Defekte Digitalkamera als Mikroskop und Teleskop
von Ulli Kainka
Beispielbild mit Fehler (im ovalen Feld)
Unsere schöne kleine Digitalkamera hat angefangen zu zicken. Wie
man in dem Beispielbild von Irland sieht, machte sie plötzlich auf
jedem Foto in der linken oberen Ecke einen verschwommenen Strich.
Es
war anzunehmen, dass ein Staubkorn auf einer Linse oder dem Chip
klebte. Da die Kamera so eh nicht mehr gut war, wurde teil-seziert. Der
Mechanismus für den Linsen-Staubschutz und die vordere Linse wurden
entfernt.
Kamera ohne Linsen-Staubschutz und ohne die vordere Linse (mit einer anderen Kamera aufgenommen)
Durch
herumspielen war schnell klar: das Problem liegt nicht an der vorderen
Linse, schade. Nebenbei hat sich aber interessanterweise gezeigt, dass
die Kamera ohne die vordere Linse wie ein Mikroskop funktioniert. Die
Optik hat einen sehr kleinen Abstands-Bereich in dem scharfe Aufnahmen
gelingen, aber immerhin. Es gab auch etwas zu untersuchen. Einen
kaputten MP3 Player, der verzerrten Ton machte.
MP3 Player (mit einer anderen Kamera aufgenommen)
MP3 Player, geöffnet (mit einer anderen Kamera aufgenommen)
Es
gab da einen Verdacht, und so wurde die Kopfhörerbuchse besonders
untersucht, jetzt mit der "Mikroskop-Kamera". Es zeigte sich eine kalte
Lötstelle, die schnell behoben war. Jetzt klingt der MP3-Player wieder
besser.
Kalte Lötstelle an der Kopfhörerbuchse
Zum Spaß wurde auch eine leblose Obstfliege aufgenommen. Man braucht eine ruhige Hand dafür.
Obstfliege
Obstfliege
Als
nächstes war interessant, ob die Kamera auch ein Teleskop sein kann.
Dazu wurde eine Linse mit 250 mm Brennweite und ein Rohr drangefriemelt.
"Teleskop"-Kamera (mit einer anderen Kamera aufgenommen)
Das Ergebnis ist nicht besonders, es gibt Verzerrungen und Farbfehler. Aber im Prinzip geht es. Im Folgenden einige Beispiele.
Teleskopfoto Süßigkeiten, ca. 5 m entfernt
Teleskopfoto Vogelfutterhaus, ca. 10 m entfernt
Teleskopfoto Vogel auf Gartenhaus, ca. 20 m entfernt
So
weit die Versuche mit der nicht mehr so tollen Digitalkamera. Später
wurde noch mal mutiger auseinandergebaut, so richtig und mit ordentlich
Respekt vor dem Blitzelko. Dabei kam heraus, dass ein längliches
Staubteilchen auf dem Chip klebte. Das wurde mit Druckluft behoben. Die
Kamera funktioniert jetzt wieder, aber ein paar Kleinteile sind
verloren, sodass der Linsen-Staubschutz nie wieder so richtig wird.
Dies ist ein Beispiel für halb-erfolgreiches Reparieren. Kann man nur
aus Spaß machen, ansonsten geht zu viel Zeit dabei drauf.
Wer selber repariert,
dabei neues zwar kapiert,
doch auch manche Komfort-Funktion verliert.
(Dietrich Drahtlos)