Tunen einer E-Fliegenklatsche         

von Marc Rößler                            
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Bei vielen Händlern, u.a. Pollin, gibt es für nicht ein mal 5 Euro elektronische Fliegenklatschen zu kaufen. Die Geräte sehen aus wie kleine Tennisschläger. Die "Bespannunng" besteht aus drei Metallgittern, die als Sandwich elektrisch voneinander isoliert montiert sind. Erwischt man damit eine Fliege, kommt sie zwischen die Gitter und wird durch Hochspannung getötet.

Nachdem ich im Netz gelesen hatte, dass die Geräte sich "tunen" lassen durch Einbau eines größeren Ladekondensators, habe ich mir mal neugierdehalber so ein Gerät gekauft.

Ich habe das Ding mal zerlegt, im Inneren finden sich nur eine Handvoll Bauteile auf einer Platine: ein Sperrschwinger mit Trafo, zwei Dioden, ein Ladekondensator, ein Entladewiderstand, eine LED als Betriebsanzeige und ein Taster. Betrieben wird das Ganze mit zwei AA-Batterien, also 3 Volt Eingangsspannung. Der Transistor ist ein 8050SS, offenbar ein China-NPN-Transistor.



Mit dem Oszi nachgemessen: der Sperrschwinger arbeitet auf ca. 11 kHz.

Nun interessiert natürlich noch die erzielbare Spannung. Direkt mit dem Multimeter messen ergibt falsche Messwerte: bei der geringen Leistung und den hohen Spannungen belastet der Innenwiderstand des Multimeters den Generator schon beträchtlich. Man merkt das daran, dass die gemessene Spannung am Ladekondensator nach Abschalten des Generators sehr schnell zusammenbricht. Ein Freund hat mir einen 1-Gigaohm-Widerstand geschenkt, mit dem ist eine unverfälschte Messung möglich. Mein Fluke 87V hat laut Datenblatt einen Innenwiderstand von 10 Megaohm. Schalte ich den 1-Gigaohm-Widerstand bei der Messung vor die Messspitze, dann ergibt sich mit dem Innenwiderstand des Multimeters zusammen ein Spannungsteiler. Die reale Spannung am Gitter und die gemessene Spannung am Multimeter verhalten sich dann so zueinander:

Ureal / Umess = (1000 Megaohm + 10 Megaohm) / 10 Megaohm
und damit
Ureal = Umess * 101

Das Multimeter zeigt also rund 1/100 der eigentlichen Spannung an. Bei meiner Fliegenklatsche steigt die Spannung am Multimeter nach einigen Sekunden auf 6,5V an. Am Gitter liegen also 650 Volt - das ist schon enttäuschend wenig.  Der verbaute Ladekondensator hat den Aufdruck "223J 2000V", also 22 nF. Das ist ebenfalls relativ wenig, laut Netzrecherche liegen die üblichen Werte bei 47 nF. Nur mit einem Tausch des Kondensators ist es hier also zum "aufbohren" des Geräts nicht getan.

Laut Aufkleber kann das Gerät "max. 45 uC" liefern - eigenartig, dass die Ladungsmenge angegeben wird, ich hätte eher einen Engeriewert in mJ erwartet.



Was liefert das Gerät tatsächlich? Da ja nun die Ladespannung und der Kondensatorwert bekannt sind, kann man nachrechnen.

Q = C * U = 22 nF * 650 V = 14 uC

"Maxmimal 45uC" ist also schon richtig, aber auch etwas optimistisch.

Die maximale Energiemenge ist im Originalzustand
W = 0.5 * C * U² =  4,6 mJ

Mit 650 V ist hier nicht viel zu holen, die Spannung muss ja den Chitinpanzer der Insekten durchschlagen. Zudem geht die Spannung in Energiemenge quadratisch ein, eine Steigerung der Spannung bringt also ziemlich viel.

Abhilfe muss her.

Um die Spannung zu erhöhen, habe ich die originale Gleichrichterschaltung entfernt und die Sekundärseite des Trafos mit einer einstufigen Kaskadenschaltung verbunden, der sog. Greinacher-Schaltung. https://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsverdoppler
Das Schaltungsprinzip ist aus alten Fernsehgeräten bekannt, dort wurde es verwendet, um die 25 kV für Bildröhre zu erzeugen. Wir brauchen hier nicht ganz so viel Spannung, daher reicht eine Stufe, die die Spannung von 650 V auf ca. 1300 V verdoppeln sollte.



Als Dioden habe ich die 1000V-Type 1N4007 verwendet, als ersten Kondensator zwei parallel geschaltete 10 nF FKC-3-Kondensatoren mit 1kV Spannungsfestigkeit, da die gerade zur Hand waren. Natürlich geht hier auch ein 22 nF MKP-Kondensator. Als zweiten Kondensator und Ladekondensator habe ich einen MKP 1600V 220nF verwendet. Für den ersten Kondensator reicht übrigens eine Spannungsfestigkeit von 1000 V, der zweite Kondensator muss mindestens 2 x 650 V = 1300V (entsprechend 2x der Spitzenspannung am Trafoausgang) aushalten.

Den Entladewiderstand von 5,1 Megaohm am Ausgang habe ich weggelassen, da er die Spannung nur unnötig belastet und damit verringert. Nachteil: das Gitter entlädt sich deutlich langsamer, hier muss man also vorsichtig sein.

Nach dem Umbau liegen am Gitter (wieder gemessen mit Hilfe des Gigaohm-Widerstands) nun 1300 V an, genau wie es sein soll. Die Leitungen und die Isolation des Gitters scheinen noch auszureichen, es waren keine Durchschläge feststellbar. Damit zusammen mit dem 220nF-Kondensator alles wieder ins Gehäuse passt, musste ich die Platine etwas versetzen und dazu den Taster auslöten, und mit Drähten verlängert in seiner ursprünglichen Position anbringen. Auch die LED habe ich etwas versetzt montiert, sie kam "eine Hausnummer weiter", dort war offenbar in der Spritzgussform bereits eine zweite LED-Aufnahme vorgesehen, aber nicht ganz durchgebohrt. Ein 3mm-Bohrer löste das Problem. Oben im folgenden Bild ist oben auch der 1-Gigaohm-Widerstand zu sehen.






Nach dem Umbau hat die Fliegenklatsche jetzt folgende Daten:
Q = C * U = 220 nF * 1300 V = 286 uC
W = 0.5 * C * U² = 0,5 * 220 nF * (1300 V)² = 186 mJ

Mit dem Umbau hat sich also die Spannung verdoppelt und die Energiemenge ver-40-facht. Getroffene Insekten sterben nun mit einem kleinen Knall (Kommentar Freundin: "Männer..."). Die Fliegenklatsche hat sich damit einen kleinen gelben Hochspannungs-Warnaufkleber verdient - das Gerät sollte nicht in Kinderhände geraten.

Leider habe ich nach der Fertigstellung festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, mit dem Gerät Fliegen zu treffen, ohne Haushaltsgegenstände unnötig in Mitleidenschaft zu ziehen. Wie Dietrich Drahtlos es sagen würde:

Das zentrale Problem
Wird leicht übersehn.

UF4007
, ein Hinweis von PeterKrüger

Ich benutze für SwitchMode-Booster Design nur noch die Gleicrichterdioden von Typ: "UF4007" mit einer ReverseRecoveryTime von 75ns, ergeben eine deutlich höheren Ausgangsspannung bei gleichzeitig geringeren GesamtStromverbrauch. Siehe Info Google search article: "A standard rectifier diode like 1N4007 has a typical reverse recovery time of 30 μs, but an ultrafast version UF4007 has Trr = 75 ns, which is about 500 times faster."


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