Dank an Johannes, der mir dieses
Oszilloskop vermacht hat. Das EO174A wurde unter dem Markennamen Serute
ab ca. 1974 vom VEB Radio und Fernsehen in Karl-Marx-Stadt hergestellt.
Das Gerät konnte wahlweise am Netz und über interne Akkus oder eine
externe 12V-Batterie betrieben werden. Dazu gibt es an der Frontplatte
zwei separate Hauptschalter. Beim ersten Einschalten konnte ich ein
ganz schwaches Bild sehen, hatte aber den Eindruck, dass die
x-Ablenkung nicht arbeitet, wohl aber der y-Verstärker. Im Netz konnte
ich das Service-Manual finden:
rft_eo-174a_sm.pdf
Das Gerät hat je ein geschlossenes Gehäuse für das 220V-Netzteil
und für den Spannungswandler. Der Gegentakt-Spannungswandler mit zwei
Ge-Leistungstransistoren erhält eine Eingangsspannung von -10 V und
liefert alle nötigen Spannung bis +1,2 kV für die Bildröhre. Unter der
Bildröhre ist Platz für einen Einschub mit 10 NiCd-Akkus. Eine weitere
Regelplatine stabilisiert die Batteriespannung auf -10 V. Dem
Spannungswandler ist es egal, ob die Energie aus dem Netz oder aus den
Akkus kommt. Bei allen Tests und dem Reparaturversuch habe ich den
externen 12V-Anschluss und mein Labornetzteil verwendet.
Der Spannungswandler hat zahlreiche Ausgänge für die
verschiedenen Spannungen, die teilweise mit eingelöteten
Durchführungskondensatoren herausgeführt sind. Man erkennt hier die
Verwandtschaft zur Fernseh-Produktion. Und man sieht, dass hier sehr
viel aufwendige Handarbeit drin steckt. Alle Spannungen waren
vorhanden, aber ca. 10% zu klein. Als Ursache habe ich einen
Spannungsverlust auf dem Weg von der 10V-Regelplatine zum
Spannungswandler durch einen Schalter und eine Sicherung gefunden. Ich
wollte schon einen Draht als Abkürzung einlöten, hatte aber noch
Hemmungen, das Original zu verändern.
Die Platine für die x-Ablenkung kann man hochklappen und kommt dann an
alle Signal heran. Alles schien inaktiv. Aber später habe ich ein
Signal an den y-Eingang angeschlossen und damit die Triggerung
aktiviert. Damit ist es mir gelungen, korrekte Ablenksignale an alle
vier Platten zu legen. Das sagt jedenfalls mit aktives Oszilloskop.
Auch die Spannungen an allen Elektroden der Bildröhre waren korrekt.
Aber es kam kein Bild mehr. Der Eindruck war also, dass die Bildröhre
defekt ist.
Vielleicht der Heizfaden? Am Spannungswandler habe ich einen Draht
abgelötet und konnte den Widerstand messen: nicht defekt! Mit externer
Spannung von 6,3 V floss ein Heizstrom von ca. 100 mA. Der Bildröhre
ist also sehr sparsam und vermutlich speziell für Batteriebetrieb
gedacht. Ich habe dann für kurze Zeit eine Spannung über 9 V angelegt.
Das galt früher als Geheimrezept zur Regenerierung verbrauchter
Fernsehbildröhren. Aber leider ohne Erfolg, alles bleibt dunkel. An
diesem Punkt gebe ich auf und schraube alles wieder sorgfältig
zusammen, sodass alles noch original bleibt. Falls jemand mehr
Erfahrung mit dem Gerät hat oder vielleicht Ersatzteile dafür braucht,
möge er sich melden.
Hinweis von René Wukasch: Von dem Oszi gibt es zwei Varianten, die ältere von 1970 mit Ge-Transis
im Transverter, die neuere ab ca. 1972 mit (sowjetischen) Si.
Ich besitze die neuere Version und den (vollkommen anders, z. T. mit IC
aufgebauten) Nachfolger EO174B. Wenn die Röhre dunkel bleibt ist die
Ursache meist der Transverter bzw. die dortige Hochspannungserzeugung.
Eine Spannungsmessung am Sockel klärt auf.
Erinnerungen von Günther Zöppel: Sehr interessiert habe ich den Artikel über das
bei uns scherzhaft "Wanderoszi" genannte Oszilloskop EO174A
gelesen, da ich ein solches auch lange Zeit in meiner
Hobbytätigkeit nutzte, jetzt steht es nur als Anzeige für eine
Scope Clock gelegentlich zur Verfügung.
Ich kann Deine Einschätzung zur Osziröhre B7S401 nur bestätigen, sie war
damals eine Weltneuheit mit ihrer geringen Heizleistung (ca. 100 mA bei 6,3V)
und für Transistorverstärker gut geeigneten Ablenkempfindlichkeit von ca. 4
V/cm in Y-Richtung und ca. 10 V/cm in x-Richtung, da konnte man mit den damals
erhältlichen Transistoren bei relativ geringen Versorgungsspannungen schon
brauchbare Ergebnisse erzielen. Ich erinnere mich, dass wir in der
Entwicklungsabteilung meiner damaligen Firma Versuche unternahmen, den Oszi im
Y-Teil umzubauen, dass er für höhere Frequenzen geeignet wäre und konnten dann
sogar das Schwingen eines UKW-Oszillators im 100-MHz-Bereich beobachten.
Begrenzend für hohe Frequenzen wirkte dabei die Kapazität der elektrostatischen
Ablenkplatten der Röhre. Einen entscheidenden Nachteil möchte ich noch erwähnen:
Die Röhre hatte einen Planschirm - d.h. der Weg der Elektronen von der Katode
zur Leuchtschicht war in der Mitte des Schirms geringer als an den Rändern
(deswegen haben modernere Röhren einen sphärisch gekrümmten Schirm) und dieses
Problem führte besonders bei hohen Messfrequenzen zu einem nicht mehr zu
vernachlässigenden Parallaxenfehler in der Darstellung. Wir experimentierten da
mit einer aussteuerungsabhängigen Variation der Astigmatismusspannung und der
Nachbeschleunigungsspannung, gaben das dann aber auf wegen der damals
einsetzenden Verfügbarkeit höherwertiger Oszis.