Mittelwellenempfänger mit dem TA7642

von B. Kainka
ELO 2008
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  

Der integrierte Mittelwellen-Empfängerbaustein ZN414 der Firma Feranti wurde später durch den MK484 ersetzt und ist inzwischen als TA7642 erhältlich. Dieser integrierte Baustein mit nur drei Anschlüssen und TO92-Gehäuse ist für eine Betriebsspannung von 1,5 V ausgelegt. Das folgende Bild zeigt die Grundschaltung für einen einfachen Mittelwellenempfänger mit Ferritstab und Drehkoabstimmung. Der Empfänger erreicht eine gute Empfindlichkeit und Trennschärfe und ist in der Empfangsleistung mit einfachen Superhets vergleichbar. Am Abend wird europaweiter Empfang möglich.

 

Mittelwellenempfänger mit Ferritstab

 

Die Schaltung verfügt über eine große Gesamtverstärkung und entdämpft den Schwingkreis in Abhängigkeit von der Betriebsspannung durch einen negativen Eingangswiderstand. Daher ist die Stabilität bei einer höheren Spannung als 1,5 V nicht mehr garantiert. Falls es mit einem Schwingkreis hoher Güte zu Eigenschwingungen kommt, kann man einen Widerstand von 200 kOhm bis 1 MOhm parallel zur Spule schalten, um die Stabilität zu sichern.

 

Schwache und starke Stationen werden weitgehend mit gleicher Lautstärke empfangen, d.h. die Schaltung enthält eine einfache Verstärkungsregelung. Eine große HF-Eingangsspannung erhöht die Stromaufnahme und den Spannungsabfall am Arbeitswiderstand. Damit sinkt die Betriebsspannung am Pin 3 und regelt die Verstärkung zurück.

 

Innenschaltung des TA7642

 

Hiert die Innenschaltung des TA7642. Man erkennt einen Emitterfolger mit T1 als hochohmige Eingangsstufe. T4, T5, T7 und T9 bilden vier HF-Verstärkerstufen. T10 ist der eigentliche Demodulator. Alle anderen Transistoren bilden Hilfsschaltungen zur Stabilisierung der Arbeitspunkte. Der Kollektor der Ausgangsstufe T10 liegt zugleich an der Betriebsspannung aller Vorstufen und regelt bei großer HF-Eingangsspannung die Verstärkung zurück. Da man in integrierten Schaltungen nur sehr kleine Kondensatoren herstellen kann, arbeitet der Empfänger erst ab etwa 500 kHz mit hoher Verstärkung. Die obere Grenzfrequenz ist durch den hochohmigen Aufbau und die Sperrschichtkapazitäten festgelegt. Das IC kann daher nur mit Einschränkungen im Langwellenbereich und im unteren Kurzwellenbereich verwendet werden.

 
Die Entdämpfung durch den Emitterfolger am Eingang arbeitet ähnlich wie beim Emitterfolger-Audion. Ob die Entdämpfung gerade richtig oder zu stark ist, hängt sehr von der verwendeten Spule ab. Ein Kreis hoher Güte kann leicht in Rückkopplungs-Schwingungen geraten. Beim Retro-Radio wird eine Anzapfung am Schwingkreis verwendet, damit dieser Fall gerade noch nicht eintritt aber trotzdem gerade eine optimale Entdämpfung erreicht wird.

 


Schaltung des Retro-Radios

 

Das Radio verwendet eine neuartige selbst tragende Spule ohne Spulenträger. So erreicht man, dass für die gleiche Induktivität weniger Spulendraht verwendet wird. Nicht nur der Materialpreis sondern auch der ohmsche Widerstand wird etwa halbiert. Damit hat die Spule auch die doppelte Leerlaufgüte gegenüber der konventionellen Bauweise. Die Anzapfung musste daher relativ nahe am kalten Ende nach 20 Windungen liegen. Bei zu hoher Batteriespannung kann es trotzdem noch zu Selbsterregung kommen.

 

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Das IC dekodiert immer den jeweils stärksten Sender in einem Frequenzgemisch. Durch die wirkungsvolle Verstärkungsregelung erscheint deshalb der Empfänger unter bestimmten Bedingungen weniger trennscharf als er tatsächlich ist. Am Tage überwiegt oft der Ortssender, während fernere Sender sehr schwach ankommen. Auch relativ weit neben der Empfangsfrequenz ist der Ortssender gut zu hören, weil die Verstärkung dort stark angehoben wird. 


Schaltungsvarianten

 
Der Empfänger eignet sich gut zum Aufbau eines Mittelwellen-PC-Radios, das über den Mikrofoneingang der Soundkarte versorgt wird. Die höhere Betriebsspannung von 2,5 V macht es im Interesse der Stabilität erforderlich, einen zusätzlichen Serienwiderstand von 10 kOhm einzusetzen. Der Widerstand sollte mit einem Elko überbrückt werden, um die volle NF-Ausgangsspannung an den Mikrofoneingang zu legen.

Versorgung über die PC-Soundkarte

 

Der TA7642 ist nur bei wenigen Händlern zu bekommen. Daher kann es sinnvoll sein, eine Ersatzschaltung mit diskreten Bauelementen aufzubauen. Die Innenschaltung des Bausteins zeigt das Arbeitsprinzip. Deshalb ist es nicht schwierig, die Schaltung auf das Wesentliche zu reduzieren. Hier eine fast gleichwertige Ersatzschaltung mit nur drei NPN-Transistoren BC548C. Der Nachbau besteht aus einer Emitterfolger-Eingangsstufe, nur einer HF-Stufe und der Demodulatorstufe.

 


Eine Ersatzschaltung für den TA7642

 
Die Ersatzschaltung zeigt weitgehend ähnliche Eigenschaften, neigt jedoch wegen des größeren Emitterstroms in der Eingangsstufe eher zu Eigenschwingungen, d.h. die Entdämpfung wirkt stärker. Verwendet man eine Spule mit geringer Eigendämpfung, kann es nötig werden, einen Widerstand zwischen 200 kOhm und 1 MOhm parallel zum Schwingkreis einzusetzen, der den negativen Innenwiderstand des Eingangs teilweise kompensiert. Ein weiterer Vorteil der Schaltung besteht darin, dass der größere Koppelkondensator auch einen Betrieb im Langwellenbereich zulässt.

 


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