Notradios der 1940er Jahre


von Jürgen Hoffmann, Radiomuseum Duisburg
ELO 2010
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  

 


Basteln und experimentieren macht nicht nur Spaß, sondern bringt auch viele Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse. Dabei muss es nicht sehr teuer sein. Vieles, was so auf den Trödelmärken und sogar im Sperrmüll unserer Wohlstandsgesellschaft zu finden ist, eignet sich hervorragend als Teileträger oder für die ersten Reparaturversuche. Das war vor 60 Jahren schon einmal so. Nur die Motivation zum Basteln ergab sich oft aus der Not heraus.

 



 


 

Nach dem zweiten Weltkrieg und noch bis weit in die 50er Jahre gab es oft kaum passende elektronische Bauelemente, Geräte waren zunächst auch kaum vorhanden, durften nicht verrieben werden, oder waren so teuer, dass die meisten Menschen sich diese nicht leisten konnten. Außerdem waren andere Anschaffungen zunächst wichtiger als Radio-, Tonband- oder Fernsehgeräte. Wohl dem, der technische Fähigkeiten hatte. Die besten unter ihnen ersannen eigene Lösungen, die anderen bauten Schaltungen aus Fachzeitschriften und Bücher nach.

 


 

Elektronikfirmen boten Bausätze, viele Kleinunternehmen hatte Kleinserien ihrer Produkte im Programm. Die Bauteile stammten meistens noch aus Altbeständen oder Militärgeräten. Kaum ein Gerät glich dem anderen, es wurde improvisiert, nicht selten wurden alte Munitionskisten, Reisekoffer und Ähnliches als Gehäuse benutzt. Ich möchte hier einige Beispiele aus der Zeit der „Notgeräte" vorstellen.

 


 

Gegen Ende der 50er Jahre, wurden die Notgeräte dann weitgehend durch die Massenprodukte der bekannten Firmen der Unterhaltungselektronik abgelöst, die Selbstbaugeräte wanderten nicht selten wieder auf den Müll und sind heute begehrte Sammlerobjekte.

 




Hier sehen sie einen Selbstbau Superhet-Empfänger für Lang- und Mittelwelle, eingebaut in einen Blechkasten. Das Radio ganz oben ist der bekannte Heinzelmann, mit dem Max Grundig den Einstieg in das Rundfunkgeschäft schaffte. Der Vertrieb von Rundfunkgeräten war derzeit durch die Besatzungsmächte sehr stark reglementiert und eingeschränkt. Der Trick: Grundig verkaufte einen Bausatz, den jeder technisch begabte Laie zusammenbauen konnte, ohne Röhren. Die Röhren, hier eine RV12P2000, waren kostengünstig aus Wehrmachtsbeständen zu beschaffen. Die Röhre, im Krieg entwickelt, war derzeit ein wirkliches Universalverstärkerelement. In dem Schaltbild, ebenfalls ein Notgerät, wird sie als HF, NF, Endverstärker und sogar als Gleichrichter eingesetzt.



Vorsicht bitte bei einem Nachbau. Die Notgeräte sind oft Allstromgeräte um den teueren Transformator einzusparen. Daher sind sie aber direkt mit dem Spannungsnetz verbunden, je nach Polung des Steckers liegt dann die Phase am Chassis bzw. am Gehäuse.

 


Elektronikfirmen wie Radio Rim brachten eine ganze Zeit Bastelbücher heraus, mit Schaltungen von Verstärkern, Radiogeräten und Selbstbautonbandgeräten. Das es auch Magnetband-Notgeräte gab, sehen sie an den folgenden Bildern. Die Firma OTTO hat solche Geräte in Kleinserie gebaut. Achten sie einmal auf die Verdrahtung. Die Restauration hat einige Nerven gekostet.







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