Ein echtes Zweistrahl-Oszilloskop
von Philips, und gar nicht teuer, das wollte ich mir ansehen. Als es
dann ankam, war ich überrascht, dass das Gerät so groß und so schwer
war. Die Frontplatte misst 30 cm * 21 cm, die Tiefe beträgt 45 cm. Und
alles wiegt 11 kg. Nach dem ersten Einschalten hatte ich ein paar
Probleme, alles zu bedienen. Jeder Strahl hat rechts seinen eigenen
Regler für Helligkeit und Schärfe. Das ist ein Vorteil gegenüber
Zweikanalgeräten mit Chopper. Hier kann man für jeden Kanal eine andere
Helligkeit einstellen und beide dann viel leichter unterscheiden. Die
beiden Y-Verstärker A und B sind vollkommen unabhängig. Die X-Ablenkung
machte am Anfang etwas Probleme und lief erst an, wenn ich die
Zeitablenkung einmal durch alle Einstellungen verstellt hatte. Die
Triggerung funktionierte überhaupt nicht.
Die Bedienungsanleitung war im Internet leicht zu finden. Im
Schaltplan sieht man die beiden unabhängigen Systeme mit ihren eigenen
Ablenkplatten. Die Hochspannung von 3,2 kV wird mit einem separaten
Spannungswandler mit zwei GE-Transistoren erzeugt. Im Gerät gibt es
zahlreiche Si-Transistoren, einige Ge-Transistoren hauptsächlich für
größere Leistungen und zusätzlich einige Röhren, da wo es um größere
Spannungen geht. Es wurde in den 70er Jahren gebaut, als es noch keine
Si-Leistungstransistoren und keine Transistoren für hohe Spannungen
gab. Ungewöhnlich, der Gegentakt-Spannungswandler liefert zugleich das
Signal für den 1-V-Kalibrierausgang.
Hier sieht man das Netzteil und die Ablenkeinheit. Alles ist
sehr übersichtlich und ermöglicht zusammen mit dem Schaltplan eine gute
Fehlersuche. Die fehlende Triggerung fand ihre Ursache in einem
Schiebeschalter ganz oben mit der Funktion Normal/TV Frame. Fast alle
Schiebeschalter haben Kontaktprobleme, die sich nach einigen
Betätigungen etwas bessern. Aber hier war nichts zu machen.
Ich habe dann einen zusätzlichen Draht eingebaut, der den Schalter in
Stellung Normal überbrückt, weil diese Einstellung fast immer benötigt
wird. Das brachte sofort den Erfolg. Nun erhält man sauber stehende
Oszillogramme. Zum Test habe ich den Kalibierausgang mit ca. 7,5 kHz
verwendet. Bei starken Änderungen der Helligkeit an einem Kanal kann
man beobachten, dass die Frequenz des Spannungswandlers sich
geringfügig ändert.
Ein weiteres Problem war, dass der Sägezahnoszillator der X-Ablenkung
manchmal nicht anschwingen wollte. Auf der Platine stitzen alle
Transistoren in Fassungen. Einer sah etwas locker aus, ein AF118
im TO5 Gehäuse. Als ich ihn tiefer in die Fassung gesteckt hatte, war
das Problem beseitigt.
Probleme mit Schiebeschaltern gibt es auch bei den beiden Y-Eingängen.
Manchmal muss man sie etwas hin und her bewegen, damit das
Eingangssignal durchkommt. Besonders die zusätzliche Verstärkung x10
ist nicht leicht zu überreden. Aber wenn man im Normalfall mit seinen
Standardeinstellungen arbeitet, sind die Schalter ausreichend stabil.
Vielleicht könnte man auch die Eingangs-Schiebeschalter in einer
Stellung überbrücken. Aber das zeigt sich erst nach längerem Einsatz,
wenn klar ist, welche Stellungen man üblicherweise braucht.
Hier sieht man eine typische Zweikanalmessung. Kanal A wurde hell
gestellt und zeigt ein Rechtecksignal vom CAL-Ausgang. Kanal B wurde
dunkler eingestellt und zeigt dasselbe Signal nach einem Tiefpassfilter
mit 10 k und 12 nF.