Im
Inneren war alles blitzblank und wie neu. Kein Fehler war direkt
sichtbar. Ich hatte aber Hemmungen, die Platine abzuschrauben. Die
Fehlersuche begann daher auf der Bestückungsseite. Im Radiomuseum
http://www.radiomuseum.org/r/minerva_volltransistor_570.html fand sich
auch der Schaltplan, was die Sache sehr vereinfachte.
Test 1
mit dem Oszilloskop: Überprüfung der Batteriespannung an verschiednenen
Messpunkten. Alle Spannungen sind gegenüber Masse (Drehko-Gehäuse)
negativ. Am Drehko fiel sofort auf, dass der Oszillator noch perfekt
arbeitete und abstimmbar war. Beim Berühren einzelner Punkte im
NF-Bereich gab es leise Geräusche. Also war auch die Endstufe
grundsätzlich noch in Ordnung.
Test 2 mit einem NF-Tongenerator:
Über einen kleinen Kondensator wurde an verschiedenen Punkten ein
Signal eingespeist. Ergebnis: Der Genegentaktendstufe arbeitet perfekt,
genauso wie die Treiberstufe und die NF-Vorstufe. Alles nach dem
Lautstärkeregler funktionierte, alles davor war völlig still. Das
deutet darauf hin, dass der Lautstärkeregler defekt ist. Also wurde mit
einem Krokokabel eine direkte Verbindung vom AM-Gleichrichter zum
Eingang des NF-Verstärkers gelegt. Und tatsächlich kam nun ein leises
Rauschen aus dem Lautsprecher.
Test 3 mit HF-Generator und
Frequenzzähler: Die Zwischenfrequenz soll 461 kHz sein. Auf dieser
Frequenz wurde ein AM-moduliertes Signal lose eingekoppelt. Und
dann etwas tiefer und etwas höher angestimmt. Ergebnis: Die ZF-Filter
sind noch optimal eingestellt. Die Kerne sitzen auch sehr fest, sodass
ich froh war, nicht daran drehen zu müssen. Nur der Kern des
Oszillatorkreises war locker. Und das Rauschen war nur im oberen
Mittelwellen-Bereich hörbar.
Also
erstmal ein Drähtchen einlöten. Der Lautstärkeregler wird damit
überbrückt und dient nur noch als Ein-Ausschalter. Das erscheint mir
besser als der Versuch, das Poti auszutauschen, denn dabei würde ich zu
stark in die historische Substanz eingreifen. Als Brücke dient ein
blaues Drähtchen, das farblich zufällig zum Schrauben-Sicherungslack
auf den Drehko passt. Der Draht ist direkt an zwei Elko-Beinchen
angelötet, die vor und nach dem Poti sitzen. Falls irgendjemand nach
weiteren 60 Jahren beschließen sollte, das Radio komplett zu
restaurieren, wird er kein Problem haben, den Draht zu entfernen.