Labortagebuch März 2022
28.3.22:
SSOP Prototyp löten
Diese kleine DSP-Radioplatine verwendete den BK1068 mit einem
Pinabstand von 1,0 mm. Jetzt musste ich untersuchen, ob ein kompatibler
Chip mit dem halben Pinabstand von nur noch 0,5 mm ebenfalls verwendet
werden kann. Das Umlöten war eine Herausforderung. Ich habe mir so
beholfen, dass ich jedes zweite Beinchen nach oben gebogen habe. Aus
einer Litze habe ich kleine Drähtchen entnommen und damit die Beinchen
an die breiteren Pads gelötet. Beim ersten Versuch kam es
Störgeräuschen, vielleicht weil ich das IC zu heiß gebraten habe. Beim
zweiten Versuch mit einem neuen IC ging das Löten etwas besser.
Und damit stellte sich der Erfolg ein: Das kleinere IC kann ohne
Änderungen verwendet werden. Erst jetzt lohnt sich das Umzeichnen der
Platine.
5.7.21, wenige Monate später: Heute kamen Muster der
neuen Platine für den Radio-Adventskalender an. Spannend, ob alles
richtig funktioniert. Ein Aufbau vom letzten Jahr lag noch bereit. Da
konnte ich die Platine austauschen. Ergebnis: Perfekt! Das Radio ist
gerettet.
11.3.22:
UV-LED und -Fotodiode
Für eine Anwendung im Bereich Kunststoffhärtung suche ich gerade nach
passenden UV-LEDs. Und nach einer Möglichkeit, die Intensität des
UV-Lichts zu messen oder wenigstens zu vergleichen. Bei einem
LED-Händler konnte ich 20 UVA-LEDs bekommen. Und es hat sich gezeigt,
dass sie gleichzeitig als UV-Fotodioden einsetzbar sind.
Für den Versuch betreibe ich die Fotodiode ohne Vorspannung im
Kurzschlussbetrieb. Der "Kurzschluss" wird hier durch einen parallelen
Widerstand von 100 k als Shunt hergestellt. Der Spannungsabfall am
Widerstand kann mit einem normalen Digitalvoltmeter gemessen werden.
Wenn ich die UV-LED mit 20 mA betreibe, messe ich 60 mV an der
Fotodiode. Es fließt also ein Fotostrom von 0,6 µA. Bei 10 mA messe ich
30 mV, bei 30 mA 90 mV. In diesem Bereich ist die Messung also linear.
Zum Vergleich: An einer Leuchtstoffröhre messe ich deutlich unter 1 mV.
Die Röhre enthält Quecksilberdampf und erzeugt intern auch UV-Licht,
das aber durch das Glas und die Leuchtschicht zurückgehalten wird. Der
Versuch zeigt erstens, dass die Leuchtstoffröhre tatsächlich kaum
UV-Licht abgibt und zweitens, dass die UV-LED das Licht selektiv auf
ihrer Wellenlänge misst.
Eine Messung im vollen Sonnenlicht brachte 30 mV. Weil normales Glas
bekanntlich UV absorbiert, wurde hinter einer Doppelglasscheibe nur
noch 2 mV gemessen. Der Vergleich mit dem Sonnenlicht zeigt, dass die
UV-LED gefährlich für die Augen ist. Man muss Abstand halten und darf
nie direkt in die LED schauen!
9.3.22:
Oszi-Messkabel repariert
Was den Ingenieur am meisten zwackt, ist der gemeine
Wackelkontakt (Dietrich Drahtlos). Das gilt in besonderem Maße für ein
Messkabel. Wenn das Oszilloskop nur noch in bestimmten Biegewinkeln des
Messkabels funktioniert, dann weiß man: Kabelbruch! Inzwischen hatten
sich schon zwei solcher Kabel angesammelt. Jetzt wollte ich wissen, ab
da noch etwas zu machen ist.
Die Knickstelle ist direkt hinter der Knickschutztülle. Hier habe
ich das Kabel gekürzt und das Reststück aus dem Stecker gezogen.
Zum Vorschein kam ein Widerstand mit einem Ohm, der offensichtlich nur als Verbinder mit dem Mittelkontakt diente.
Das
Kabel selbst ist koaxial und hat einen extrem dünnen Innendraht mit
geschätzten 0,05 mm, damit das Kabel eine sehr geringe Kapazität
bekommt. Der Kontakt-Widerstand war einfach in die Mitte des Kabels
gesteckt.
Also musste ich nur mit einer Nadel ein Loch in die Mitte stechen,
dann den Winderstand möglichst weit hineinschieben und hoffen, dass er
irgendwie Kontakt mit dem dünnen Drähtchen bekommt. Bei dieser
Operation steckte das andere Ende des Kabels im Oszi. So ist sofort zu
sehen, wann eine Berührung des Steckers ein Störsignal auf den Schirm
bringt.
Dann noch die Abschirmung anlöten, alles isolierten, fertig ist die
Reparatur. Der Innenleiter hat übrigens einen Gleichstromwiderstand von
ca. 450 Ohm, den ich auf den Widerstand des extrem dünnen Drahtes
zurückführe. So ähnlich ist das auch bei anderen Messkabeln. In einem
Fall habe ich ca. 200 Ohm gemessen. Stört ja auch nicht, bei einem
Innenwiderstand des Oszis von 1 MOhm.
Erfahrungen von Günther Zöppel
Auch bei mir tummeln sich einige der angesprochenen Exemplare in der
Meßzubehörkiste. Der dünne Draht ist ein leidiges Problem, einige davon
habe ich mit Standard RG58-Kabel repariert, musste aber dann aufgrund
des dickeren Innenleiters und damit höherer Querkapazität die
Frequenzkompensation etwas nachregulieren, um auch höhere Frequenzen
gut messen zu können und den Tiefpasscharakter des so reparierten
Kabels zum Teil zu eliminieren. Aber die derart "aufgepeppten" Kabel
halten bis heute.
Dicke Drähte halten länger,
nur der Meßbereich wird enger.
(Dietrich Drahtlos)
Hinweis von Roland Franz
Tatsächlich besteht der Innenleiter aus einem Widerstandsdraht und
der Widerstandsbetrag ist kein Zufall.
Eine ausführliche Erklärung dazu (und noch viel mehr) findet sich im
folgendem Video:
http://www.eevblog.org/video/EEVblog453-ScopeProbeX1bandwidth-640x360.m4v
Mir was das auch alles nicht klar bis ich im
letzten Jahr auf dieses Video gestoßen bin. Ich hatte damals auch noch
irgendwo gelesen, das diese ganze "Theorie der Tastköpfe" Ende der 50er-
/ Anfang der 60 Jahren von Tektronix erfunden/entwickelt wurde und dass
es dazu eine Beschreibung geben würde. Die habe ich heute gefunden:
https://www.davmar.org/TE/TekConcepts/TekProbeCircuits.pdf
In diesem "Handbuch" ist auch nochmal detailliert erklärt wie das alles
zusammenhängt und dass das Kabel zwischen Tastkopf und Oszilloskop nicht
nur ein Stück Draht, sondern eine Übertragungsstrecke ist, deren
Eigenschaften nicht vernachlässigt werden können.
Insgesamt ein schönes Beispiel dafür, dass vermeintlich
selbstverständliche Dinge tatsächlich eine unerwartete Komplexität
aufweisen können.