Kernstrahlungs-Spektrometer
Video: https://youtu.be/zu8zVNLvzaQ
Die PIN-Fotodiode BPX61
eignet sich nicht nur
für Kernstrahlungszähler sondern auch für
ein Strahlungs-Spektrometer
zur Anzeige von Alpha-, Gamma- und Betastrahlung. Die Energie
jedes
einzelnen Teilchens wird dabei gemessen und in ein Diagramm geplottet.
Das Pingpong-Spiel mit seinem ATmega8-Controller und insgesamt 120
LEDs eignet sich zur Auswertung und Anzeige der Sensorsignale.
Das
Bild oben zeigt das Spektrometer in Aktion. Auf dem Bildschirm sieht
man Gamma- und Beta-Signale einer Armbanduhr. Alpha-Signale erzeugen
größere Signale weiter rechts auf dem Schirm. Sie
wurden
aber in diesem Fall durch das Uhrenglas abgeschirmt.
Der
Sensorverstärker verwendet einen CMOS-OPV TLC272. Die
Verstärkung ist so groß eingestellt, dass
Alpha-Signale bis
zu 2 V am Ausgang erreichen und Gamma-Signale bis über 0,2 V.
Der
Verstärker wurde in eine kleine Blechdose
(Fischerman´s
Friend) eingebaut. Die radioaktive Probe kommt mit in die Dose im
Inneren des Pingpong-Gehäuses. Damit hat man eine doppelte
Abschirmung gegen Licht und zugleich eine elektrische Abschirmung des
empfindlichen Eingangs. Das Gehäuse enthält
außerdem
einen Akku und einen 5-V-Regler für den Controller sowie das Programmierinterface
für die Pingpong-Platine.
Das
folgende Bild zeigt eine Messung an Uran-Pechblende. Wegen der
großen Aktivität liegt das Ergebnis schon nach
wenigen
Sekunden vor. Man sieht Signale höherer Energie. Alle Signale
rechts der Mitte zeigen Alpha-Teilchen, was sich durch
Abschirmungsversuche mit einem Stückchen Alufolie zeigen
lässt. Alle Signale, die eigentlich rechts außerhalb
des
Schirms liegen, werden von der Software im rechten Kanal aufsummiert.
Die Linie ganz rechts zeigt also alle Signale hoher Energie mit
Impulsen über 600 mV
Mit
diesem Aufbau kann man auch Messungen an Proben mit sehr geringer
Aktivität durchführen. Sie dauern dann einfach nur
wesentlich
länger. Das folgende Bild zeigt die Aktivität eines
kleinen
Stückchens einer alten Gipskarton-Platte. Das
Ergebnis lag nach ca. einer Stunde vor. Es gab nur 18 Impulse in einer
Stunde, davon einen eindeutigen Alpha-Impuls und vier Impulse
mittlerer Energie, die in der Hintergrundstrahlung kaum gefunden
werden. Die Strahlung stammt übrigens tief aus der Erde und
wurde
mit dem Kohlebergbau an die Oberfläche geholt. Bei der
Rauchgas-Entschwefelung in Kraftwerken entsteht Gips, der für
die
Platten verwendet wird. Da Kohle immer etwas Uran und Thorium
enthält, gelangt auch etwas davon die Platten. Die Strahlung
ist
so gering, dass man sie mit einem Geigerzähler kaum finden
könnte. Aber die Energie-selektive Messung zeigt sie.
Zum Vergleich hier eine
Leerlauf-Messung der Hintergrundstrahlung.
Man muss übrigens bei der
Messung schwacher
Aktivitäten gut aufpassen, dass man die Messeinrichtung nicht
mit
stärkeren Proben kontaminiert. Ein Stückchen
Pechblende kann
z.B. Isotope mit geringer Halbwertszeit in der Messkammer hinterlassen,
die erst mal eine folgende Messung verfälschen
können.
Zwischendurch solte man daher zur Sicherheit ab und zu eine
Leerlaufmesung durchführen.
Das
Bascom-Messprogramm
Das
Programm wertet Impulse aus, die über 10 AD-Stufen, also
über
50 mV liegen. Nach dem Erfassen der Maximalspannung M des Impulses wird
der zugehörige Energiespeicher E(M) um Eins erhöht
und die
entsprechende LED eingeschaltet. Jeder Speicherplatz erfasst einen
Bereich von 50 mV. Die gesamte X-Achse reicht also bis 600 mV.
Größere Impulse werden dem letzten Speicher
zugeschlagen.
Download: Alphaping1.zip
'Pingpong-Platine
'Kernstrahlungs-Spektrometer
'V0.2: AD-Prescaler = 16, besserre Auflösung
$crystal = 8000000
$regfile = "m8def.dat"
$hwstack = 64
$swstack = 64
$framesize = 64
Dim Leds(12) As Word
Dim X As Byte
Dim Y As Byte
Dim N As Word
Dim D As Word
Dim M As Word
Dim E(12) As Byte
Declare Sub Standby
Declare Sub Test
Declare Sub Initialisierung
Declare Sub Led1(byval X As Byte , Byval Y As Byte)
Declare Sub Led0(byval X As Byte , Byval Y As Byte)
Initialisierung
Config Adc = Single , Prescaler = 16 , Reference = Off
Start Adc
For X = 1 To 12
Y = 1
Led1 X , Y
E(x) = 1
Next X
Waitms 500
Do
Do
D = Getadc(7)
Loop Until D > 10
M = D
Do
D = Getadc(7)
If D > M Then M = D
Loop Until D < 10
M = M / 10
If M > 12 Then M = 12
E(m) = E(m) + 1
If E(m) > 10 Then E(m) = 10
X = M
Y = E(m)
Led1 X , Y
Loop
...
Beta- und Gamma-Messung mit der BPW34
Gleicher
Verstärker und gleiche Software, aber die Diode ist jetzt eine
BPW34. Man findet nur noch Signale in der unteren Hälfte des
Energiespektrums, weil Alpha-Teilchen in der Plastikumhüllung
der
BPW34 abgefangen werden. Die Leerlaufrate wurde dreimal bestimmt und
beträgt zuverlässig 0,2 Impulse pro Minute. Die
Messungen an
Kaliumchlorid zeigen eindeutig, dass die Diode Beta-Strahlen messen
kann. Dagegen haben die Messungen an der Holzkohlenasche und an einem
Stückchen Gipskarton kein klares Ergebnis, während
die offene
BPX61 in diesen beiden Fällen eine Strahlung nachweisen
konnte.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Kanal
1 0 1 0 0 0 Leerlaufmessung 10 min, 0,2 /min
4 2 3 0 1 1 Kaliumchlorid 10 min 1,1 /min
2 4 0 1 0 0 Kaliumchlorid, dickes Papier 10min 0,7 /min
4 3 2 1 0 2 Kaliumchlorid 10 min 1,2 /min
Spektrometer
mit ADC0804, von Till Elborg
In etwa zu der Zeit als Sie Ihre Experimente zur Strahlungsmessung
aufleben ließen, begann ich ebenfalls, mich wieder intensiver mit der
Materie zu befassen und stieg mit dem Franzis-Buch von Herrn Rapp ein.
Da waren Ihre Schaltungsvorschläge mehr als willkommen. Fast alle habe
ich versucht, nachzuvollziehen, aufgebaut und getestet. Ein Meilenstein
war die Anschaffung einer großen leeren Keksdose. Erst mit ihr gelang
eine zufriedenstellende Abschirmung. Jetzt finde ich, dass es an der
Zeit ist, Ihnen auch mal eine Rückkopplung zu geben.
Die besten Ergebnisse erreiche ich bislang mit Ihrer Schaltung
„Kernstrahlungs-Spektrometer“ mit einem TLC272-Operationsverstärker und
einer BPW34-Diode, allerdings der Typ mit erhöhter Blau-Empfindlichkeit
(BPW34-B, leider deutlich teurer). Obwohl nur eine einzige Sensor-Diode verbaut
ist, liefert die Schaltung kräftige Signale sogar für die Nullrate. Sie
beträgt in einem geschlossenen Raum im Untergeschoss zwischen 15 und 35
Impulsen pro Minute.
Das Ausgangssignal der Schaltung werte ich hier etwas anders aus: Der
Signalausgang ist mit einer zweiten Schaltung verbunden, die im
Wesentlichen aus einem freilaufenden ADC0804-A/D-Wandler-IC besteht.
Der hat zwar nur acht Bit, kann dafür aber hervorragend an die
parallele Schnittstelle eines PCs angeschlossen werden und scheint auch
ausreichend schnell zu sein. Die parallele Schnittstelle selbst ist
recht performant und erlaubt mit einem schnellen Rechner unter Windows
Server 2012 Abfrageraten von gut 300.000 pro Sekunde bei exaktem Timing.
Einen dazu passenden Vielkanal-Analysator habe ich als Software in C#
mit WPF als Oberflächentechnologie entwickelt. Der AD-Wandler ist mit
Null-Offset auf etwa 14 mV eingestellt und misst mit voller Skala einen
Bereich von knapp 400 mV. Den Rest erledigt die Software.
Erstaunlicherweise scheint dieser Aufbau ungewöhnlich präzise zu sein,
man erkennt Spektren und Abklingkurven wie im Lehrbuch, errechnete
Äquivalenzdosisleistungen decken sich mit den Anzeigen
professionellerer Messgeräte.
Zuletzt hatte ich drei vulkanische Mineralproben aus dem hohen
Vogelsberg untersucht. Mit einem Geigerzähler ohne Befund. Nach etwa
einer Stunde in der 4l-Messkammer (Keksdose) begann wohl durch
Radon-Emanation eine deutliche Aktivität sich einzustellen, die nach 24
Stunden sogar mehr als 10000 Impulse pro Minute lieferte. Das Spektrum
ließ auf Th-232 als Mutter schließen und nach Entfernung der Mineralien
konnte man das Abklingen des Restgases beobachten und sogar nahezu
präzise Halbwertszeiten berechnen, die zu Rn-220 passen. Faszinierend
im Verhältnis zu den eingesetzten Bauteilen, von denen das teuerste
tatsächlich die Keksdose ist.
Screenshot der
Software bei der Messung einer Fingerhut-Menge an Meersalz, welches
sich kaum vom Hintergrund abhebt
Eine weitere interessante Messvariante ermöglicht Ihre Idee mit der
Keksdose: Die Messung der Radon-Exhalation gewöhnlichen
Leitungswassers. Hierzu befeuchtet man ein Stück Küchenrolle oder einen
kleinen Schwamm und legt es/ihn in die Messkammer. Das im Trinkwasser
(ausgenommen dem von Talsperren) stets enthaltene Radon (im Schnitt ca.
5000 Bq/m^3) geht bei Luftkontakt in diese über und kann dann aufgrund
des in der Keksdose minimierten Luftaustauschs schon nach rund einer
halben Stunde prima gemessen werden. Die Aktivität steigt entsprechend
den Zerfallsgesetzen (steigende Konzentration in der Messkammer,
Entstehung der Radon-Folgeprodukte) bis zu einem gewissen Niveau an und
beginnt nach einigen Stunden wieder abzuklingen. Dieses Experiment ist
recht eindrucksvoll und kommt ohne gefährliche Strahlungsquellen aus.
Siehe auch: Hardware und Software des Vielkanalanalysators
Rauschunterdrückung für den Kernstrahlungsdetektor von Manfred Bromba
Ich habe diesen Verstärker ausprobiert. Einzige
Modifikation: Ich benutze 4 V statt 9 V. Und den 1k-Widerstand habe
ich durch 10k und versuchsweise durch 100k ersetzt, weil das
Ausgangssiganl zu stark war. Aber selbst mit 10k liefen zwei
Smartfon-Geigerzähleranwendungen noch hervorragend.
Allerdings fiel mir auf, dass es hier heftig rauscht. Und diesmal
kommt das Rauschen höchstwahrscheinlich
vom OP-Verstärker. Habe den ersten OPV mal mit einem dickeren
Kondensator ausgestattet, um das hochfrequente Rauschen zu reduzieren.
Brachte bei 100 pF 10 dB Rauschreduzierung und bei 220 pF weitere 5.
Das Signal reduzierte sich aber leider in gleicher Weise. Trotz des
hohen Rauschanteils ist die Kernstrahlenempfindlichkeit vom Feinsten!
Ich habe nun dem Verstärker mit dem TLC272 das Rauschen abgewöhnt.
Wofür man das brauchen kann, weiß ich allerdings noch nicht. Aber immerhin steigt das S/N von ca. 6
dB auf über 40 dB (bestimmt mit der Android-Anwendung phyphox der RWTH Aachen). Anders als mit
Komparator scheinen die Amplitudenunterschiede gewahrt zu bleiben.
Das Prinzip ist ganz einfach. Wenn man dem zweiten OPV eine "Vorspannung" einspeist, addiert sich
die negativ zum Signal. Man muss die Vorspannung nur so groß machen, dass das Rauschen unter der
unteren Spannungsgrenze des OPV-Ausgangs verschwindet, das Signal aber bleibt.
Zur Erzeugung der virtuellen Massen (unterschiedlich für beide OPV) habe ich zwei Dioden genutzt,
die jeweils 406 mV erzeugen. Die Verstärkung für die Vorspannung muss dann nur knapp unter 1 liegen.
Voraussetzung ist natürlich, dass sich die beiden 330k-Widerstände nur minimal unterscheiden.
PIN-Dioden-Verstärker mit Tonaderspeisung von Manfred Bromba
Diesmal ging es darum, die Linearitätseigenschaften des
Kernstrahlungs-Spektrometers mit der einfachen Energieversorgung des
Gammastrahlen-Mikrofons (http://www.b-kainka.de/bastel131.html)
zu verbinden. Die Auswertung soll dann auf dem Smartfon oder dem PC
erfolgen. Nutzt man den Mikrofonverstärker von Händy oder PC, spart man
sich außerdem den Endverstärker, wobei die Energieversorgung über
Tonaderspeisung erfolgen kann.
Mein Smartfon (Samsung Xcover 4) liefert über die Klinkenbuchse 2.5 V
an 2.2k Innenwiderstand. Daraus folgt, dass der originale TLC272
hierfür nicht einsetzbar ist, denn der braucht laut Datenblatt typisch
um die 1 mA bei mindestens 3 V. Zum Glück gibt es aber einen
pinkompatiblen Baustein, der in der gleichen Preisregion angesiedelt
ist wie der TLC272, nur unwesentlich mehr rauscht und sich mit 200
Datenblatt-µA bei minimal 1.8 V begnügt.
Die Schaltung des Kernstrahlungs-Spektrometers wurde nur unwesentlich
verändert. Wichtig ist hier die Entkopplung der signalrelevanten
Vorspannungen von der signalführenden Speisespannung (100k, 1 µF). Was
die OPV dagegen nicht stört, sind Signalanteile auf der
Versorgungsspannung. Letztere wird direkt der Tonader der
Klinkensteckerspitze entnommen. (Versuche einer zusätzlichen RC- oder
Dioden-Entkopplung haben hier keine Vorteile ergeben!)
Da das zu messende Signal erst am Innenwiderstand der Tonaderquelle
entsteht, wird das verstärkte Signal in einen Strom auf der
Versorgungsleitung (=Mikrofoneingang) umgewandelt. Diesem Zweck dient
der 100nF-Kondensator am Ausgang der zweiten Stufe, der gegen den
unentbehrlichen 1µF-Siebkondensator am Eingang arbeitet. Der
560er-Widerstand reduziert die Schwingneigung, insbesondere, wenn man
bis zu 10 BPW34 von Vishey parallel schaltet.
Getestet wurde die Schaltung wieder auf einem Steckbrett in einem
Kochtopf mit Kissenabdeckung gegen Lichteinfall. Die Schaltung
funktioniert auch an meinem PC, zusammen mit der Software "Pulse
Recorder & Analyser" von Marek Dolleiser, siehe Thorium-Histogramm
(Vorsicht, es wurden die Standardeinstellungen hergenommen!). Von der
installierte ich die ältere Version 3.2, bei der Virustotal nicht
anschlägt. Am Smartfon nutze ich eine alte Version von PocketGeiger,
bei der man das Signal als Oszillogramm sehen und die Schwelle
einstellen kann. Dabei liefern meine alten Thorium-Glühstrümpfe ca. 400
Impulse pro Minute bei 10 x BPW34.