Vom Hertzschen Dipol zum Detektorradio      

      von Klaus Leder
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Im Jahr 1886 spannte der 29jährige Physikprofessor Heinrich Hertz im Hörsaal des Karlsruher Polytechnikums einen 3 m langen Kupferdraht auf, der in der Mitte durch zwei nahe beiander liegende kleine Messingkugeln unterbrochen war.  An den Drahtenden dieses Dipols waren große Messingkugeln als Kondensatoren (K) angebracht. Die inneren Messingkugeln schloss er an einen Rühmkorff-Induktor an.


 
Die Induktionsspule mit Eisenkern hatte einen Unterbrecherkontakt (Wagnerscher Hammer). Beim Anschluss an eine Gleichstromquelle konnte Hertz Hochfrequenzimpulse erzeugen, die Funkenüberschläge an der Funkenstrecke (F) verursachten. An einem zweiten, ebenfalls in der Mitte unterbrochenem Draht, der in einem Holzrahmen befestigt war, entdeckte Hertz mit einer Lupe winzige Funken, wenn er sich mit diesem Resonator dem Sender annäherte. Offenbar erzeugten die Funkenüberschläge  elektromagnetische Wellen, die sich im Raum ausbreiteten. Sender- und Empfängerdipol waren offene Schwingkreise für Wellen im Dezimeterbereich.
 


Heinrich Hertz untersuchte mit weiteren Experimenten die Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen.  Für Reflexionsversuche  baute er parabolische Zylinderspiegel aus Zinkblech. Senderdipol und Empfängerdipol befanden sich jeweils in der Brennlinie. Ein Versuch mit einem Prisma aus Pech zeigte die Brechung elektromagnetischer Wellen.
                    


Die Interferenz der Wellen wurde mit dem Fresnelschen Spiegelversuch demonstriert. Auch Beugungserscheinungen an Spalten und Hindernissen und die Polarisation der Wellen konnten nachgewiesen werden. Bei Reflexionsexperimenten konnte Hertz mit seinem kreisförmigen Empfängerdipol Knoten und Bäuche der stehenden elektromagnetischen Wellen wahrnehmen und damit deren Ausbreitungsgeschwindigkeit berechnen. Das Ergebnis entsprach der Lichtgeschwindigkeit. Die von dem schottischen Physiker James C. Maxwell 1866 theoretisch vorausgesagte Existenz elektromagnetischer Wellen wurde 1886  durch diese Experimente von Heinrich Hertz bewiesen und die Wesensgleichheit von Licht und elektromagnetischen Wellen aufgezeigt.

Am Empfängerdipol hatte Hertz eine Lupe zur Registrierung der Funken angebracht. Der französische Physiker Edouard Branly ersetzte die Funkenstrecke durch einen Kohärer, einem kleinen mit Metallpulver gefüllten Glaszylinder. Unter der Einwirkung eines elektromagnetischen Impulses veränderte sich der elektrische Widerstand des Kohärers. In den 1890er Jahren konnte in einem Stromkreis mit dem Kohärer ein Signal empfangen und mit Hilfe eines angeschlossenen Relais telegrafisch weitergeleitet werden. Der Straßburger Physiker Ferdinand Braun hatte 1874 den Gleichrichtereffekt von Halbleitern entdeckt, als er auf Kristalle von Metallsulfiden eine Drahtspitze aufsetzte. Der Hochfrequenzgleichrichter aus Bleiglanz ermöglichte es,  die Feldstärke eines Signals mit einem empfindlichen Galvanometer (G) zu messen .

     
 
Mit Sprache oder Musik modulierte Wellen konnten 1899 mit der Kristalldiode demoduliert und die Nachricht mit einem elektrodynamischen Kopfhörer hörbar gemacht werden.

 

Zur Abstimmung auf eine Senderfrequenz diente zunächst ein Schiebespule. Später konnte mit Germaniumdioden und einem Schwingkreis aus Spule und Drehkondensator der Detektor auf Sendefrequenzen abstimmbar gemacht werden.

     

Bei neueren Bausätzen kann die Resonanz mit einem Sender durch Verschieben eines Ferritkerns in der Schwingkreisspule eingestellt werden. Bis heute hat der Empfang von Radiowellen ohne Batterie mit selbstgebauten Detektorempfängern seine Faszination nicht verloren.







Die Entdeckung des Funkensprungs durch Hertz hatte zur Folge, dass später drahtlose Übertragungen rund um den Globus und weit in den Weltraum möglich wurden. Auch Radartechnik und Handy-Technologie beruhen auf den Entdeckungen von Heinrich Hertz.


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