
Grundig 3010
Mein
verstorbener Freund Rainer hat am Anfang seiner beruflichen Laufbahn
bei Grundig gearbeitet. Ob er damals dieses Gerät bekommen hat, weiß
ich nicht. Aber jetzt hat seine Frau es mir übergeben. Ich habe es
innen nur etwas entstaubt und dann in Betrieb genommen. Alles
funktionierte noch erstaunlich gut.
Vieles an diesem Gerät ist ungewöhnlich. Wann hat man zuletzt eine EL11
in der Endstufe gesehen! Und Antennenanschlüsse und NF-Endstufe sind
gegenüber späteren Radios seitenverkehrt angeordnet. Einen Ferritstab
sucht man vergebens. Im Baujahr 1952 gab es so etwas noch nicht. Und
besonders seltsam ist die Verwendung einer EF85 sowohl als HF-Vorstufe
für UKW als auch als erste ZF-Stufe für die AM-Bereiche.
Unter dem Chassis
sieht alles sehr aufgeräumt aus. Aber ein Seilzug mit Umlenkrolle fällt
ins Auge. Er bewegt eine Koppelspule im ersten AM-ZF-Filter zur
Verstellung der Bandbreite. Der Seilzug wird mit über den Klangregler
für die Höhen bedient. Die Bandbreitenregelung ist eine feine Sache, um
Störungen in den AM-Bereichen zu mindern.
Nahe am Netztrafo und seinem Gleichrichter habe ich einen großen Elko
gefunden, der nachträglich eingebaut wurde. Das hätte ich sonst tun
müssen, denn bei so alten Radios sind üblicherweise die Elkos
ausgetrocknet.
Weil das Radio für eine externe Antenne vorgesehen war, habe ich es an
meine Amateurfunk-Außenantenne angeschlossen. Auf Kurzwelle zeigte sich
der Erfolg. Ich konnte chinesische Musik über einen Sender direkt aus
China in einer beeindruckenden Klangqualität hören. Die Bandbreite
wurde in Richtung breit gestellt. Und aus dem Lautsprecher kamen nie
gehörte Klänge, mit denen die Kurzwelle wie zu einem neuen Leben
erwachte. Sonst kurbelt man ständig herum, aber hier blieb ich wie
verzaubert auf derselben Frequenz und konnte mich kaum trennen. Und all
das mit einem so alten Radio.