Der Hemdentaschen-Weltempfänger “DESPI M1”                    
mit dem Modul DSP 444 (klein) oder DSP 443 (groß)      

von Werner Mews

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Das in den Projekten „Hongkong“ und „ALKMENE“ in 2018 verwendete DSP-Empfängermodul aus China ist für die Konstruktion eines Mini-Weltempfängers prädestiniert. Offenbar ist es für diesen Zweck auch entwickelt worden. Das Modul war bis 2022 in zwei Größen erhältlich. DSPM 443 ist mit einem Mini-Foliendrehkondensator der Maße 20 x 20 mm, das kleinere, DSPM 444 mit einem der Maße 17 x 17 mm ausgeführt. Die beim 444 gegenüber der Ausführung 443 dazugekommenen digitalen Ein- und Ausgänge SDIO und SCLK bleiben in der folgenden Beschreibung unberücksichtigt. Ich habe beide Module für Taschenempfänger verwendet. Mittlerweile sind diese Module bei einem großen asiatischen Online-Markt leider vergriffen.
 




Die Schaltung der Taschenempfänger entspricht jeweils dem Schema des Herstellers. Die Betriebsspan-nung beträgt ca. 3 Volt (2 AAA oder 2 AA Zellen zu 1,5 V oder Akkus). Die Lautstärke ist erstaunlich. Für das beschriebene Projekt wird das kleine Modul verwendet, und es ist nur Mono-Wiedergabe vorgesehen (PIN 17 offen).





Die Wahl von MW- und der SW – Bänder  erfolgt wie beim Tischgerät „Hongkong“ durch einen Hexadezimal-Encoder-Schalter, diesmal allerdings in einer Mini-Ausführung, Fabrikat Hartmann. Für das europäische FM – Band 88 – 108 MHz bleiben die Pins 7 u. 8 unbeschaltet.



Als platzsparend und konstruktiv-layoutmäßig am klarsten empfiehlt sich das Verbinden der einzelnen Pins des Moduls mit der Platine über Steckerleisten im Rastermaß 2 mm. Allerdings soll beim kleinen Modul die Höhe des Körpers 1 – 1,5 mm nicht überschreiten, weil die Eckpins 18, 19, 20, 21 recht kurz sind und es ansonsten schwierig wird, sie auf der Platine anzulöten. Ich behalf mir mit selbst gefertigten Steckerleisten aus einem schmalen Streifen Pappe und durchgesteckten Drahtabschnitten von 0,5 mm Durchmesser. Das Bild zeigt ein Modul mit angelöteten herkömmlichen Stiftleisten



Als Problem beim Anbringen einer Drehachse auf dem Minidrehkondensator bei der Ausführung 444 erwies sich der kleine Achsansatz mit einer Breite von 2.3 – 2, 4 mm und der Gewindebohrung M 1,6 oder M 1,7 - was nicht exakt zu ermitteln war. Im Versuchsgerät hielt jedoch eine M1,6 – Schraube von 12 mm Länge die manuell aus einem 4mm Rundmessing gefertigte Verlängerungsachse fest. Das Ausfeilen einer symmetrisch-parallelen Nut in der nötigen Breite erfordert Geschick und Genauigkeit und gelingt nur mit Miniaturfeilen. Ebenso sorgfältig muss beim Bohren der Achse vorgegangen werden, da sonst die axiale Bohrung exzentrisch oder schräg wird. Besitzer einer Feinmechaniker-Drehbank sind klar im Vorteil.



Die von mir für das Projekt des „Hongkong“ – Empfängers erstellte Skalentabelle kann zum Anfertigen einer halbkreisförmigen Abstimmskala verwendet werden. Es ist aus Platzgründen schwierig, die Kurzwellen-Bänder sinnvoll auf der rel. kleinen kreisförmigen Skala abzubilden. Ich übertrug deshalb die Li-nearskala („1…10“) auf die Kreisskala und klebte die komplette Tabelle auf die Rückseite des Empfängers. Ich habe vorher auf der Kreis-Skala noch die Abstimmungsverläufe für MW und FM korrigiert.







Mit einer Ferritantenne von  7 - 8 cm Länge bei einem Durchmesser von 7 – 8 mm und einer Wicklungsinduktivität von ca. 400 µHy (100 – 110 Windungen CuL) erzielt man im MW-Bereich sehr gute Empfangsergebnisse, wenn auch nur nach Sonnenuntergang und fast ausschließlich mit Sendern aus dem Aus-land. Einen Überblick über deutschsprachige Sendungen auf  MW und SW bietet der jeweils für die aktuelle Sendeperiode auf der Internetseite www.wwdxc.de/hfd.pdf zu findende „Hörfahrplan Deutsch“.



Beim fertig aufgebauten Empfänger dröhnt es bei voll aufgedrehtem Lautstärke-Poti sehr laut mit Verzerrungen, sodaß man die Lautstärke reduzieren muss. Der Betrieb ist bis zu einer Batteriespannung von ca. 1,8 V herab möglich, wobei man die Lautstärke jedoch deutlich reduzieren muss und die Anzeige-LEDs nur schwach leuchten. Spätestens dann sollten die Batterien oder Akkus ausgetauscht werden. Der Ruhestrom des Gerätes beträgt etwa 40 mA.

Das Mustergerät wurde in ein sog. Schiebegehäuse in Etuigröße mit den Maßen 141 x 62 x 25 mm eingebaut und mit einem flachen Minilautsprecher, 8 Ω – 0,2 W, Durchmesser ca. 50 mm, versehen. Das Öffnen und Schließen dieses intelligent konstruierten Gehäuses erfolgt durch Verschieben der Ober- und Unterschale; es gibt keinerlei Befestigungsschrauben. Schiebegehäuse und dazu passender Batteriehalter sind bei einem namhaften norddeutschen Elektronik-Versandhändler erhältlich. Eine Teleskopantenne mit ca. 70 cm Länge lässt sich einfach am Gehäuse befestigen.









Mit der beschriebenen elektrischen und mechanischen Konstruktion wird man sich an dem erstaunlich leistungsfähigen kleinen Weltempfänger Marke Eigenbau („DESPI M1“) lange erfreuen, der zudem noch ganz ohne WLAN und internetfrei funktioniert. Die Empfindlichkeit bei MW ist bei richtig dimensionierter Ferritantenne erstaunlich! Viele Sender sind abends und nachts in guter Qualität zu empfangen. Auch der Kurzwellenempfang ist sagenhaft, und UKW sowieso.

Fazit: Ein lohnendes Selbstbauprojekt mit erfreulicher Performance.
Verwendete Software:
Schaltplan: splan7.0 (abacom)
Platinenlayout: sprint-layout 5.0 (abacom)                       

© W. Mews, Januar 2024


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