Schaub Supraphon

von B. Kainka
 aus ELO 2008
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  Mikrocontroller

 Ein Video zum Gerät: https://youtu.be/y9LnGQZNNAI

Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, alte Phonogeräte eines engagierten Sammlers zu sehen und zu hören. Ich war tief beeindruckt von der Technik von vor 50 bis 100 Jahren. Dass ein Grammophon ganz ohne Verstärker so laut sein kann, hätte ich nie gedacht, auch nicht dass man über 100 Jahre alte Platten noch so gut abspielen kann. Aber noch mehr hat mich die Magnetdraht-Technik begeistert, der Vorgänger des Tonbands.

Das Schaub Supraphon wude um 1951 gebaut. Dieses Radio im Standgehäuse enthält zugleich ein Grammophon für Schellackplatten mit 78 U/min und ein Magnetdraht-Aufnahmegerät. Ich musste gleich erst mal das Radio ausprobieren. Auf Kurzwelle gab es mit der einfachen Drahtantenne im Raum hervorragenden Empfang zahlreicher Stationen. Die Abstimmung mit großem Drehknopf und Schwungrad macht riesig Spaß. Manchmal weiß ich gar nicht, welchen Fortschritt die AM-Radiotechnik eigentlich gemacht hat, denn schon 1951 lief offenbar alles perfekt.

 

 

Die originale Bedienungsanleitung war auch noch da. Hier wird ein Tischgerät beschrieben, das vorhandene Standgerät war eine Sonderanfertigung mit dem Lautsprecher unter dem Chassis.

 

 

Und dann haben wir uns einige alte Magnetdrahtaufnahmen angehört. Es handelte sich um private Mikrofonaufnahmen, Musik und Radiosendungen. Die Qualität war beeindruckend! Offensichtlich verlieren die Aufnahmen auch in mehr als 50 Jahren kaum an Qualität. In dieser Hinsicht scheint das Stahldraht-Medium besser zu sein als Tonbänder, die nach meiner Erfahrung immer verwaschener klingen. Auf den Drähten war kein Rauschen, kein Prasseln oder Knacken zu hören. Nur der Ton war etwas dumpf, was vielleicht an einem abgenutzten Tonkopf liegen könnte.

 

 

Der Draht wird übrigens auf dem Schallplatten Tonteller aufgewickelt, was zu einer Synchronisierung der Aufnahme mit eine abgespielten Platte führt. Damit werden Aufnahmefehler durch falsche Geschwindigkeit vermieden. Am Ende spult man den ganzen Draht auf gleichem Wege zurück auf die Metallrolle. Der Tonkopf führt zugeleich den Draht. Durch automatisch abwechselnde Auf-und-Ab-Bewegegung des Kopfes wird das gleichmäßige Aufwickeln des Drahtes erreicht.

 

 

Ein Blick auf das Innere des Geräts brachte weitere Überraschungen. Sorgfältige Abschirmung und gesteckte Verbindungskabel erinnern eher an Studiotechnik oder militärische Funktechnik als an Rundfunkgeräte. Die Stahlröhren gab es bereits vor 1945, in den späten 1950er Jahren ging man bereits auf Noval-Röhren über.

 

 

Das UKW-Teil wurde später nachgerüstet. Deshalb gibt es auf der Senderskala keinen Hinweis auf UKW. Hier finden sich zwei Rimlock-Röhren, die auch nur kurze Zeit gebaut wurden. Der Siebelko trägt übrigens ein Datum und verrät damit das vermutliche Baujahr des Radios: 1951.

 

 

Alles in allem: Ein wahres Luxusgerät vergangener Tage!