Gewitterwarner triggert Kamera            

von Jens Wuth                        
                    
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Ich bin schon immer fasziniert von Gewittern. Gern möchte ich über den Gewitterwarner und meinen Basteleien damit berichten. Habe mir bereits den dritten Gewitterwarner gekauft, um diese als Auslöser für Smartphone und Reflexe zu benutzen. Damit das funktioniert, musste ich vom Detektor eine Schnittstelle zum Smartphone und der Kamera-App realisieren.



Auslöser ist die Bl+, die einen NPN-Transistor über 4,7 kOhm ansteuert. Die Schnittstelle zum Handy habe ich mit einem Maus-Chip (MX8733) realisiert. Der Transistor schaltet direkt die linke Maustaste. Allerdings benötigt diese Version eine zweite verschiebbare Auslösetaste in der Kamera-App, da ich den Bildsensor der Maus nicht benutzen wollte. Diese zweite Auslösetaste ist aber bei moderneren Smartphones bereits Standard und stellt kein Problem dar. Zum Problem wird nur die Auslöseverzögerung des Smartphone/Kamera-App. Ich habe hier das Huawei P50p verwendet, dass eine Auslöseverzögerungen von 36-72 ms erreichen kann. Diese Verzögerung kann ich mit einen selbstgebauten Modul und einen Programm ermitteln. Es wäre prima, wenn der Gewitterwarner einen Steuerausgang für die Bastler hat. (Blitzimpuls). Der Blitz-Impuls sollte nicht länger als 10 ms sein. Hab mein Handy auch schon mit 5 ms ausgelöst. Ja, ich kann auch programmieren und könnte alles mit einen Laptop realisieren. Praktischer für unterwegs ist aber eine 2 Kanal-Fernbedienung, an die ich das Blitz-Modul per Klinke-Kabel anschließe. Die Stromversorgung erfolgt über das erste Smartphone und einen 3 Volt Spannungsregler. So brauche ich keine Batterien.



Nun, ich werde nicht jeden Blitz erwischen. Aber das macht dieses Event ja so spannend. Es gibt Leute, die nehmen ein 4/8k Video auf und grabben sich die interessanten Frames heraus. Na ja, ich mag es sportlicher. Außerdem habe ich hier auch alle Meta-Daten im Exif des Fotos.

Ich entwickle Software, um Fotos verschiedener Kameratypen vergleichen zu können. Diese Software funktioniert für Fotos von Smartphones und Systemkameras. Für einen Vergleich sollten die Kameras gleichzeitig den Motivbereich fotografieren. Zum Messen der Verzögerung der Handys haben wir ein kleines Modul gebastelt und ein Steuerprogramm geschrieben. Beim PC nutzen wir den Kopfhörer-Ausgang. Wir senden einen 800 Hz Ton zum Modul, welches den Impuls zur Kamera schickt. Die fotografiert den Bildschirm. Das Programm zeigt an, welche Zeit nach Auslösung vergangen ist und damit haben wir die Auslöseverzögerung. Das funktioniert präzise.



Beim Smartphones bietet sich eine Tandem-Halterung an, die auf einem geeigneten Selfie-Stick oder auf einem Stativ montiert ist. Um beide Kameras gleichzeitig und erschütterungsfrei auszulösen, hab ich mir eine Zweikanal Fernbedienung gebastelt. Basis ist ein Maus-Chip. Den hab ich aus alten PowerKing-Mäusen, er kann aber auch bestellt werden. Der MX8733 braucht keine Vorwiederstände und schaltet direkt die Masse über einen NPN-Transistor. Für zwei Kanäle werden zwei Maus-Chips benötigt.



In dem Stromlaufplan habe ich auch die Schaltung mit dem ATC7515DB-G gezeichnet. Statt der Bl+ kann man auch die +5V über einen Taster und einen Widerstand von 2-4 KOhm an T1 schalten. Dann hat man den Modus Fernbedienung. Ich schalte den Modus mit einem 3 poligen Schiebeschalter.



Wichtig: Das Smartphone sollte in der Kamera-App über eine verschiebbare zweite Auslösetaste verfügen. Die ist entsprechend zu positionieren, damit der Auslösevorgang korrekt gestartet wird. Bei Blitz-Fotos sollte das Smartphone bzw. Kamera über eine geringe Auslöseverzögerung verfügen. Ein Blitz, mit dem Smartphone automatisch fotografiert, sollte > 100 ms dauern. Aber das macht es eben spannend. Dieses Event steht noch am Anfang und wird ständig von meiner Partnerin Lee und mir weiterentwickelt.

Erweiterung von Lee und Jens

Während eines Gewitters ist uns aufgefallen, dass das Smartphone erst ausgelöst hat, wenn Bl keine Impulse mehr geliefert hat. Das wurde erst bei einem sehr langen Blitz deutlich. Dann ist der Blitz aber vorbei und wir fotografieren nur das „Nachleuchten“. Also haben wir die Schaltung erweitert: Mit der ersten H-Flanke wird die Bl-Leitung per Mini-Realis für rund 1 Sekunde aufgetrennt. Gleichzeitig wird ein 5-10 ms Impuls an die Smartphones gesendet, die dann sofort auslösen.



Dies ist die neue Fernbedienung mit diesem „Zeitmodul“ und zwei zeitgleich aufgenommene Fotos mit dem Huawei P40Pro+ und dem Huawei P50Pro. Hier ist das Gewitter noch ca 5 km entfernt. Dann kam der Regen und wir mussten abbrechen. Aber es ist tatsächlich möglich, einen „lebenden“ Blitz mit dem Detektor und einem Smartphone zu fotografieren.





Insgesamt hat jedes Smartphone 220 Fotos gemacht. Leider sind bei kleinen Gewittern die meisten Blitze „Wolken-Blitze“, die nicht direkt sichtbar sind. Trotzdem lohnt sich der Aufwand. Man braucht ja nichts machen, es geht alles automatisch.



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