Grundschaltungen der digitalen Elektronik


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Englisches Handbuch, Übersetzung von J.Pintaske: https://www.amazon.co.uk/Basic-Circuits-Digital-Electronics-Translation/dp/B0CPY19WY9

Inhalt

1 Vorbreitungen und Zusammenbau   6
1.1 Bauteile  7
1.2 Lötarbeiten  8
1.3 Überblick  10
2 NICHT-Gatter (Inverter)  14
3 AND und NAND  20
4 OR und NOR. 24
5 XNOR und XOR  28
6 Analog-Digital-Wandler   32
7 Analoge Level-Anzeige  38
8 Ein 10-Bit-Binärzähler  44
9 Lauflicht  48
10 Das RS-Flipflop  52
11 Das D-Flipflop  56
12 Das JK-Flipflop  62
13 Schieberegister  66
14 Ein 4 x 4-Bit-RAM.  72
15 Pulsweitenmodulation  76
16 Ein Frequenzzähler   84
18 Serielles Interface  90

1 Vorbereitungen und Zusammenbau

Die Kenntnis digitaler Grundfunktionen gehört zu den Grundlagen der Elektronik und der Computertechnik. Praktische Experimente sind dabei effektiver als trockene Theorie. Deshalb wird hier ein System eingesetzt, mit dem man die wichtigsten Grundschaltungen für eigene Experimente nutzen kann.

Damit der Aufbau möglichst kompakt und handlich bleibt, werden nicht die üblichen TTL- oder CMOS-Digitalbausteine verwendet, stattdessen werden alle Digitalschaltungen durch einen Mikrocontroller und seine Software erzeugt.

Vor dem Experimentieren wird zunächst die Platine zusammengebaut. Man braucht einen Lötkolben und etwas Lötzinn. Die Aufbauarbeiten helfen dabei, genau zu verstehen, wie die Teile des Systems zusammenhängen.

 

1.1 Bauteile

Der Bausatz enthält eine SMD-Platine mit dem Mikrocontroller und allen LEDs, Widerständen und Kondensatoren. Einige zusätzliche Teile müssen noch eingelötet werden. Dabei handelt es sich um zwei Steckleisten mit 2 × 10 Kontakten, zwei Tastschalter, ein Potentiometer und eine Schraubklemme für das Batteriekabel. Die Steckbrücken (Jumper) werden erst für die eigentlichen Versuche benötigt.


Abb. 1.1: Die vorbestückte Platine

Zusätzlich gibt es ein sechsfaches Kabel mit Steckbuchsen an beiden Enden, das in Einzelkabel aufgetrennt werden kann. Damit kann man auch Verbindungen zwischen entfernten Kontakten herstellen.


Abb. 1.2: Zusätzliche Bauteile

 

1.2 Lötarbeiten

Bevor es richtig losgeht, muss gelötet werden. Man beginnt am besten mit den zwei Pfostensteckleisten mit jeweils 2 × 10 Kontakten. Wenn man sie in die Platine einsetzt, kann danach alles umgedreht und auf eine flache Oberfläche gelegt werden, damit die Kontakte gerade sitzen. Am besten lötet man zuerst nur einen Pin  und kontrolliert dann noch einmal den korrekten Sitz. Notfalls kann man die Lötstelle noch einmal erhitzen und etwas korrigieren. Dann können alle Kontakte nacheinander gelötet werden.


Abb. 1.3: Eingebaute Pfostenstecker

Das ist zugleich eine gute Lötübung, falls man das noch nicht so häufig gemacht hat. Jede Lötstelle muss richtig heiß werden, damit das Lötzinn tief in die Bohrung fließt und den Kontaktstift völlig umhüllt. Man darf aber auch nicht zu lange löten, damit nicht der letzte Rest des Flussmittels verdampft. Eine gute Lötstelle erkennt man daran, dass sich das Lötzinn rund an das Metall schmiegt und eine glatte Oberfläche bildet. Falls nötig, kann man die Lötstellen problemlos noch mal mit etwas frischem Lötzinn nachlöten.

Nun folgten die beiden Tastschalter S1 und S2, das Potentiometer (kurz Poti) und am Ende die Schraubklemme für den Batterieanschluss. Wenn alle Teile eingelötet sind, werden von unten die kleinen Gummifüße in die passenden Löcher gesteckt. Die Platine steht damit sicher und kann den Tisch nicht verkratzen.


Abb. 1.4: Die fertig aufgebaute Experimentierplatine

Mit der Schraubklemme wird der Batterieclip angeschlossen. Das rote Kabel ist der Pluspol, das schwarze der Minuspol. Es hat sich bewährt, das abisolierte und verzinnte Kabelende nach hinten umzuknicken und das Kabelende dann zusammen mit der Isolierung in der Klemme anzuschrauben. Damit erhält man eine langlebige Verbindung und vermeidet einen Kabelbruch, der sonst nach häufigem Biegen des Batteriekabels droht.

 

1.3 Überblick

In der Mitte der Platine erkennt man den Mikrocontroller MS51FB9AE, einen modernen 8051-kompatiblen Flash-Controller. Er enthält zahlreiche Programme, mit denen er digitale Gatter und andere digitale Schaltungen realisiert, und ersetzt damit eine große Anzahl verschiedener digitaler Bausteine. Statt unterschiedliche ICs einzusetzen, muss man nur die passenden Programme wählen. Dazu dienen die Jumper-Positionen A bis D. Jumper U schaltet die Betriebsspannung ein. Auf der Platine gibt es einen 5-V-Spannungsregler HT7550 zur Stabilisierung der Betriebsspannung. Der Controller arbeitet daher mit stabilen 5 V.

Auf der anderen Seite gibt es zehn SMD-LEDs und die zugehörigen Anschlüsse der durch den Controller gebildeten digitalen Schaltungen. Jeder Anschluss kann Eingang oder Ausgang sein, und der aktuelle Zustand wird immer durch die zugehörige LED angezeigt. Damit hat man zehn Ein-/Ausgänge, die in den Versuchen die Anschlüsse der Gatter, Flipflops oder anderer digitaler Bausteine bilden.


Abb. 1.5: Schaltplan der Platine

Dass jeder Pin sowohl Eingang als auch Ausgang sein kann, wird durch die besonderen Eigenschaften der 8051-Controller möglich. Die quasi-bidirektionalen Ports verwenden einen Pull-up-Strom von ca. 50 µA, der die LEDs ausreichend hell leuchten lässt. Man darf jeden Anschluss nach Masse kurzschließen und erzeugt damit einen logischen Zustand 0. Auch der Controller kann jeden Pin mit seinem Open-Drain-Ausgang aktiv herunterziehen, während ein 1-Zustand hochohmig durch den internen Pull-up-Widerstand erzeugt wird. Alle Eingänge sind TTL-kompatibel und haben eine Schaltschwelle nahe 1 V. Der 1-Zustand jedes Ausgangs wird durch die zugehörige LED auf ca. 2 V begrenzt. Der Anwender darf jeden Pin, egal ob Eingang oder Ausgang, mit einem Jumper an GND legen. Die Anschlüsse sind daher extrem fehlertolerant. Nur der Anschluss externer Spannungen muss vermieden werden.

Die 8051-kompatiblen quasi-bidirektionalen Ports sind im 1-Zustand hochohmig. Damit trotzdem steile Schaltflanken erreicht werden, wird der Port bei jedem 0-1-Wechsel für zwei Taktzyklen, also für 0,5 µs bei der Arbeitsfrequenz von 4 MHz, mit einem größeren Strom hochgezogen. Das bleibt wegen der kurzen Dauer im Normalfall unsichtbar. Wenn aber in bestimmten Situationen Pegelwechsel mit sehr hoher Frequenz auftreten, steigt der mittlere Ausgangsstrom merklich an, was man an einer größeren LED-Helligkeit erkennt.

Die Eingänge an den Anschlüssen A bis D sind ebenfalls im Ruhezustand hochgezogen und können durch Setzen eines Jumpers in den 0-Zustand gesetzt werden. Damit lassen sich insgesamt 16 verschiedene Zustände einstellen, mit denen 16 unterschiedliche Grundprogramme gewählt werden können. Der Taster S1 ist mit dem Reset-Eingang des Controllers verbunden. Zum Starten eines ausgewählten Programms muss man deshalb kurz auf S1 drücken. Alternativ kann man die Betriebsspannung neu einschalten.

Der Taster S2 ist fest mit P06 verbunden und hat je nach Programm unterschiedliche Funktionen. Bei vielen Programmen gibt es einen Taktgeber und Rechtecksignale am digitalen Anschluss 9. Der Taster dient dann dazu, diesen Takt anzuhalten. Wenn man S2 bei einem Neustart oder einem Reset gedrückt hält, bekommt er bei einigen Programmen eine andere Funktion. Der Zustand des Schalters erscheint dann an Pin 9 anstelle des Taktsignals. So kann ein Zustand im laufenden Betrieb mit dem Schalter beeinflusst werden. Der Ruhezustand ist 1, bei gedrücktem Taster erscheint Zustand 0.

Das Poti auf der Platine hat unterschiedliche Aufgaben. In vielen Fällen kann man damit die Arbeitsgeschwindigkeit der digitalen Schaltungen bestimmen, sodass sich Reaktionszeiten oder Gatterlaufzeiten direkt beobachten lassen. Zusätzlich wird oft ein Taktsignal geliefert, das zehnmal langsamer ist als die Arbeitsfrequenz. In anderen Fällen liefert das Poti eine einstellbare Spannung für einen AD-Wandler oder andere Schaltungen.

Zusätzlich gibt es noch einen Widerstand und einen Kondensator, die mit Jumpern an bestimmte Anschlüsse gelegt werden können. Mit ihnen kann zum Beispiel ein Oszillator gebildet werden. 


 

Beispielkapitel: 11 Das D-Flipflop

Ein D-Flipflop ist ein 1-Bit-Datenspeicher. Es übernimmt den Zustand des Dateneingangs D bei einem Taktimpuls an C auf den Ausgang Q. Zusätzlich gibt es oft auch noch einen invertierten Ausgang /Q. Bei einem flankengesteuerten D-Flipflop geschieht die Datenübernahme entweder bei der positiven oder bei der negativen Flanke an C. Die beiden mit dem Programm 9 erzeugten D-Flipflops reagieren auf die fallende Flanke des Taktsignals.


Abb. 11.1: Programm 9, D-Flipflop

 

Abb. 11.2: Ruhezustand beider Flipflops

Zusätzlich wird hier ein Taktsignal mit einstellbarer Frequenz zu Verfügung gestellt. Es liegt diesmal parallel an den Anschlüssen 9 und 4, sodass es mit einem Jumper an den nächstliegenden Takteingang gelegt werden kann.

Zum Test kann man die negativen Taktflanken manuell erzeugen, wie das am linken D-Flipflop gezeigt wird. Durch das Aufstecken des Jumpers 8 wird der D-Zustand von Q übernommen. Wenn D verändert wird, wirkt sich das erst dann auf Q aus, wenn man C einmal öffnet und dann wieder gegen GND schließt. Gleichzeitig erscheint an /Q immer das invertierte Q-Signal.

 

Abb. 11.3: Grundfunktionen des D-Flipflops

Koppelt man wie beim rechten Flipflop das invertierte Ausgangssignal auf den Dateneingang zurück, entsteht ein Toggle-Flipflop, das bei jeder negativen Taktflanke den Ausgangszustand ändert. Am Ausgang erscheint dann die halbe Taktfrequenz.


Abb. 11.4: Ein 2-Bit-Binärzähler

Man kann auch beide D-Flipflops als Toggle-Flipflops betreiben und hintereinanderschalten, wobei der Q-Ausgang der ersten Stufe das Taktsignal für die zweite Stufe bildet. Damit entsteht ein 2-Bit-Binärzähler. Man bezeichnet diesen asynchronen Zählertyp auch als Ripple-Counter. Hier können für kurze Momente falsche Zwischenstände entstehen, weil jede Zählerstufe eine gewisse Zeitverzögerung hat. In der langsamsten Takteinstellung kann die etwas verzögerte Reaktion direkt beobachtet werden.


Abb. 11.5: Frequenzteiler durch vier

Ein synchroner Frequenzteiler durch vier verwendet zwei D-Flipflops, die am gleichen Taktsignal liegen. Die D-Eingänge sind wechselseitig mit Q und /Q des jeweiligen anderen Flipflops verbunden. Die halbe Taktfrequenz tritt an keiner Stelle auf, stattdessen liefern alle vier Ausgänge ein Viertel der Taktfrequenz. Aber sie haben unterschiedliche Phasen. Weil beide Stufen am selben Takt hängen, handelt es sich um einen Synchronzähler. In diesem Fall entstehen vier Signale mit Phasendifferenzen von jeweils 90 Grad, die eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Funksignalen spielen. Die Schaltung wird oft in IQ-Mischern für Software Defined Radios (SDR) eingesetzt.


Abb. 11.6: Schieberegister aus D-Flipflops

Mit flankengesteuerten D-Flipflops kann man Schieberegister aufbauen. Beide D-Flipflops erhalten denselben Takt. Der Q-Ausgang der ersten Stufe wird mit dem D-Eingang der zweiten Stufe verbunden. Die jeweils mit Jumper 7 eingegebenen Daten werden mit dem nächsten Takt nach Q übernommen und erscheinen dann noch einen Takt später am Ausgang Q der zweiten Stufe.

Weiter unten wird ein Schieberegister mit zehn Stufen vorgestellt, das auch für die serielle Datenübertagung eingesetzt werden kann.

 

Abb.11.7: 90-Grad-Signale an zwei D-Flipflops



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