AM-FM-Empfänger CF210SP
von Günther Zöppel
Für 3,83 $ wird bei Aliexpress ein AM/FM-Empfänger-Bausatz
angeboten. Radios kann man ja nie genug haben, und bei dem Preis? Also schnell
bestellt, und nach einer moderaten Lieferzeit von ca. 4 Wochen kam dann das
Päckchen zollfrei an.
Es gibt zum Bausatz schon eine Menge Hinweise im Web, daher
möchte ich hier nur zusätzlich meine gemachten Erfahrungen dokumentieren. Die
folgende Seite (in Englisch) stellt den Zusammenbau sehr ausführlich dar.
https://goughlui.com/2016/09/07/project-paeansonic-cf210sp-cd9088cd7642-amfm-radio-kit/
Die Bestückung ist einfach zu bewältigen, da es außer dem
FM-Empfänger-IC CD9088 (SMD, Gehäuseform SOIC 16) nur bedrahtete Bauelemente
gibt, die konventionell auf der Oberseite der einseitigen Leiterplatte
platziert und auf der Unterseite verlötet werden.
Die mitgelieferte Dokumentation ist nur chinesisch, aber
Schaltbild und Stückliste sind ja für alle Elektroniker lesbar, also kann man sich bedenkenlos an den Aufbau wagen.
Nach der Bestückung schließt man Lautsprecher, Antenne und eine
externe Stromversorgung von 3V = (2xAA-Batterie) an und kann einen ersten
Probelauf starten. Die LED sollte sofort leuchten, und wenn man keine
Bestückungsfehler gemacht hat, sollten auch schon erste Sender empfangbar sein.
Bei mir bereitete der NF-Verstärker TDA2822 Probleme, es
wurde bei großer Lautstärke ein blubberndes Geräusch aus dem Lautsprecher hörbar. Dies entpuppte sich nach einer
Fehlersuche als interner Kontaktfehler an einem der Widerstände des
Boucherot-Gliedes (R11= 4,7 Ohm) am Ausgang des Verstärker-IC´s, der Widerstand
hatte keinen Durchgang mehr. Nach Ersatz desselben lief alles problemlos.
Während der Erstinbetriebnahme empfiehlt es
sich, die Stromversorgung , wie schon oben erwähnt, extern mittels Prüfstrippen
anzuklemmen, da das Batteriefach des Radios nur im zusammengebauten Zustand
funktioniert und man dann aber nicht mehr an die Leiterplatte für den Abgleich
und eventuelle Fehlersuche herankäme. Die Drähte zu den Batteriekontakten und
zur Antenne sollten vor dem Einbau verlötet werden, denn im eingebauten Zustand
würde sich durch die zugeführte Lötwärme unweigerlich das sehr empfindliche
Gehäusematerial (Plastik) verformen.
Der endgültige Zusammenbau des Gehäuses
gestaltet sich etwas fummelig, da gleichzeitig der Skalenzeiger, die
Anzeige-LED, der Schaltschieber des Wellenschalters und die Ohrhörerbuchse in
entsprechende Ausschnitte des Gehäuses eingefädelt werden müssen. Nach meinen
Erfahrungen sollte man mit dem Einschieben des Skalenzeigers anfangen, dann die
LED in die Aussparung bringen, die Leiterplatte etwas andrücken, sodaß sie auf
den Gehäusebolzen mit ihren Befestigungslöchern aufliegt und der Wellenschalter
einrastet, und dann erst den korrekten Sitz der Ohrhörerbuchse herstellen.
In
diesem Zustand ist dann auch der Frequenzabgleich der Skala durchzuführen, man
kommt noch an die am Drehko angebauten Abgleichtrimmer heran. Diese sind durch
Bohrungen in der Leiterplatte erreichbar. Ich habe jeweils an den oberen Enden
des Skalenbereiches auf die Frequenzen bekannter Sender abgeglichen, dann
stimmte die gesamte Skala mit ausreichender Genauigkeit. Die Gehäusehälften
müssen evtl. noch etwas nachbearbeitet werden, wenn Drehko- oder Poti-Rändelrad
schleifen. Das war bei meinem Gerät der Fall, ich habe mir mit
Feinmechanikerfeilen und Cuttermesser geholfen. Dabei sollte man sehr
vorsichtig zu Werke gehen, damit man keine Kratzer auf der Außen-Oberfläche des
Gehäuses hinterlässt. Dann kann man die hintere Gehäuseschale schließen und die
selbstklebende Skala durch Abziehen der Schutzfolie endgültig anbringen.
Fazit:
Ein sehr formschönes und handliches Gerät mit ausreichenden
Empfangsleistungen, sehr leicht und gut zu tragen. Trotz Verwendens des
Geradeaus-Empfangsprinzips beim AM-Bereich, ca. 500 – 1650 kHz (minimalistische
Schaltung mit TA7642), ist die Empfindlichkeit gut, alle Sender, die ein
Taschensuper bringt, findet der CF210SP auch. Der FM-Bereich ist durchgehend
von 76 bis 108 MHz empfangbar, da aber hierzulande meines Wissens keine
Rundfunksender von 76 bis 87 MHz arbeiten, drängt sich der UKW-Bereich etwas
auf der oberen Skalenhälfte und erfordert eine gewisse Feinfühligkeit beim
Abstimmen. Offenbar arbeiten in China noch einige Fernsehsender auf diesen
unteren FM-Frequenzen, dafür spricht die Angabe FM-TV bei der Beschriftung des
Wellenschalters, da könnte der TV-Ton abgehört werden. Die Klangqualität des kleinen Lautsprechers
ist, der Gehäusegröße angemessen, ziemlich gut. Natürlich hört man keine Bässe,
aber da das Gerät vorwiegend zum gelegentlichen Verfolgen der Nachrichten
verwendet wird und die Sprachverständlichkeit genau in diesem wiedergebbaren
Frequenzbereich hoch ist, erfüllt das Gerät völlig seinen zugedachten Zweck. Es
bereichert meine Sammlung, der Aufbau hat Freude bereitet, und der Preis ist mit
ca. 4 € auch kein finanzieller Ruin. Das Gerät war sicherlich in China
einstmals als Massenprodukt (dann natürlich zusammengebaut) für den riesigen
Markt vorgesehen, aber im Zuge der Miniaturisierung und Hinwendung zur
SMD-Technik nicht mehr konkurrenzfähig, und so hat man einen preiswerten
Bausatz draus gemacht, um wenigstens noch einigermaßen die Entwicklungs-,
Produktions- und Investitionskosten abzudecken sowie das Recyclingaufkommen zu
senken – zur (hoffentlichen) Freude aller auf diesem Gebiet tätigen Bastler.
Günther Zöppel
Pockau, Januar 2019