Letzte Woche kam ein Päckchen von Thomas, DJ5LY mit einer
Überraschung: Zwei große Stimmgabel-Resonatoren für 600 Hz und für 480 Hz.
Irgendwo hatte ich schon mal gelesen, dass es sowas gibt, aber noch nie hatte
auch nur ein Foto davon gesehen.
Thomas schrieb mir: "
Kürzlich fielen mir zwei Stimmgabelresonatoren zu, die ursprünglich in
Wetterkarten-Blattschreibern ihren Dienst taten und dort für den Gleichlauf
zwischen Sende- und Empfangsgerät sorgten. Aus heutiger Sicht sind diese
Bauteile sicherlich Exoten, und deshalb kam mir als regelmäßiger Besucher
Deiner Internetseiten der Gedanke, dass diese Teile dein Interesse wecken
könnten - insbesondere auch wegen deines Artikels über den Steckquarz aus dem
März 2021 (s. Labortagebuch 18.3.21:
Ein historischer Quarz). Der 600Hz-Resonator ist unter dem Klebeband bereits aufgesägt, weil
ich selbst neugierig auf den inneren Aufbau war.
Heute käme statt des Stimmgabelresonators sicherlich ein Quarz mit
nachfolgendem digitalen Frequenzteiler zum Einsatz; in den 1950er Jahren waren
Quarze zwar bereits Stand der Technik, aber für den Frequenzteiler hätte man
pro Stufe eine Doppeltriode benötigt, und deshalb war letztendlich der
Stimmgabelresonator wirtschaftlicher, und die Gesamtschaltung benötigte
insgesamt weniger Platz und elektrische Leistung.
Die Oszillatorschaltung selbst bestand aus einem zweistufigen
Röhrenverstärker, in dessen Rückkopplungsweg ein NF-Übertrager und eine
einfache Amplitudenstabilisierung mit zwei Glühlämpchen lagen. Ein
einstellbarer Phasenschieber erlaubte es, die Frequenz zum Zweck der
Gleichlaufkorrektur um wenige mHz zu verstellen. Die Gesamt-Spannungsverstärkung
der offenen Schleife ohne Resonator betrug ungefähr 7. Die Anschaltung des
Resonators habe ich skizziert:"
Der aufgesägte Resonator zeigt den inneren Aufbau. Die Stimmgabel kann
man anschlagen und hört dann den Ton von 600 Hz. Dazwischen gibt es
zwei Spulen mit magnetisierten Dynamoblechen. Beide sind einseitig an
Masse angeschlossen und besitzen einen Kontakt nach außen. Mit dem
Oszilloskop sehe ich bei jedem Anschlag eine abklingende
Sinusschwingung mit einer Anfangsamplitude von ca. 1 V.
In einem zweiten Versuch habe ich an eine Spule des
480Hz-Resonators einen NF-Generator und an die andere das Oszilloskop
angeschlossen. Nur bei sehr langsamem Durchstimmen konnte ich die
Resonanz finden. Die Frequenz musste auf ca. 0,1 Hz genau stimmen. So
konnte ich wieder etwa 1 V an der zweiten Spule induzieren, und der Ton
war leise zu hören. Dieser Resonator war noch geschlossen. Das schwere
Messinggehäuse und vermutlich ein Vakuum im Inneren könnten helfen,
eine sehr hohe Güte des Resonators zu erreichen.
Von da war es nicht mehr weit bis zum Bau eines Stimmgabel-Oszillators.
Ich habe einen PNP-Transistor verwendet, damit das Gehäuse an Minus
liegen kann. Dann wurden verschiedene Dimensionierungen ausprobiert.
Die Spulen haben einen Gleichstromwiderstand von ca. 2 Kiloohm, da
muss man alles sehr hochohmig ansteuern. Mein Ziel war, einen möglichst
reinen Sinus zu bekommen, Dazu war ein paralleler Kondensator
hilfreich, vermutlich weil beide Spulen auch direkt magnetisch koppeln.
Der Oszillator schwingt ab 4 V an. Mit 5 V bekomme ich am Ausgang
des Resonators einen Sinus mit einer Amplitude von 0,5 V. Der
Frequenzzähler zeigt ca. 480,1 Hz. Das Signal steht stabil wie bei
einem Quarzoszillator. Und man leise hören, dass der Oszillator
schwingt.