Labortagebuch April 2022
28.4.22:
Mikrocontroller-Spannungswandler
Gestern kam mir ein interessanter Edelschrott zugeflogen. Er war Teil
eines automatschen Duft-Sprühsystems mit Motor, Getriebe und einem
Mikrocontroller. Alles lief mit 1,5 V, und der Motor konnte sogar in
beide Richtungen gesteuert werden. Wie ist das möglich, habe ich mich
gefragt. Der Controller trägt keine Beschriftung, was auf einen Padauk
hinweist, ähnlich dem
PFS154.
Auf der Rückseite der Platine gibt es eine Festinduktivität mit 47 µH.
Sie führt vom Pluspol der Batterie zu einem Port. Da kam mir ein
Verdacht: Könnte das ein Spannungswandler sein?
Das Oszilloskop bestätigt den Verdacht. Aus einer
Batteriespannung von 1 V erzeugt der Sperrwandler 5 V. Die
Ausgangsspannung ist geregelt. Bei höherer Eingangsspannung geht der
Wandler in einen unterbrochen Betrieb über. Die Frage ist nun: Ist das
ein besonderer Mikrocontroller mit einem eingebauten Schaltregler, oder
schafft das der Controller allein?
Die Ladeimpulse sind 2 µs lang. Bei einer Spannung von 1 V würde in
dieser Zeit der Spulenstrom bis 40 mA ansteigen. Das ist viel, aber für
einen Controller-Port nicht undenkbar. Die nötige Diode ist ja
ebenfalls schon vorhanden, weil der Port eine Clamp-Diode gegen VCC
hat. Falls es ein PSF154 wäre, hätte er auch die Peripherie für die
Spannungsreglung in Form seiner internen Spannungsreferenz, eines
internen Spannungsteilers und eines Komparators, mit dem man VDD
überwachen kann. Der Controller könnte also die Betriebsspannung auf 5
V erhöhen, was zugleich die Ports viel niederohmiger macht. Und der
Strombedarf für die eigentliche Aufgabe ist gering, denn der Motor wird
über vier MOSFETs in einer Brückenschaltung betrieben. Die Idee finde
ich spannend, man müsste das mal ausprobieren. Im Prinzip kann das
vielleicht fast jeder Mikrocontroller.
Hinweis von Gerald Riebel
In der AVR-Serie gibt es den ATtiny43U, der einen Spannungswandler für
eine Eingangsspannung von 0,7 bis 1,8 Volt auf dem Chip hat.
https://www.microchip.com/en-us/product/ATtiny43U
14.4.22:
Röhren testen
Die Aufgabe war, eine Charge Röhren vom Typ 6J1 auf ihre Eignung im
Franzis-Röhrenradio
zu untersuchen. Im Schrank lag noch ein Aufbau aus dem Röhren-Lernpaket
von Franzis. Mit wenigen Änderungen wurde daraus die wesentliche
Schaltung des Röhrenradios. So konnte ich ca. 20 Röhren durchmessen.
Bei einigen kam es zu einem sehr harten Rückkopplungseinsatz. Ich
konnte feststellen, dass bei diesen Röhren die Gitter-1-Spannung nicht
negativ genug wurde. Dadurch leitet die Gitterdiode zu stark. Wenn dann
Schwingungen einsetzen, sinkt die Gitterspannung schlagartig, und die
Dämpfung wird geringer. In dem Fall war es hilfreich, den
Gitterwiderstand auf 1 MOhm zu vergrößern.
Der Schwingungseinsatz lag bei den problematischen Röhren bei sehr
geringen Anodenspannungen unter 6 V. Mit dem größeren Gitterwiderstand
steigt der Punkt in Richtung 10 V oder etwas höher. Andere Röhren
brauchen dann mehr Anodenspannung als die vorgesehenen 15 V. Mit einem
kleineren Gitterwiderstand ab 100 kOhm sinkt die kritische Spannung
deutlich ab. Es gibt also bei streuenden Daten für jede Röhre einen
optimalen Gitterwiderstand.