AEG 3D Raumklang Super 5056    
 

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Mal wieder was zum Reparieren: Der AEG 3D Raumklang Super 5056 hat mich gereizt, weil er so klein und wohlgeformt ist. Ein richtig schönes Radio! Aber absolut still.



Also erstmal reinschauen...



Der Staub verrät es: Alles noch original! Seit fast 60 Jahren hat niemand mehr hier reingeschaut. Der Staubsauger ist gleich zur Stelle, und bald sieht alles wieder aus wie neu. Eine Besonderheit sind die Kristall-Hochtöner mit ihrer Drahtdrossel-Zuführung. Und der UKW-Tuner mit induktiver Abstimmung im "UKW Eingangs- und Mischteilkästchen".



Aber noch wichtiger ist, dass der originale Schaltplan mit im Gerät lag.



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Also warum ist das Radio so auffallend still? Eine Spannungsmessung an der Kathode der EL84 verrät, dass Anodenstrom fließt. Der Brummfinger am Gitter 1 der EL84 erzeugt tatsächlich ein Geräusch. Aber weiter vorn tut sich nichts. Ein Tongenerator am Gitter 1 der der EABC80 bringt keine Wirkung. Dann zeigt das Voltmeter: Keine Anodenspannung an der EABC80. Schuld ist C46, ein Abblockkondensator mit 47 nF. Weil er mit 220 kOhm an der Betriebsspannung liegt, ist der Fehlerstrom trotzdem nur rund 1 mA und erzeugt keine Rauchwolken.



Also C46 ausgetauscht und neu getestet. Große Überraschung: Alle Wellenebereiche funktionieren perfekt! Kein krachender Schalter, kein Wackelkontakt, keine Störgeräusche. Sogar auf UKW ein ausgesprochen klarer Empfang, wie ich ihn bei alten Röhrengeräten fast nie gefunden habe. Vielleicht liegt das an der induktiven Abstimmung, die nicht so korrosionsanfällig ist wie ein Drehko. Ob AEG damals das Radio wohl bewusst für die Ewigkeit gebaut hat?

Dieses Gerät hat nur Langwelle, Mittelwelle und UKW. Es gab aber wohl auch eines mit Kurzwelle:
http://www.radiomuseum.org/r/aeg_5066wd_5066_wd.html#b
http://www.bastel-radio.de/2012/aeg-5056wd/


Nachtrag: Brummen bekämpft

Ein längerer Probelauf führte zu der Erkenntnis, dass das Radio etwas zu laut brummte. Es störte nicht, wenn man es ordentlich laut aufdreht, aber bei geringer Lautstärke trat es zu sehr in den Vordergrund.  Eine weitere Beobachtung war, dass der Selen-Gleichrichter relativ warm wurde.

Ist das noch normal, oder hat der Gleichrichter einen  großen Leckstrom, der dann auch gleich das Brummen erklärt? Eine Messung mit dem Oszilloskop am Ladeelko zeigte das übliche Restbrummen mit 100 Hz und 20 Vss. Kurz nachgerechnet, bei 50 mA würde das zu einem Elko von 25 µF passen. Also vielleicht hat der Elko die Hälfte von seinen 50 µF eingebüßt oder es fließt viel mehr Strom, im schlimmsten Fall der Leckstrom des Gleichrichters.





Aber wie kann man das am besten testen? Ich habe den Pluspol vom Vierweggleichrichter abgelötet und dort einen kleineren Kondensator mit nur 0,1 µF angeschlossen. Das Scope zeigte dann eine Restwelligkeit von 30 Vss. Daraus ergibt sich ein Leckstrom von nur 0,3 mA. Also keine Bedenken, der Gleichtrichter ist in Ordnung.

Also braucht der Elko etwas Unterstützung. Das Radio stammt ja laut Schaltplan von 1956. Da ist der Elko also 60 Jahre alt. In dem Alter kann ein Elko man schon mal etwas schwach werden. In einem alten Schaltnetzteil war noch ein Elko mit 33 µF, 400V, den habe ich parallel geschaltet.





Alles etwas besser, aber so ganz ohne Brummen war das Radio immer noch nicht. Und irgendwie kam das Brummen nicht aus dem Lautsprecher sondern aus dem Netztrafo. Man konnte auch deutliche Vibrationen spüren.  Irgendwas in Richtung Überlastung? Und dann fiel mir ein, das Radio stand ja noch auf 220 V, aber inzwischen haben wir ja etwas mehr auf der Steckdose. Wie konnte ich das nur vergessen! Also habe ich den Wahlschalter auf 240 V gestellt. Damit ist man dann etwas weiter von einer möglichen Sättigung des Kerns entfernt. Ergebnis: Es brummt jetzt weniger, und ich habe ein gutes Gefühl, dass das Radio noch lange halten wird.






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