TX4Б Magnetverstärker-Blinkschaltung    

von Jens Romeikat          
 
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Hier ging es darum, die TX4Б zum Einsatz zu bringen. Zugleich sollte das Prinzip des  Magnetverstärkers gezeigt werden. Das Foto oben zeigt einen ersten Versuchsaufbau, der später zu einer kompletten Blinkschaltung erweitert wurde. Die TX4Б ist so etwas wie eine über Hilfselektroden gesteuerte Glimmlampe, also einen Kaltkathoden-Thyratron. Eine typische Anwendung war der Kippgenerator in russischen Fernsehgeräten. Weil diese kleine Röhre nur geringe Ströme schalten darf, wurde ein Magnetverstärker eingesetzt. Dabei wird ein Trafo durch einen kleinen Gleichstrom so weit in die Sättigung gebracht, dass sein induktiver Widerstand sich merklich verringert. Damit ist es möglich, größere Wechselströme zu steuern. In diesem Fall diente die Heizung einer ECC81 als Last. Der Reiz der Experimente liegt auch darin, dass man etwas sieht.



Obwohl das russische Kaltkathoden-Subminiatur-Thyratron eigentlich für die Signal-Erzeugung gedacht ist, soll es hier zur Steuerung einer kleinen Last verwendet werden. Der Heizfaden einer Röhre bot sich für eine Demo-Schaltung an. Hohe Spannungen sind immer gefährlich, ein kleiner Aufwärtstrafo soll durch seine kleine Leistung das Risiko etwas mindern. Eine Spannung spätestens größer als 95 V am 2.Gitter zündet die TX4Б (*1). Eine Brennspannung von etwa 125 V ist die Folge. Es fließt ein Gleichstrom von ca. 3,7 mA welcher die Trafos T2 und T3 magnetisiert. Dieser kleine Strom reicht aus, da die primäre Windungs-Zahl recht hoch ist. (s.a. Wikipedia: Magnetkern [Kapitel: Sättigung]). Die vom Laststrom induzierten Wechselspannungen sind in "Gegenrichtung" dagegen nicht wirksam, da gegeneinander durch entsprechende Polung aufgehoben. (s.a Wikipedia:  "Transduktor") Die Wechselspannung am Heizfaden der ECC81 (Rö2) wird von ca 1,6 auf 4V erhöht, bei stark gebrauchter Röhre mit wenig Emission kann die Spannung über P1 weiter erhöht werden (5V) , im Notfall ein Gitterstrom (brutale Methode) über R7 erzeugt werden.



Rö 2 wird zunehmend leitend (*2), die Spannung an C4 sinkt. Bei etwa 50 - 60 Volt (an P2 voreingestellt und  an P1 fein einstellbar) erreicht der als Glimmlampe arbeitende Starter (ST151) seine Zündspannung von etwa 120V, schlagartig stellt sich die Brennspannung von 80-90V ein. Da C6 zu diesem Zeitpunkt noch auf etwa (U_C3) - (U_Brenn_TX4Б + UC_7) = 175 V  -(125 V + 14 V) = 36 V geladen ist, wird die TX4Б zuverlässig gelöscht, da C7 die Spannung an der Kathode noch aufrecht hält. Die Spannung an C4 steigt nun mit kälter werdendem Heizfaden von Rö2 wieder an, bei etwa 160V (fest voreinstellbar mit R11_1 und R11_2,  Feineinstellung P1) zündet die TX4Б erneut. Der zweite Starter arbeitet ebenfalls als Glimmlampe, er hält die Betriebsspannung an C3 unter 190 V, damit keine Selbstzündung der TX4Б erfolgt.(*3)  Der gebogene Bimetall-Kontakt des Starters ST151dient als Kathode (negatives Potential), sieht hübscher aus.



Über P1 kann die Funktion des Magnetverstärkers von Hand getestet werden. Andere Arten der Ansteuerung (24V-Sicherheitskleinspannung-Schaltungen!) sind natürlich möglich, hier sollte nur mal die TX4Б vorgeführt werden. Die ECC82 ist ebenfalls verwendbar (kleinerer Innenwidertand), die ECC83 jedoch mit ihrem hohen Innenwiderstand weniger. 150 mA sind auch das Maximum der Schaltung, höhere Versorgungsspannung brachte die Kerne in Sättigung. Da die Sekundär-Windungszahlen bei kleinen Kernen auf Nennlast ausgelegt sind, werden in den Primär-Wicklungen von T1 und T2 etwa 155V~ induziert bei inaktiver TX4Б. Andere Trafos (Flachtrafos) wurden nicht getestet.




Speisung:
z.B. Wechselspannung-Steckernetzteil "Voltcraft" 9V-2000mA, 18VA
T1: Printtrafo B30/18, BV030-7341.0T, 230V / 9V / 2,3VA
T2=T3: BV030-2296.0, APAG 1305. 0017, 230/9V, (2,3VA ?), "Pollin-Sonderposten"
TX4Б (TH4B Latein) "Pollin"
Abstimmung Trafo-Sekundärspannung zu Last "kritisch", andere Trafos nicht getestet.



Anmerkungen:
Auf der "Patric Sokoll-Homepage" https://patric-sokoll.de/Museum/Auto/Typen/[t][ch]4[b].html finden sich ausführliche Daten zur TX4Б. Ein "Spaziergang" durchs Museum lohnt sich.

(*1)
Bei der TX4Б wird eine ständige Entladung über Gitter 1 erzeugt, so dass der Zündpunkt über Gitter 2 auch (z.B. Betrieb in dunkler Umgebung ohne Einwirkung von Photonen) stabil bleibt. Andere Typen haben zum Teil auch schwach radioaktive Füllung oder ebenfalls eine Hilfszündung. Es gibt auch Stabilisatoren mit Hilfszünd-Elektrode zur Herabsetzung der Zündspannung.

(*2)
Wer sich ausführlich mit Röhren-Kathoden beschäftigen möchte, findet auf "archive[dot]org" das Buch von Herrmann/Wagener "the oxide coated cathode" (Vol I+II),1951. Jeglicher Wissensdurst wird mit Sicherheit gestillt, auf s.8 und s.91 (Vol.I) interessante Diagramme zur Unterheizung von Röhren. Leider in Englisch.

(*3)
Die Bimetallkontakte beider Starter werden nicht genügend erwärmt um zu schalten. Da beim Zünden der TX4Б die Brennspannung von Rö3 (ST111 /Osram, 180V) unterschritten ist, wird über R3, C2, D4 eine pulsierende negative Hilfsspannung erzeugt, die Glimmentladung reißt (bei sehr kleinem Strom) nicht ab. Starter Rö4, (ST151 / Osram ist übrigens ein Starter für Serienschaltung von Leuchtstoffröhren, zwei Starter liegen hier hintereinander und haben deshalb etwa halbe Zündspannung wie der Starter für Einzel-Schaltung ST111 (Rö3). Starter S2 geht anstelle von ST151 auch.

Schaltungs-Verbesserung:



Ich habe heute die Schaltung  verbessert (ECC81 überkompensiert), jetzt sind die ECC82 und ECC83 ebenfalls uneingeschränkt verwendbar, (Eine EF95 habe ich ebenfalls getestet). Lediglich die Einstellung der Potis muss verändert werden, kein Umlöten mehr.



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