Transistor-Kurzwellenaudion                

  
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Mal wieder ein Kurzwellenaudion bauen, dafür gab es eine doppelte Motivation. Zum einen wollte ich eine Schaltung testen, die wirklich nachbausicher ist. Und zum anderen überlege ich seit längerem, ein Audion so weit zu optimieren, dass es für den echten Funkbetrieb auf den Amateurfunkbändern taugt, so wie es damals in der Anfangszeit gemacht wurde. Der Gedanke ist, wenn ein stabiler und gut abgeschirmter Schwingkries mit höchster Leerlaufgüte extrem löse angekoppelt wird, müsste man damit ein sehr stabiles und empfindliches Audion bauen können. Mein offener Testaufbau erfüllt diese Anforderungen zwar noch nicht, aber er erlaubt es, beliebige andere Schwingkreise anzuschließen.

Das Radio war ein Sonntagmorgen-Bastelprojekt. Ich wollte um 11 Uhr fertig sein, um Radio DARC im 49m-Band damit zu empfangen. Weil ich nicht rechtzeitig fertig geworden bin, kam ein altes Blaupunkt-Kofferradio mit Teleskopantenne zum Einsatz. Erst danach war das Audion einsatzbereit. Was mir dabei besonders auffiel, war der sehr viel angenehmere Klang des Audions. Das liegt nicht nur an der langen Außenantenne, sondern auch an der spitzen, glockenförmigen Selektionskurve des Audions.

Im Laufe der Jahre haben sich zwei Audionschaltungen besonders bewährt. Die einfache Variante wird im Franzis Kurzwellenradio verwendet. Ein einzelner PNP-Transistor sorgt für die Entdämpfung und für die Modulation.



https://www.elektronik-labor.de/Lernpakete/KWradio.html

Die Schaltung funktioniert bei korrekter Bedienung zwar sehr gut, aber sie hat einige Nachteile für die Nachbausicherheit. Der Transistor ist sehr fest an den Kreis gekoppelt. Deshalb beeinflusst der Rückkopplungsregler die Frequenz. Das kann auch ein Vorteil sein, wenn man es geschickt für eine Feineinstellung nutzt. Insgesamt die die Verstärkung der Entdämpfungsschaltung gering. Deshalb darf man die Antenne nur lose ankoppeln. Viele haben das nicht beachtet und konnten dann zunächst keinen Mucks aus dem Radio hören. Die korrekte Einstellung ist also nicht ganz einfach. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Audionstufe keine Verstärkung hat. Man muss daher eine große NF-Verstärkung einsetzen.

Die zweite bewährte Schaltung steht in der Bastelecke. Hier arbeitet die eigentliche Audionstufe in Emitterschaltung und hat bereits eine große Verstärkung. Die Entdämpfung ist davon getrennt und verwendet zwei PNP-Transistoren in Differenzverstärkerschaltung.




https://www.b-kainka.de/bastel3.htm

An dieser Variante habe ich mich bei dem aktuellen Aufbau orientiert. Die Entdämpfung hat so viel Verstärkung, dass man damit praktisch jeden Schwingkreis an den Schwingungseinsatz bringt. Die Schaltung eignet sich daher gut für Experimente mit unterschiedlichen Schwingkreisen und auch für eine Bandumschaltung. Anders als beim Radio aus der Bastelecke habe ich diesmal alles mit 9 V betrieben und einen LM386 in der Endstufe verwendet. Außerdem gibt es einen 5V-Spannungsregler für das Audion.




Die freitragende Spule wurde aus einem Meter Schaltdraht gewickelt. Diese Bauweise ist zwar das komplette Gegenteil einer stabilen Spule, aber der isolierte Draht kommt der Nachbausicherheit entgegen, weil jeder so etwas hat. Die Stabilität reicht für den Empfang von Rundfunksendern aus. Anzapfungen lassen sich mit dem heißen Lötkolben leicht erzeugen. Bei der fünften Windung ist die Audionstufe angeschlossen, bei der ersten Windung die Antenne. Weil hier eine lange Antenne verwendet wurde, musste sie extrem lose angekoppelt werden. Alternativ kann man auch eine große Drahtschleife als Antenne verwenden.




Das Radio wurde auf einer durchgehenden Kupferplatine aufgebaut. Die einzelnen Baugruppen sind auf kurze Abschnitte einer Streifenplatine gelötet. Das Foto zeigt die NPN-Audionstufe und die beiden PNP-Transistoren für die Entdämpfung Die durchgehende Kupferfläche nützt der Stabilität und Störsicherheit. Ich benutze diese Technik gern, weil das Material immer zur Hand ist und wenig Aufwand bedeutet. Der Nachbausicherheit ist damit allerdings nicht gedient, weil man leicht Kurschlüsse zwischen den Bahnen baut, die dann nur schwer zu finden sind. Das hat den Aufbau des Radios  deutlich verzögert, sodass es seine erste Bewährungsprobe mit Radio DARC knapp verpasst hat.


Am Abend konnte ich noch viele Rundfunksender im 49m- und 41m-Band empfangen. Dazu reiche eine Drahtschliefe aus 2 m Netzkabellitze. Und sogar den SSB-Flugwettersender Shannon Radio oberhalb 5 MHz konnte ich damit klar hören. 

Loopantenne als Schwingkreis



Dieses Audion ist dafür ausgelegt, ganz unterschiedliche Kreise zu entdämpfen. Dabei kann die Schaltung im Interesse einer losen Kopplung an eine tiefe Anzapfung oder im Interesse einer großen Signalspannung an das heiße Ende des Kreises gelegt werden. Beim Anschluss einer langen Außenantenne arbeitet man mit tiefen Anzapfungen für das Audion und besonders für die Antenne. Dagegen kann eine kleine Loop-Antenne direkt am heißen Ende angeschlossen werden. Beide Varianten wurden mit den beiden Drekohälften ausprobiert. Die Loop besteht aus insgesamt zwei Meter Litze, die einfach irgendwie über einen Stuhl gehängt wird. Damit hat man in Innenräumen einen recht guten Empfang, weil im Schwerpunkt die magnetische Komponente der Signale empfangen wird. Durch die künstliche Entdämpfung erreicht die Loop die Wirkung einer wesentlich größeren Schleife. Für die einfache Umschaltung verwende ich eine Krokoklemme. Damit lassen sich auch weitere Kreise austesten.




Ringkern, Bandspreizung und JFET-Audion



Der Drehko hat vier Pakete, zwei waren bisher noch frei. Da wollte ich mal ausprobieren, wie stabil ein Eisenpulver-Ringkern sein kann. Deshalb habe ich einen T50-2-Kern bewickelt und einige Anzapfungen eingefügt. Parallel liegen zwei keramische Kondensatoren mit je 56 pF und eine Hälfte des UKW-Drehkos mit ca. 20 pF. Beim ersten Versuch bin ich im 49m-Band gelandet, wo viele Rundfunksender sehr klar zu empfangen waren. Bei Insgesamt 112 pF bis 132 pF hat man ein Kapazitätsverhältnis von 1 zu 1,18. Das Frequenzverhältnis ist die Wurzel daraus, also 1,085. Im 49m-Band werden daher ca. 500 kHz überstrichen.

Um das 40m-Band zu erreichen, habe ich dann  vorsichtig Windungen abgewickelt. Damit kam ich dann ungefähr an den Bandanfang 7 MHz. Der Empfänger überstreicht nun das 40m-Band und einen Teil des 41m-Bands. Das Audion muss ungefähr bei der halben Windungszahl angeschlossen werden. SSB- und CW-Stationen können dank der Bandspreizung problemlos genau genug abgestimmt werden. Die Frequenzstabilität ist recht gut, allerdings gibt es wegen des offenen Aufbaus immer noch eine geringe Handempfindlichkeit. In einem abgeschirmten Gehäuse dürfte aber ein brauchbares Audion für den Amateurfunk mit einem Ringkern machbar sein.



Das FET-Audion von Günther hat mich dazu gebracht, es doch noch mal mit einem JFET zu versuchen. Bisherige Versuche waren wenig erfolgreich gewesen, was ich darauf zurückgeführt hatte, dass ein JFET im Vergleich zu einem bipolaren Transistor eine zu schwach gekrümmte Kennlinie hat. Direkte Vergleiche haben tatsächlich ergeben, dass eine JFET-Schaltung weniger NF-Spannung liefert.



Nach den Erfahrungen von Günther habe ich nun in einem neuen Versuch einfach eine weitere NF-Stufe eingefügt. Der JFET wird mit sehr wenig Source-Strom betrieben und hat auch nur sehr kleine Kondensatoren am Eingang. Trotzdem reicht die Verstärkung für eine aktive Entdämpfung aus. Am Anfang etwas ungewohnt: Der Rückkopplungsregler funktioniert jetzt invertiert. Bei kleiner Spannung ist die Rückkopplung groß.



Zuerst habe ich die neue Audionschaltung auf einem Streifen aufgebaut. Sieht jemand den Fehler? Vertauschte Ringe, statt 1 M habe ich 15 Ohm erwischt und mich dann natürlich nach dem Einbau gewundert, warum nichts zu hören war. Jetzt ist der richtige Widerstand drin, und die Schaltung wird mit zwei Krokoklemmen an den gewünschten Schwingkreis und an das Lautstärkepoti geklemmt. So kann ich immer noch auf die alte bipolare Schaltung umschalten.

Der Vergleich zeigt deutlich, dass das FET-Audion tatsächlich die bessere Schaltung ist! Die Frequenzstabilität ist wesentlich höher und auch die fast ganz fehlende Abhängigkeit der Frequenz von der Rückkopplungseinstellung ist überzeugend. Und beim CW- und SSB-Empfang kann die Rückkopplung auch stärker überzogen werden, ohne an NF-Lautstärke zu verlieren. Hier wird die schwächer gekrümmte Kennlinie zum Vorteil. Insgesamt hat die Schaltung einen sehr großen Dynamikbereich und verarbeitet schwache CW-Stationen so gut wie starke Rundfunksender. Hut ab vor dem JFET!





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