Elektronik-Labor Notizen Projekte Labortagebuch
27.4.18:
Ein S-Meter überprüfenEin
S-Meter soll auf Kurzwelle 50 µV am Antenneneingang als S9 anzeigen.
Jede S-Stufe entspricht 6 dB. S8 = 25 µV, S7 = 12,5 µV, S6 = 6 µV, S5 =
3 µV usw. Aber stimmt die Anzeige wirklich? Woher bekommt man ein
zuverlässiges HF-Signal mit bekanntem Pegel?
Als
Signalquelle verwende ich einen Rechteckgenerator mit dem SI5351,
eingestellt auf 10 kHz. Die Ausgangsspannung von 3,3 Vss
entspricht auf der Grundfrequenz ungefähr einer Sinus-Amplitude von 1
Veff. Der Spannungsteiler verringert die Spannung zweimal um den
Faktor 20. Am Ausgang steht also ein Signal mit 2,5 mV bei 10 kHz. Dazu
gibt es Obertöne auf jedem ungeraden Vielfachen von 10 kHz, also z.B.
bei 7010 kHz, 7030 kHz usw. Die Amplitude sinkt mit der Ordnung des
Obertöne (z.B. 2,5 mV/5 = 0,5 mV bei 50 kHz). Bei 10 MHz hätte man also
nur noch 2,5 µV. Für die wichtigsten Amateurfunkbänder sind die Pegel:
3,5 MHz: 7 µV (= S6), 7 MHz: 3,5 µV (S5), 14 MHz: 1,8 µV (S4).
Damit konnte ich das S-Meter überprüfen, und es stimmt tatsächlich im
Rahmen der Messgenauigkeit.
24.4.18:
Überschwinger an RechtecksignalenDieses
Oszillogramm zeigt zwei um 90 Grad verschobene Rechtecksignale
mit 1 MHz und 8 Vss. Ich wollte die Phasenlage eines
Vierphasen-Generators überprüfen und hatte unterschiedliche
Empfindlichkeiten auf beiden Kanälen eingestellt, um beide besser
unterscheiden zu können. Das Messergebnis zeigt genau das, was ich
erwartet habe. Aber zusätzlich fand ich, dass es einfach sehr schön
aussieht, auch deshalb steht es jetzt hier im Labortagebuch.
Interessant
sind die gedämpften Schwingungen mit offensichtlich etwa 20 MHz. So
etwas entsteht immer dann, wenn ich keine kurze Masseverbindung
verwende, sondern mich auf die große Masseschleife über den
Schutzleiter der Steckdose verlasse. Die Masseleitung wirkt dann
zusammen mit dem Messkabel wie eine große Drahtschleife mit einer
Eigenresonanz. Es entstehen stehende Wellen aufgrund von Reflexionen.
Jede scharfe Flanke regt eine neue Schwingung an. Man kann die
Gesamtlänge der beteiligten Leiter abschätzen. Bei 20 MHz wäre eine
volle Wellenlänge 15 m. Ich vermute eine Lambda-Viertel-Resonanz bei
3,75 m. Zusammen mit den Netzkabeln des Netzgerätes und des Oszis
und der Länge das Messkabels kann das stimmen.
Ich habe schon
einen selektiven Blick für solche Signale entwickelt und sehe dann
einfach nur ein sauberes Rechtecksignal. Man darf eben nicht alles
glauben, was der Schirm zeigt. Wenn mich die Überschwinger mal stören,
schließe ich das kurze Massekabel am Oszi-Messkabel an die Masse des
Messobjekts an und erhalte dann ein wirkliches Rechteck. Das ist
übrigens auch deshalb sinnvoll, weil es ungewollte Abstrahlungen von
Oberwellen verhindert. In diesem Fall hatte ich für den zweiten Kanal
gerade nicht das richtige Kabel parat und habe ein einfaches Krokokabel
verwendet.
Eigentlich müsste ein abklingendes Sinussignal
immer an einer Rechteckflanke entstehen. Das eine der beiden Signale
erscheint dagegen ungewöhnlich, weil die Schwingung in der Mitte der
Impulse beginnt. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die Flanken
des einen Signals die Schwingungen auf beiden Kanälen anregen. Das
andere Signal (sauber angeschlossenes Messkabel) zeigt dagegen nur
einen sehr kleinen Überschwinger an den eigenen Flanken.
12.4.18:
Krumme Baudraten
Bei
der Arbeit an einem ESP32 trat folgendes Problem auf: Wenn der
Flash-Speicher völlig leer war, kam eine bei 115200 Baud nicht klar
lesbare Meldung. Messungen mit dem Oszi zeigten eine Bitlänge von 8,3
µs. Daraus ergab sich eine tatsächliche Übertragungsrate von 120 kBaud.
Dann ist mir wieder eingefallen, dass mein Terminal (
Terminal.exe bis COM255)
auch ungewöhnliche Baudraten kann, sofern die Hardware das
unterstützt. Das ist z.B. bei einer echten RS232 in einem modernen
PC der Fall. In diesem Fall war ein USB-Wandler CH340G auf der Platine.
Er konnte tatsächlich zu einer Geschwindigkeit von 120 kBaud überredet
werden. Damit wurde die Meldung klar lesbar (wenn auch nicht ganz
verständlich). Wenn man übrigens ein eigenes Programm in den ESP32
lädt, läuft danach wieder alles mit genauen 115200 Baud.