NOXON-DAB-Media-Player unter Linux
Der Noxon-DAB-Stick wird lediglich mit einer Windows-Software ausgeliefert,
obwohl das Programm mit dem plattformübergreifenden Qt Framework
erstellt wurde, das eigentlich aus der Linux-Welt stammt. Fraunhofer
IIS, das die DAB-Software erstellt hat, hat auch eine Linux-Version,
aber die hätte Terratec wohl gesondert bezahlen müssen.
Es gibt
eine alternative Software für den DAB-Stick (dabstick-radio-0.96,
Website:
http://www.sdr-j.tk/index.html ), die ich unter meinem Linux
zwar habe kompilieren können, die aber nur sehr unzuverlässig lief und
einige Macken aufwies. Auch die bereits kompilierte Windows-Version
lief hier (unter Windows7) mehr schlecht als recht.
Der
eigentliche NOXON-DAB-Media-Player ist durchaus unter Linux lauffähig
(mittels des "Emulators" Wine) - er erwartet jedoch den Windows-Treiber
für den NOXON DAB-Stick, mit dem Linux nichts anfangen kann.
Ein
Hacker mit dem Nickname "steve_m" hat jedoch einen Ersatz für die
Windows-DLL RTL283XACESS.dll geschrieben. Die Ersatz-DLL gaukelt "nach
oben" der DAB-Software den DABstick-Treiber vor, "nach unten" verbindet
sie sich mit rtl_tcp, einem lokal laufenden Webservice, der über den
Port 1234 das Signal des DAB-Sticks (oder eines anderen DVB-T-Sticks
mit dem RTL28XX-Chipsatz) für beliebige Anwendungen bereitstellt.
rtl_tcp ist Teil des rtl-sdr-Projekts.
Die rtl-sdr-library und die Tools gibt es im Quellcode unter http://sdr.osmocom.org/trac/wiki/rtl-sdr .
Wer
selbst übersetzen will, sollte beachten, dass Linux unter Umständen
automatisch die DVB-Treiber für den RTL29XX-Stick lädt. Man kann dann
z.B. mit dem NOXON-DAB-Stick DVB-T empfangen, aber die DVB-Treiber
blockieren die Hardware und müssen erst manuell entladen werden.
Man
kann das automatische Laden unterbinden, indem man im Ordner
/etc/modprobe.d die Datei rtl-dvb.conf anlegt und dort die Treiber
hineinschreibt, die nicht automatisch geladen werden sollen. Auch
sollte man eine udev-Regel für den RTL29XX-Stick anlegen, damit der
Zugriff auf die Hardware ohne root-Rechte möglich ist.
Unter
Debian und Ubuntu kann man auch einfach über die Paketverwaltung die
Pakete libsdr0 und rtl-sdr installieren. Die oben genannte
"blacklist"-Datei und die udev-Rules werden während der Installation
automatisch angelegt.
rtl_tcp muss mit einem festen Parameter für
die Verstärkung aufgerufen werden, da die (an sich vorhandene)
automatische Verstärkungsregelung wohl nicht funktioniert. Bei mir
erwies sich der Wert 9 als günstig.
Da rtl_tcp bereits im
Hintergrund laufen muss, bevor man den NOXON-DAB-Media-Player aufruft,
habe ich mir im Startmenü einen Eintrag angelegt, der rtl_tcp im xterm
oder in der Konsole startet. Der eigentliche Programmaufruf erfolgt mit
xterm -e rtl_tcp -g 9
Dann kann man im Terminal sehen, was das Programm "so treibt".
Nun
muss man noch den NOXON-DAB-Media-Player installieren, die DLL
austauschen und ein reg-File mit Registry-Einträgen importieren.
Die
drei Schritte werden automatisch durch das Skript "dab-install.sh"
erledigt, das sich unter https://github.com/steve-m/rtltcpaccess
herunterladen lässt.
Die Dateien kann man sich aber auch "zu Fuss" holen und installieren:
http://ftp.terratec.de/NOXON/NOXON_DAB_Stick/Updates/NOXON_DAB_Stick_DAB_MediaPlayer_Setup_4.1.0.exe
http://steve-m.de/projects/rtl-sdr/rtltcpaccess.tar.gz
Wine sollte eigentlich automatisch Starter für installierte
Windows-Programme anlegen. Falls nicht, muss man sich den Starter
händisch einrichten.
Einige Hinweise für Windows-Nutzer
Wer
schon mal mit SDR# (SDRsharp) und Zadig unter Windows herumgespielt
hat, dem müsste rtl_sdr bekannt vorkommen, denn offenbar installiert
SDR# unter anderem rtl-tcp.exe, und laut der Beschreibung unter
http://rtlsdr.org/softwarewindows
kann man SDR# in einem
alternativen Modus betreiben, in dem es auf rtl_tcp.exe aufsetzt.
Im
Prinzip sollte es daher möglich sein, den NOXON-DAB-Media-Player für
beliebige DVB-T-Dongles mit RTL28XX-Chipsatz zu nutzen: den
NOXON-Treiber nicht installieren, sondern stattdessen SDR# und Zadig.
rtl_tcp.exe auf der Kommandozeile starten (vermutlich mit einem
passenden Gain-Parameter), dann den NOXON-DAB-Media-Player
installieren, die DLL austauschen, die Registry-Einträge importieren
und den Player starten.
Auch für Besitzer des originalen
NOXON-DAB-Sticks könnte das nützlich sein, weil man den Treiber nicht
austauschen muss, wenn man zwischen SDR# und dem DAB-Media-Player
wechseln möchte.
Probiert habe ich das allerdings nicht - für
einen kurzen Test möchte ich nicht mit stundenlangem Windows-Gefummel
gestraft werden. Unter Windows gibt es ja keine saubere
Softwareverwaltung wie unter Linux, die bei der Deinstallation wirklich
hinter sich aufräumt und alle Änderungen rückgängig macht...
Noxon-DAB-Stick telefoniert nach Hause
Beim
Herumprobieren unter Linux fiel mir auf, dass der
NOXON-DAB-Media-Player (Version 4.1) ca. alle 10 Sekunden mit Port 80
der IP-Adresse 5.9.219.210 "telefoniert", obwohl ich das Versenden
anonymer Nutzungsstatistiken in der Software abgeschaltet hatte. Unter
Windows war mir das nie aufgefallen, weil Microsoft den Nutzer von
allem, was sich unter der Motorhaube tut, möglichst gründlich
fernhalten möchte.
Die IP 5.9.219.210 ist auf den Hersteller
Terratec eingetragen. Nach einigem Herumprobieren stellte sich heraus,
dass die Software sich mit der Site "data.terratec.net" zu verbinden
versucht. Möglicherweise sollte der Nutzer auf diesem Wege mal mit
wechselnder Werbung (Bannerbereich oben im Programmfenster) "beglückt"
werden und die Sache ist zwar lästig, aber harmlos. Bei
volumenabhängigen Internet-Verbindungen (z.B. per Mobilfunk) kann der
Unfug aber auch Geld kosten.
Unterdrücken kann man die
Telefoniererei, indem man in der HOSTS-Datei dem Namen
data.terratec.net die IP 127.0.0.1 zuweist; dann fragt die Software
beim lokalen loopdevice an, und die Anfrage läuft ins Leere.
Unter Linux liegt die Datei hosts im Ordner /etc .
Unter Windows (gilt auch für Windows7 und die 64-bit-Versionen) liegt die Datei hosts unter C:\Windows\System32\drivers\etc .
In die Datei trägt man ein:
127.0.0.1 data.terratec.net
Unter
Windows ist es jedoch zunächst erforderlich, sich Zugang zu dem Ordner
zu verschaffen, da in der Standardeinstellung Systemordner, versteckte
Dateien und dergleichen vor dem Nutzer verborgen werden. Man muss sich
im Explorer unter "Ordneroptionen - Ansicht - erweiterte Einstellungen
- Erweiterte Einstellungen" den ganzen Krempel mühsam freischalten. Man
sollte auch als Administrator angemeldet sein, um Schreibrecht zu
erhalten.
Möglicherweise
schlägt die Benutzerkontensteuerung auch noch Alarm (den UAC-Nervkram
habe ich gleich zu Anfang abgeschaltet - ich nutze Windows aber nur
selten - für wichtiges schon gar nicht - und habe allerlei verzichtbare
Dienste deaktiviert, um die Angriffsfläche zu reduzieren).
Software-Hinweise von Enrico
Der
Link vom Noxon Dab Player sollte mal angepasst werden. Die Anleitung
gefiel mir 2015 so gut, das ich mich mit einigen Leuten zusammen getan
habe, auf Ubuntuusers eine Anleitung zu schreiben nach Ihrer
Orginalen Anleitung. Praktisch war ich der Tester und gab die Infos
dann weiter.
Dazu der aktuelle Link vom Noxon Stick. https://www.noxonradio.ch/download/NOXON_DAB_Stick/Updates/DABPlayer5.01.zip
Das fiel mir jetzt mal auf da ich von Zeit zu Zeit mein Howto auf Ubuntuusers.de kontrollieren muss. https://wiki.ubuntuusers.de/Howto/Terratec_Noxon_DAB_Stick/