Die
Thematik um die Dynamik der unterschiedlichen
Rundfunk-Übertragungsarten ist sehr interessant. Ich verfolge das Thema
"Dynamik" schon seit längerer Zeit im Zusammenhang mit der Unsitte,
Musik immer stärker in ihrer Dynamik zu komprimieren - Stichwort
"Loudness War". Für Messungen in diesem Umfeld gibt es ein u.a. sog.
"Dynamic Range Meter" (dynamicrange.de/free-downloads). Dies ist ein
Plugin für den Player "foobar2000".
Bei
den Messungen zur DAB-Dynamic wurde der auf den Bildern gezeigte
Empfänger-Typ benutzt. Bei einem der eingesetzten Empfänger-Sticks
waren Adapter für SMA und BNC auf MCX dabei. Die MCX-Seite ist
vermutlich auf 50 Ohm ausgelegt. Der Empfängereingang hingegen hat eine
75-Ohm-Buchse. Diese Kombination passt mechanisch nicht wirklich gut
zusammen. Die Verbindung ist sehr schwergängig.
Die
auf den Bildern gezeigten Stecker auf den selbstgefertigten
Anschlussleitungen sind hingegen 75-Ohm-Varianten. Diese lassen sich
von der aufzuwendenden Kraft so auf den Empfängereingang stecken, wie
man es erwartet.
Dieses Tool eignet sich
auch für Messungen an Rundfunk-Übertragungen. Verglichen wurden die
Übertragungsarten UKW-FM / DAB und DABplus. Zur Gewinnung eines
Datenfiles wurde ein UKW-Tuner (Technics ST-S8) an eine Soundkarte
Terratec EWX2496 angeschlossen. Der ADC-Datenstrom wird per sox in ein
WAV-File gespeichert. Die Aussteuerung wurde knapp unter die
Clipping-Grenze eingestellt und blieb während aller Versuche
unverändert.
Zum Empfang von DAB und DABplus wurde SDR-J-DAB
(www.sdr-j.tk) benutzt. Dieses Programm kann seinen Audio-Output direkt
in ein File schreiben. Als SDR-Empfänger werden RTL2832U-USB-Sticks
benutzt.
Im Nürnberger Raum eignen sich vor allem BR1 und
BR-Klassik für vergleichende Messungen. Diese werden (noch) über alle
drei genannten Wege verbreitet. BR1 gibt es in der DAB-Variante zwar
nur in der Oberbayern-Regionalisierung. Bis auf wenige Ausnahmen ist
das Programm aber identisch.
Die Programme wurden zeitgleich
über alle drei Verbreitungsvarianten etwa eine Stunde lang
aufgenommen. Anschließend wurden die Wave-Files mit dem o.g.
Dynamic-Range-Meter gemessen. Das Dynamic-Range-Meter liefert u.a. eine
Größe, die die in den vermessenen Daten vorhandene Dynamik
zusammenfasst. Je größer die Zahl, desto größer die Dynamik. Der
Versuch wurde mit BR1 und BR-Klassik je zweimal durchgeführt.
Ergebnis:
fm dab dab+
br1 14 15 17
br1 14 11 17
brklassik 11 12 11
brklassik 13 12 12
Aus diesen wenigen Messungen kann man noch nicht viel herauslesen.
Nach de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_DAB-Sender_in_Deutschland werden folgenden Datenübertragungsraten benutzt:
BR-OBB (DAB) 160 kbit/s
BR-Franken (DAB+) 80kbit/s
BR-Klassik (DAB) 192 kbit/s
BR-Klassik (DAB+) 128 kbit/s (mit Mehrkanalton)
Die
Datenraten zeigen also zur gemessenen Dynamik bei diesen Versuchen
keinen unmittelbaren Zusammenhang. Interessant ist aber, dass bei
BR-Klassik im Gegensatz zu BR1 die drei Varianten fast gleiche
Dynamik-Werte haben.
Hier zwei Screenshots des SDR-J-Receivers. Einmal im Modus "DAB"
und einmal im Modus "DAB+". Dargestellt wird u.a rechts oben das Spektrum
des Empfangssignals. Man kann gut die Bandbreite des DAB-Kanals (1.536 MHz)
erkennen. Die Einstellung des SW-Receivers ist nicht ganz einfach. Die
Oszillatoren in den Sticks sind scheinbar nicht ganz so genau. Man muss
etwas probieren (an der Auswahlbox über den "MP2"-Button und mit den zwei
Buttons "-1K" und "+1K". Nach einiger Zeit klappt es aber recht gut. Das
System hat auch eine AFC.
Mit dem "Writing"-Button auf der rechten Seite
kann man das dekodierte Signal direkt als Wave-Datei ausgeben lassen.
Diese Dateien für DAB bzw. DAB+ und die per Sampling des Signals vom
FM-Tuner gewonnene Datei werden nun mit dem Dynamic-Range-Meter analysiert.
Der zugrundegelegte Player "Foobar2000" läuft mit "Wine" auch unter
Linux. Für unsere Messzwecke wählt man die Dateien aus und wendet das
Plugin "Dynamic-Range-Meter" nacheinander für alle gewünschten Dateien
an. Es wird - getrennt für beide Stereo-Kanäle - der Dynamic-Range, die
maximale Aussteuerung und der Durchschnittswert der Aussteuerung
gemessen. Ein Durchschnittswert des "Dynamic-Range" für links und rechts
ist dann der Wert, den wir hier betrachten.
Weitere Messungen
ergaben folgenden Eindruck:
- "Der" bessere Übertragungsweg ist durch die
Messungen nicht eindeutig auszumachen.
- Klassik ist tendenziell
dynamikärmer als Popmusik (habe ich so nicht erwartet)
- Bei "Heute im
Stadion" liegt die FM-Übertragung vorne (15 gegenüber 10 (DAB) und 12 (DAB+)
- FM schlägt sich allgemein aber recht gut.
Zu einer "sensorischen Messung" - also per Gehör - wurde ein Technics
ST-GT1000 verwendet. Nach meinem Empfinden klingt FM angenehmer als DAB.
Dabei wurde zunächst möglichst genau die Wiedergabelautstärke für die
beiden Wege FM und DAB (der Technics ST-GT1000 kann kein DAB+ und wird
wohl demnächst DAB-Edelschrott) angeglichen.
Erfahrungen mit dem TT Dynamic Range Meter von Wolfgang Hartmann
Dynamik
von Musikstücken messen. Es ist mir gelungen, eine Version von TT
DYNAMIK RANGE METER downzuladen und unter WIN7 und XP zur Funktion zu
bringen.
Es
wird ein Audiofile, wav-Format, geladen und die Ergebnisse werden
angezeigt. Die Formate 44,1 kHz / 16 bit in WAV- und MP3-Files
können ausgelesen werden. Nicht lesbare Formate werden durch LOAD
abgelehnt. Bislang das einzig mir bekannte Programm, das die Dynamik
eines ganzen Musikstücks durchsucht und die Dynamik angibt. Im
richtigen Format abgespeicherte Audiofiles ob aus Rundfunk oder
generell aus Audiofiles werden in einem Durchgang bewertet.
Alle
Stücke zeigen sehr unterschiedliche Dynamikwerte. In Zusammenhang mit
Dynamik-Tabellen kann jetzt ein Vergleich gezogen werden.
In
dem obigen Beitrag von Bernd aus Nürnberg ist eine große Sammlung
von Dynamikdaten aufgeführt. Hier können praktische Beispiele
verglichen werden. Ein Grundsatzartikel zu Loudness War und generelle
Informationen zum Thema:
http://www.stereo.de/service/artikel/report-lautheitswahn-in-der-musikproduktion/Die Internetseite für Messen bzw. Download von Progammen:
http://www.pleasurizemusic.com/free-downloadsEmpfehlungen für Wahl von Dynamikfaktoren in unterschiedlichen Musikarten bei
www.dynamicrange.de:
BR:Klassik
FM gegen DAB Dynamikwerte: Es ergeben sich bei gleichzeitigem Verlauf
auf zwei parallell geschalteten Rechnern (XP. WIN7)
deutlich unterschiedliche Dynmikwerte.
FM-Dynamik
DAB-Dynamik
Dynamikfaktor DR = 20, File gespeichert in Audacity:
Ein
seltenes Audiofile mit einem Faktor von DR 20 im Zusammenblick mit
abgespeicherter Datei und Anzeige des TT-Dynamik-Range-Meters.
Kommentare zur DAB-Dynamik, von Heinz D.
(D_iskussion um des A_ristokraten B_art, kurz DAB )
Die
Whitepaper von AAC-LC (Low Complexity, die Basis-ACC für z.B.
Kofferradio) und HE-AAC (Multichanel baut auf AAC-LC auf) sind bei
Frauenhofer zu finden und zeigen die unterschiedliche Zielsetzung. Der
BR hat wohl im laufe der Jahre mal beide Codecs gekauft. Das Personal
hat möglicherweise die Schalterstellungen 'AUTO' gewählt, was bei
verschiedenen Programmaterialien die obigen Unterschiede zeigt. Ich
habe schon gehört, wie bei älteren Aufnahmen (mit Rauschen) der Codec
ständig zwischen Mono und Stereo hin- und hergeschaltet hat, was
grauenhaft war, weil auch der Empfänger kurz umschalten musste.
Geschichtliches: Früher
wurden viele Sender (Frequenzmodulation) von der DBP betrieben und von
den Rundfunkanstalten gemietet. Die Programmacher versuchten mit großen
Lautstärken ihre Reichweite zu erhöhen (was nicht geht). Da die
Übermodulation die Nachbarkanäle stört, hat die DBP nach wiederholter
Übersteuerung Limiter/Kompressoren gekauft und in Rechnung gestellt.
Die Anstalten haben dann selbst Limiter/Kompressoren gekauft und
festgestellt, dass man mit dem Kompressor die Dynamik so weit
zusammenquetschen kann, dass es auch im Auto noch gut zu verstehen ist.
Maxi-Single-CD werden oft mehrfach abgemischt: 'Normal' und
'Radio-Edit' (komprimiert). Die AAC-Codecs haben Limiter und
Kompressoren fest vorgeschaltet, weil sie mit Übersteuerung nicht
arbeiten können (teilweise kann man auch noch 'Loudness' einschalten).
Nachdem
das ursprüngliche Material durch Kompressor, Loudness, Limiter und
AAC-Coder gelaufen ist, kann hinter der Decodierung (Empfänger) nur die
Rest-Dynamik beurteilt werden! Keiner würde versuchen mit einem
kleinen, stark komprimierten .jpg-Foto ein Gemälde zu beurteilen. Das
Foto oder die Musik ist einfach nur schön oder nicht, niemand wird
gezwungen.
Erklärungsversuch: Jede
Information kann man als Volumen eines Quaders verstehen. Die x-Achse
ist die Frequenz/Bandbreite, die y-Achse ist die Amplitude/Dynamik und
die z-Achse stellt die Zeit dar. Für 'just in Time' -Übertragungen,
also Telefon/Radio, ist t=z immer =1. Die t-Achse soll hier nicht näher
betrachtet werden, aber Sie kennen das vom Kopieren eines
1-min-Audio-File, was meist schneller geht (offline-Übertragung). Es
genügt hier eine 2-dimensionale Darstellung. Die zu übertragende
Information ist dann x*y. x=f=linear (Fourier ist schuld),
y=Dynamik=linear (60dB=Faktor 1000), obwohl wir f und den Pegel
logarithmisch empfinden (Psyche). Beide Achsen sind gleichwertig: man
kann das halbe Frequenzband mit der doppelten Dynamik übertragen und
umgekehrt (gleiche Flächen)!
Zwischen Informationsquelle
(Sender) und Informationssenke (Empfänger) liegt der Übertragungskanal.
Wie ein 'Kanalrohr' lässt er mehr oder weniger übertragbares
Volumen/Fläche zu. Funk-Übertragungen fügen noch Rauschen und Störungen
hinzu. Hier kommen nun Kompressionsverfahren zum Einsatz, um möglichst
effizient den Kanal zu nutzen (Volumen/Fläche zu reduzieren). In
x-Richtung kann die Frequenz (auf z.B. 16kHz = 128kb/s .mp3) begrenzt
werden. Leicht zu errechnen ist die verbliebene Dynamik: bei
min.32kSamples -> 128kb/s / 32kS = 4 Bit. Darin muss die Polarität
und die Stereo-Information untergebracht werden. Das ursprüngliche
Signal (CD: 44100kS * 16Bit * Stereo = 1,4Mb/s) wird in mehreren Stufen
von redundanten Anteilen und nicht hörbaren Überdeckungseffekten
befreit. Durch Zusammenfassung zu kleinen Paketen kann Lautstärke,
Polarität und Stereo-Information platzsparend untergebracht werden.
(Kompression: 1,4Mb/s / 128kb/s = 10,94)
Bei der Rückwandlung
können nicht alle entfernten Anteile restauriert werden! Unterschiede
zum Originalsignal nennt man Klirrfaktor. Verlustbehaftete
Kompressionsverfahren (MP3, AAC) müssen damit leben. Da die Verzerrung
meist harmonische sind, werden sie nicht als so störend empfunden. Da
die Decoder nur in Teilen ein Spiegelbild der Encoder sind und da er
deren Vorkommpression und Limittereinstellung nicht kennt, ist eine
Rückwandlung nur teilweise möglich.
Krieg oder nicht? Wie ich bereits im
Teil 4
meiner Lautsprecher erwähnte, ist das Hören nicht nur eine physische
sondern auch eine psychische Angelegenheit: Hört man zwei identische
Lautspecherpaare (hinter Sichtschutz), von denen ein Paar leiser
eingestellt ist, wird jeder das lautere als das bessere einstufen! Weil
unser Gehirn sofort und von uns unbemerkt die Höhen- und
Tiefen-Wiedergabe abschaltet, um mit den mittleren Frequenzen eine
Richtungsortung durchführen zu können. Es war für uns (Menschen) mal
überlebenswichtig Schallquellen horizontal zu orten, vertikal sind wir
nicht so empfindlich. Aus dem Grund darf der Hochtöner nur über/unter
dem Mitteltöner angeordnet werden, sonst gibt es Kopfschmerzen, weil
das Gehirn ständig die Lautsprecher separat zu orten versucht. Unter
200Hz sind unsere Ohren und der Abstand zu klein, um sie zu orten.
Die Zielsetzung der Musik-Redakteure ist nun klar oder?
Analyse:
Nur so zum Spaß habe ich mal wahllos ein paar Stücke analysiert
(Pop.mp3 und Techno.mp3). Scheinbar ist es nicht so übel, was ich
häufig höre. Ich kenne den Algorithmus nicht, schätze aber, dass die
.mp3-Files über '12' wegen der Kompression kaum hinauskommen.
Weitere Messungen und Hinweise von Wolfgang Hartman:Das
Wichtige an der Situation ist, dass wir jetzt auch Dynamiken messen
können und nicht nur Frequenzspektren durch Audacity 2.05. Damit können
wir uns einen Spiegel der Rundfunk-Übertragungen messtechnisch selbst
erstellen. Schon gut, dass Digitaltechnik so viele Möglichkeiten
eröffnet. Seit Jahrzehnten bin ich aus persönlicher Neigung mit
Audiotechnik verbunden. Analog und heutzutage auch digital als
Messmöglichkeit oder Wiedergabe-Praxis beim bevorzugten Musikhören.
DAB-Technik im Rundfunk:
DAB-Technik.pdfDynamik div. Rundfunksender in Nürnberg für DAB:
Dynamik_Sender_Nürnberg.pdfTT DYNAMC RANGE METER DR 1.4:
TT DYNAMC RANGE METER DR 01.4.pdfDynamik-Faktoren von 20 und mehr:
DynamikFaktoren.pdf