von Daniel Greiser
aus ELO 2008(Bildquelle: Yaesu)
Ich bin 33 Jahre alt und mit dem HF-Virus infiziert. Der Virus ist so resistent, dass er nicht einmal in medizinischen Büchern vorkommt. Kaum hat man sich mit seiner Grundmaterie erst einmal beschäftigt, ist man eigentlich schon infiziert. Es ist seit seinem ersten Auftreten zur Zeit der ersten Detektorradios bis heute noch kein Gegenmittel oder Impfstoff gefunden worden. Es gibt lediglich ein „HF-Metadon", dass die Entzugserscheinungen zeitweilig minimiert. Dazugehört auf jeden Fall das Bauen und Basteln von Empfängern sowie der Amateurfunk.
Seit
meiner Jugend beschäftige ich mit Radios bzw. Empfängern, die Freunde
oder Bekannte zum alten Eisen gelegt haben und mir zur Verfügung
stellten. Besonders interessant ist es dabei, ein altes Röhrenradio mit
Kurzwellenempfang zu ergattern. Denn hiermit ist sogar Weltempfang in
den Abendstunden möglich. Es gibt viele deutschsprachige Sendungen in
fernen Ländern, die über Kultur, Essensgewohnheiten, Urlaubsziele
berichten, ja sogar Sprachkurse habe ich schon auf Kurzwelle gehört.
Wem dies zu langweilig ist, aber sich dennoch für die Technik interessiert, der sollte sich einmal die Seite www.darc.de
ansehen und sich überlegen, ob er nicht eine Amateurfunklizenz erwerben
möchte. Wenn man sich einmal vorstellt, dass man Funkwellen durch den
Äther schicken kann, die dann sogar noch Hörer jenseits des Ozeans
erreichen, dürfte dass jeden Skeptiker zumindest beeindrucken.
Motivation - Warum gerade Amateurfunk?
Ich
habe Elektroinstallateur gelernt und mich während der Ausbildung und
die Jahre danach intensiv mit Elektrotechnik beschäftigt. Später habe
ich nochmal 2 Jahre Fachschule Elektrotechnik drangehängt und arbeite
nun als Elektrotechniker.
Mein nun ausgeübtes Berufsbild ist im
Vergleich zu früher viel theoretischer geworden. Um die Grundlagen
wieder aufzufrischen habe ich dann angefangen mir ein einfaches Audion
zu basteln und stellte fest, dass ich mit Schwingkreisen,
Resonanzwiderstand, Skineffekt, Gleichrichtung von Wechselspannung,
Hochpass und Tiefpass sowie Antennentechnik (1.Lehrjahr
Elektroinstallateur) nur noch sehr wenig anfangen konnte. Ich staunte
nicht schlecht über die Berichte auf der ELO-Seite bei Franzis oder in
Jogis Röhrenbude in der z.B. Kinder (erst 7-11 Jahre !) ihre eigenen
Bauprojekte vorstellten. Kleine aber effiziente Empfängerprojekte werden
z.B. im Buch „Röhrenprojekte von 6-60 Volt" von Burkhard Kainka
beschrieben. Nachdem ich mich nun ein wenig intensiver mit
Audionschaltungen, Röhrenverstärkern und Antennentechnik beschäftgt
hatte, war ich auf den Geschmack gekommen und ich fand, dass Amateurfunk
ein sinnvolles und praktisches Hobby sein könnte. Lauscht man erst
einmal durch den Äther, dann merkt man kaum wie die Zeit verstreicht.
Hat man erst einmal eine deutschsprachige Sendung gefunden, am besten
noch mit einem „interessanten" Akzent, ist es auch schnell mal 0:00 Uhr
vorbei. Ich habe mal, um einen Vergleich zu haben, auf UKW unsere
lokalen Sender gehört. Ich wollte eigentlich nur das Niveau vergleichen
und was hatte ich? Werbung!
Was braucht man zum Erwerben der Amateurfunklizenz?
Um
den Sendebtrieb aufnehmen zu dürfen, muss man den Nachweis erbringen,
dass man in Technik und Vorschriften bewandert ist und die
Amateurfunkprüfung ablegen. Es gibt dabei heute 2 Klassen.
Die Klassen 1, 2 und 3 von früher wurden zur Klasse E und A zusammengefasst, wobei E mit der Klasse 3 gleichzusetzen ist.
Mit
der Klasse E darf man nur in bestimmten Freqenzbereichen mit maximal
100 Watt senden. Diese Klasse wird als Einsteigerklasse oder „kleiner
Schein" bezeichnet. Eine Morseprüfung ist nicht mehr erforderlich, es
wird aber empfohlen einen Morselehrgang zu absolvieren.
Um den
„kleinen Schein" zu erhalten, muss man sich eigentlich nur den
Fragenkatalog auf der Seite der Bundesnetzargentur herunterladen. Und
wenn man alle Fragen richtig beantworten kann, dann kann man sich auch
wahrscheinlich sorglos zur Prüfung anmelden. Das sollte aber
wahrscheinlich den wenigsten gelingen. Auf der Seite des Deutschen
Amateurradio Clubs www.darc.de werden einige Lehrgangsarten zur
Prüfungsvorbereitung beschrieben. Ich habe mich zur Vorbereitung für den
Online-Lehrgang entschieden.
Der Online-Lehrgang läuft folgendermaßen ab: Man kauft sich in einem Buchgeschäft oder bei www.dj4uf.de die erforderlichen Bücher, die man zum Lernen benötigt. Amateurfunklehrgang für das „Amateurfunkeugnis Klasse E" und „Betriebstechnik und Vorschriften". Keine Angst, die Bücher sind wirklich sehr günstig (ca. 11 € Vorschriften und ca. 14 € für die Technik). Die Bücher sind in Lektionen unterteilt, die man leicht durcharbeiten kann. Am Ende einer Lektion oder mitten drin befinden sich passende Prüfungsfragen. Die Lösungen sind natürlich auch im Buch! Vom Autor erhält man auf Anfrage die sogenannten Lernbriefe, die man ausgefüllt zurücksendet und mit der Korrektur den nächtsten Lernbrief erhält. Die Lernbriefe werden per Email ausgetauscht (Online). Zur Zeit arbeite ich am 2. Lernbrief. Die Bücher sind sehr schön aufgebaut und mit ein wenig technischem Verständnis sollte man es schaffen, hoffe ich zumindest. Auch wer sich anschließend nur dem Basteln widmen will, findet in diesem Lehrgang eine gute Grundausbildung rund um den Bereich HF.
Was kann man als Funkamateur alles tun?
Kurz
gesagt Funkverbindung mit Menschen aufnehmen, die vom gleichen Virus
befallen sind. Manche bauen sich auch Ihre Sender selber oder Ihre
Antennen. Man kann sich einem Ortsverband anschliessen und an
Wettbewerben teilnehmen. Für Jugendliche könnte dies auch eine sinnvolle
Freizeitbeschäftigung sein. Für jemanden der gerne mit dem PC arbeitet
gibt es auch digitale Kommunikationsmöglichkeiten, da wird der PC mal
ernsthaft eingesetzt. Oder man betreibt noch das klassische Morsen.
Für
mich kommt auf jeden Fall, wenn ich denn mal so weit bin, noch das
klassische Morsen in Frage. Immerhin darf ich mit dem E-Schein im
80m-Band mit bis zu 100 Watt senden. Damit sollte man schon einiges
erreichen können. Auch EME-Verbindungen (Erde-Mond-Erde) möchte ich dann
gerne mal austesten. Hoffentlich klappt das auch mit einer kleinen
Antenne, denn ich wollte mir nicht so einen riesen Mast in den Garten
stellen.
So lässt es sich auch mit dem HF-Virus einigermaßen aushalten...
73 und 55
Daniel Greiser
Bilder aus der Funkbude von DJ0FZ