Ein Kurzwellenaudion
0-V-2 Nachbau

von Daniel Greiser
 aus ELO 2008
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  

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Mit der Absicht meine elektrotechnischen Grundlagen für Beruf und Hobby aufzubessern, habe ich lange nach einem geeigneten Hobby gesucht. Es sollte nicht allzu teuer werden, interessant sein, außergewöhnlich, zeitlich flexibel und einen annehmbaren WAF (weiblichen Akzeptanzfaktor (-:) haben. Das ist für mich das Basteln mit Röhren geworden. Als Einstieg empfehle ich 1 bis 2 Projekte aus dem Buch „Röhrenprojekte von 6 - 60 Volt" von Burkhard Kainka.


Nun wollte ich ein einfaches, aber professionelles Gerät bauen, mit dem ich Kurzwellen-Radio-Sender aber auch Amateurfunk hören kann, man kann ja nie wissen. Da ich mich selber als Anfänger bezeichne, entschied ich mich für einen Nachbau. Auf der Seite von Jogis Röhrenbude fand ich eine komplette Bauanleitung, wofür ich mich bei Jogi und bei Herrn Kammerer bedanken möchte. Ich habe mich für das 0-V-2 Audion mit der ECC81 entschieden.

 

 

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Mit Hilfe der genauen Beschreibung habe ich mich dann auch gleich an die Erstellung der Stückliste gemacht. Fast alle Bauteile gibt es bei Conrad, Modul-Bus und Reichelt. Den Netztrafo (250 V + 6,3 V!) und Ausgangsübertrager gibt es bei Jan Wuesten. Man kann alle Bauteile bequem im Internet bestellen. Den Drehkondensator und die Oktalfassungen für die Spulen habe ich schnell bei Ebay gefunden. Der gesamte Materialpreis mit ca. 150 Euro kneift doch ein wenig. Ich wollte mir aber nicht mit Alternativen wie Verdreifacherschaltungen behelfen, weil das zum Einen die Bauzeit erhelblich verlängert und sich noch EMV-Quellen oder ganz einfach Fehler einschleichen können. Außerdem vertraute ich der Bauanleitung auf Jogis Seite.
Das hat sich wirklich bezahlt gemacht!


Um Störeinflüsse zu vermeiden, habe ich entschieden, drei Lötleisten zu bestücken. Jeweils eine Netz-Platine, NF und HF. Die Platinen habe ich unter die Montageplatte (Abmessung des Gehäuses beachten) gebaut, Drekondensator, Spule, Trafos und Röhren oberhalb. So kann das Unansehnliche unter der Montageplatte verschwinden und das Interssante bleibt beim Öffnen des Schalengehäuses sichtbar.


Da ich keine Kantbank im Keller habe, verwendete ich 30-mm-Stehbolzen, sehr günstig und passten gut zur Größe des Schalengehäuses von Conrad (200x110x150 BxHxT).

 

 

Die Montageplatte ist aus Aluminium, leicht und man kann das Material gut verarbeiten. Ich habe die Platte mit Winkeln an Front- und Rückseite des Schalengehäuses verschraubt. So kann das Gerät leicht aus dem Gehäuse entnehmen, z.B. für Reperaturen, Fehlersuche oder Verbesserungen.


Auf dem Bild oben sieht man von links nach rechts die HF-Platine, dann die NF und ganz rechts die Netzplatine. Die Platinen sind alle mit Schrauben auf unterschiedlichen Abstand zur Montageplatte gebracht. Zum Einen wegen Platz (Netzelkos brauchen fast 2 cm), zum Anderen um Störfrequenzen wenig Angriffsfläche zu bieten.


Zugegeben, bei der Drossel habe ich übertrieben, die ist mit 16A Nennbelastbarkeit „leicht" überdimensioniert, das passiert schon mal wenn man über Internet bestellt. Unbedingt zu beachten ist, dass alle Leitungen zu den Potis geschirmt verlegt werden.


Bei meiner ersten Inbetriebnahme war ich dann aber doch sehr frustriert. Nachdem ich vorher alle Spannungen geprüft hatte (Heizung, Anode, usw.), war kein Fehler zu finden. Was ich aber hörte war WWWRRROOUUHMM... ein wahnsinns 50Hz Brumm mit einem irre lauten Pfeifton. Da habe ich mich schon um das schöne Geld geärgert und überlegt, ob ich vielleicht für die Röhren und die Trafos noch was bei Ebay bekommen kann.


Mir kam aber die Idee, wenigstens mal die Heizung von Batterien aus zu versorgen, denn die sind garantiert ohne Brumm. Aha!Der Brumm war weg. Der Empfang aber sehr mau. Upss. Ich hatte noch keine Erde dran (böse, böse!) und keine Antenne. Als ich den Flüchtigkeitsfehler beseitigt hatte ging die Sonne auf. Donnerwetter. Mit dem halb zerlegten Gerät ist die Zeit dann wie im Fluge vergangen. Eine echte Alternative zu unserem teuren und schlechten Fernsehprogramm. Einen Tag später habe ich dann einen Brückengleichrichter für die Röhrenheizung wie im Netzteil nachgebaut. Nun ist der Brumm fast gar nicht mehr zu hören. Nur im Kopfhörer, da brummts noch leise.

 Diese Platine konnte ich unter der Montageplatte leider nicht mehr unterbringen, wie im Bild rechts zu sehen.

 

 

Man kann sich auch mit Entbrummern behelfen. Ich habe viel Brumm mit 2 Stück 120 Ohm Widerständen von +Heizung zu Masse und -Heizung zu Masse beseitigen können. Wenn einem alten Hasen hier was auffallen sollte, möge er sich bitte bemerkbar machen. Wie schon erwähnt, ich bin noch ein Anfänger. Die Widerstände sind auf dem Bild oben die grauen dicken Bauteile.

 


Wer sich aber nicht sicher ist, ob er nur Amateurfunk hören will, kann die Schaltung noch leicht erweitern. Dem erfahrenen Bastler wird aufgefallen sein, dass mein Drehkondensator mit Sicherheit mehr als 25 pF bzw. 47p F hat. Genau weiss ich es auch noch nicht, das ist das Problem bei Ebay. Ich vermute aber er hat 500 pF. Ich wollte auf jeden Fall einen größeren haben, um auch „nur" Radio hören zu können. Ich habe hierzu einen 33-pF-Festkondensator in Reihe direkt vor den DrehkoLuftdrehkondensator gelötet. Da Kondensatoren in Reihe nur gleiche Ladungsmengen austauschen können, hatte ich die Gesamtkapazität von 500pF auf etwa 30pF gedrückt und somit das „Band" gespreizt. Parallel zum 33-pF-Kondensator habe ich einen Schalter gelegt, der den kleinen Kondensator überbrücken kann. Also wahlweise 500 pF oder 30 pF für Radioempfang oder Amateurfunk.


Bei allen Projekten im Internet hat mich immer genervt, dass keine schöne Skala vorhanden war. Ich habe mir einfach eine dicke Pappscheibe mit dem PC erstellt, eine Büroklammer als Schattenwerfer bzw. Skalennadel verwendet und eine Fahrradglühbirne als Skalenleuchte verwendet. Die Pappscheibe sitzt auf der Drekoachse und dreht sich mit.


Nun beginnt die Feinarbeit und die Verschönerung des Gehäuses. Ich suche noch nach einer netten Beschriftung für die Knöpfe und einer hübschen Lautsprecherabdeckung. Eine Schaltplantasche wie bei alten Röhrenradios darf auch nicht fehlen.
Was ich noch verbessern möchte, ist das kurze Aufblitzen der Röhren beim Einschalten. Ich konnte diesen Effekt durch die Gleichrichter in der Heizung leider nur mindern.


Die Empfangspraxis ist sehr beeindruckend. Man hört sehr viele Stationen. Dabei habe ich auch nur eine 3 Meter Zimmerantenne durch mein Arbeitszimmer gespannt!!! Also auch nur ne Kasperle-Antenne. Dennoch habe ich nach kurzer Zeit Sender aus dem Balkan, Nordafrika, Frankreich und auch Inland empfangen können. Die deutschsprachigen Sendungen aus fremden Ländern sind sehr interessant. Als Erde kann ich gut meine Zimmerheizung verwenden. Mal sehen, vielleicht widme ich mich auch mal dem Morseempfang.


Zum Schluss noch ein paar Tipps:
Netzteil möglichst weit vom HF-Teil fern halten oder abschirmen. Netztrafo und Ausgangsübertrager um 90° versetzen und weit auseinander. Poti-Leitungen schirmen. Heizung verdrillt verlegen. Die Röhren nicht zu dicht an Dreko oder Trafo, da diese sonst von ganz alleine anfangen zu schwingen.

 


Dieses Projekt lohnt sich wirklich. Man sollte sich für die Materialzusammenstellung ruhig einen ganzen Tag Zeit nehmen. Mit dieser Arbeit steigt und fällt das Endergebnis. Man braucht etwa 4 Wochen Bauzeit, wenn man Abends nach Feierabend etwas auf TV verzichtet.