Quarzofen“-Thermostat mit Transistorarray zum Nachrüsten                   

von René Wukasch        
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Vor Jahrzehnten habe ich mir eine quarzgesteuerte Digitaluhr mit dem vom damaligen Funkwerk Erfurt entwickelten und gefertigten nMOS-IC U125D gebaut. Viel später kam eine Nixie-Uhr aus einem Bausatz hinzu, die u. a. mit einem ATTiny 2313 und einem RTC DS3231 von Maxim arbeitet. Mir fiel auf, dass letztere über das halbe Jahr zwischen den Zeitumstellungen eine sehr geringe Gangabweichung von < 5s hat.

Die gute alte Uhr hielt die Zeit nach gründlichem Abgleich während der Heizperiode ebenfalls gut. In der warmen Mansardwohnung kam es während der Sommermonate jedoch zu Gangfehlern von mehr als 5 Sekunden monatlich. Daher verfolge ich seit Längerem die Idee für einen temperaturstabilisierten Quarz.

Thermostatenschaltungen gibt es in Hülle und Fülle, aber eine für meinen Zweck geeignete konnte ich nicht finden. Wegen der Nachrüstung muss ich mit 5V Betriebsspannung und einem geringen zusätzlichen Leistungsverbrauch auskommen. Zwar gibt es kompakte temperaturkompensierte Quarzoszillatoren (TCXO) für 32768Hz und 5V (z. B. den DS32kHz von Maxim), welche ich an den U125 hätte ankoppeln können, aber diese sind teuer und schwer erhältlich.

B325De - Sockelbelegung und Daten






Daher musste ich selber ran. Gestört hat mich bei den Eigenbauten immer die räumliche Trennung von Quarz, Sensor und Heizelement. Mir fiel das Transistorarray als Möglichkeit ein, um wenigstens die letzteren beiden in einem Gehäuse (und sogar auf demselben Substrat) zu vereinen. Daher habe ich mir ein paar B325Ed besorgt, die relativ hohe Ströme bzw. Leistungen vertragen und zudem Kühlflügel besitzen, welche sich gut für eine einfache Quarzmontage eignen. Diese 4-Transistor-Arrays sind noch erhältlich, man kann aber auch auf in aktueller Fertigung befindliche MPQ2222 ausweichen. Nur das Layout wäre dann von DIL16 auf DIL14 zu ändern. Die Befestigung des Quarzes ohne großen Wärmeverlust wäre dann anderweitig zu lösen.




Die Schaltung habe mit dem bekannten Doppel-Komparator LM393 ich zunächst auf einem Steckbrett aufgebaut und „feingetunt“, später entstanden das Layout mit KiCAD und die fertige Platine. Der Quarz wurde mit Wärmeleitpaste und Gewebeklebeband auf dem Array fixiert.  Seit 2 Wochen arbeitet der Aufbau nun in der Uhr (welcher ich gleichzeitig noch eine Schaltnetzteilplatine aus einem nicht mehr benötigten Handyladegerät und eine Helligkeitsregelung spendiert habe) und bis jetzt habe ich noch keinen Gangfehler ausmachen können.





Die LED zeigt an, dass die Solltemperatur, welche mit RV1 eingestellt wird und die bei mir ca. 42°C beträgt, erreicht ist. Dies ist bei mir (auf dem Substrat) nach etwa einer halben Minute der Fall. Die Abweichung liegt danach deutlich unter einem Kelvin, siehe Video. Den Lastwiderstand 4,7 Ohm habe ich nur zur Sicherheit bei Fehlfunktion vorgesehen. Er wird im normalen Betrieb lediglich handwarm. Der Großteil der Heizleistung wird im Array umgesetzt, wobei ich die drei neben dem Fühlertransistor (B-E-Strecke) übrigen Transistoren einfach parallelgeschaltet habe. Im Einschaltmoment erreicht der Stromfluss etwa 0,25A, um bei der Solltemperatur auf ca. die Hälfte abzufallen. Die dauerhaft im Ofen umgesetzte Leistung beträgt folglich bei 20°C Umgebungstemperatur ca. 0,6W. Die gesamte Uhr genehmigt sich weniger als 2W aus dem Netz, mit dem alten Trafonetzteil und ohne Ofen waren es doppelt so viel. Nach dem Einbau ist selbstverständlich ein Neuabgleich des Uhrenoszillators fällig. Wenn die Transistoren des Arrays eine stark abweichende Stromverstärkung haben (bei mir durchgängig ca. 150) muss man ggfs. R9 entsprechend anpassen.

 

https://1drv.ms/f/s!AkVNu4pX6kUgjwUJvQEAx-RQ1Oq1?e=NTAdLs

Vielleicht ist dieser kleine „Ofen“ auch für andere Nachrüstungen in Uhren, Zählern, Messgeräten, Amateurfunk etc. interessant.



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