Rechtecksignal von ca. 625 Hz (s.Oszillogramm). Es muss direkt an dem
letzten Gatter angeschlossen werden.
Die Schalgeber mit ca. 625 Hz. Die Diode ist dazu da, damit die Schaltung bei einem festen Low-Zustand trotzdem schwingt.
Das ist die Schaltung auf dem Steckbrett. Als Ansteuerung wurde ein zweites Gatter genommen.
Bei einem Blick an das Oszilloskop verrät die Frequenz. (5V/Div) (1ms/Div)
Verbesserter Ei-TimerDa
es bei der letzten Schaltung Probleme mit dem Inventieren gab, werden
in dieser Schaltung zwei Gatter je so geschaltet, dass sie
inventierende Puffer werden. Alle Probleme sind somit gelöst.
Allerdings braucht man zwei 4093 und ein Großes Steckbrett. Die Zeit
der drei Stufen ist mit gewissen Toleranzen gleich. Der Schalter
entlädt den Elko sofort und bis die Anderen entladen sind, muss man
auch nicht lange warten. Den ersten Widerstand kann man dann falls
gewünscht an die untenstehende Schaltung anschließen. Optional kann
auch der Tongeber am Ende dazu geschaltet werden! Diese Schaltung kann
sehr gut auf einer Steckboardplatine aufgebaut werden und die Vorteile
der Platine werden genutzt!
Die Schaltung. Der zweite und der dritte Gatter dienen jeweils als ein inventierender Puffer.
Das ist die Fertige Schaltung mit 2*4093 und einem großem Steckbrett.
Man erkennt, dass alle Stufen mit Toleranzen sehr gute Zeitkonstanten liefen.
Taster als TriggerManche
mögen lieber Tasten als Schalter – das sieht auch moderner aus. Reset
muss man aber auf jeden Fall mit einem Schalter (oder Transistor)
realisieren. Aber der Start-Knopf ist ja das Wichtigste. Außerdem fällt
es leichter andere Schaltungen (z.B. Touchsensor) anzuschließen. Also
wurde fast die gleiche Flip-Flop-Schaltung wie im Kalender aufgebaut.
Jetzt drückt man auf einen Taster und der Timer schaltet sich ein. Als
Reset-Schalter wurde beim Steckbrett ein Draht parallel zum Elko
benutzt. Danach muss der Flipflop auch durch den Reset-Taster „resetet“
werden. Beim Anschließen der Schaltung an den 9V-Block muss der Elko
durch den Schalter kurzgeschlossen werden bzw. der Resettaster beim
Flipflop gedrückt sein. Es geht aber auch ohne den Kurzschlusschalter,
wenn man in Serie zum Ladewiderstand der ersten Stufe eine Diode
schaltet, wird die Schaltung sehr langsam (länger als beim
Kurzschließen des Elkos) sich selbst entladen. Somit entfällt der
Schalter. Allerdings muss der Ladewiderstand kleiner werden, um den
Spannungsabfall an der Diode zu kompensieren. Somit sind jetzt
alle Gatter der Beiden CMOS ausgeschöpft.
Flipflop mit nur einem Set-Taster. Es resetet sich selbst durch den Ladewiderstand, denn der Elko kurzgeschlossen wird.
Das
ist die endgültige Schaltung mit allen Zusatzschaltungen, die
vorgestellt wurden. Die „Gatter-Vorräte“ wurden erschöpft. In
dieser Schaltung wird Draht als Flip-Flop-Reset-Taster benutzt.