Dank LED-Technik gehört der gute alte Edison-Sockel
noch immer nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil, die Austauschbarkeit
der Leuchtmittel spricht sogar für eine gewisse Nachhaltigkeit und
Ressourcenschonung. In den Jahren 2016 und 2017 hab ich bei einem
bekannten Lebensmittelhändler einige LED-Lampen mit Stufendimmer
erworben. Die gab es damals mit 11W und 13W Leistungsaufnahme, die 11W
-Lampen sollten einen Lichtstrom von 806 Lumen liefern, was einer
60W-Allgebrauchs-Glühlampe entspricht, die 13W-Lampen waren mit 1050
Lumen (entspricht einer 75W AGL) ausgewiesen. Der Farbwiedergabeindex
war mit ausgezeichneten > 95% angegeben, was durch Messungen
eines Bloggers
sogar bestätigt werden konnte. Das Dimmen in Stufen über den einfachen
Ein-Aus-Schalter fand ich faszinierend, ein Kollege hatte mir damals
davon erzählt.
Während die beiden 13W-Lammnpen im Wohnzimmer bis heute ihren Dienst tun hatte ich an einer der beiden 11W-Lampen in der Küche nicht lange Freude. Die fing nach wenigen Monaten an zu blinken, noch lange vor Ablauf der 3-jährigen Händlergarantie. Also zurückgebracht und nach kurzer Diskussion gab es das Geld zurück, eine Ersatzlampe hatte ich mir wohlweislich schon hingelegt.
Dies wegen schlechter Erfahrungen mit LED-Leuchtmitteln
in mehrflammigen Leuchten, weil ein Nachkauf nach Monaten oder Jahren
meist (wegen gesteigerter Effizienz) deutlich heller war oder eine
andere Lichtfarbe hatte als das verbliebene Original. Ein Jahr später
wurden die gleichen Lampen noch einmal angeboten und ich habe mir noch
zwei davon geholt. Das war auch besser so, denn kurz nach Ablauf der
Garantie fing die nächste Lampe an zu flackern. Ersatz war da und so
wanderte die Flackerlampe erst einmal in den Schrank. Irgendwann war
dann auch die dritte Lampe (teil-)defekt. Die Lampen leuchteten dabei
durchaus mal eine halbe Stunde ohne Aussetzer, dann flackerte es ein-
bis fünfmal und es ging wieder für eine halbe Stunde. Da sie unter
einer geschlossenen Glasschale sitzen vermutete ich Überhitzung eines
Bauteils, was sich aber nicht bestätigen sollte.
Vor ein paar Monaten kam ich dann auf die Idee, die Lampen in einer Leuchte unterzubringen, die erstens offen (und damit die Gefahr der Überhitzung geringer) und zweitens nicht so häufig und langandauernd in Betrieb ist. Das ging eine ganze Weile gut, bis sich irgendwann die eine Lampe mit einer übelriechenden Rauchwolke verabschiedete und die andere wenige Monate später mit einem kurzen Aufblitzen, aber ohne Qualm und Gestank. Beide Lampen habe ich zerlegt, die letztere erst vor ein paar Tagen. An der ersten war damit zu rechnen, dass nichts mehr zu retten ist. Aber es kam anders.
Bei der verbrannten Lampe ließ sich der heil gebliebene Kolben leicht abnehmen. Nach Ablöten und Demontage des LED-Rings (bestehend aus 2 parallelgeschalteten Ringen von jeweils 11 in Reihe geschalteten Doppel-LEDs (Betriebsspannung damit ca. 2*11*3,6V= ~80V) habe ich die Asche von der abgefackelten Vergussmasse rausgekratzt. Dabei kam letztlich die Platine zum Vorschein.
Zum Glück stand auf dem SOP-IC der Klarname drauf, was
längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Das Datenblatt des
PT6988/B vom taiwanesischen Hersteller Princeton war schnell gefunden,
doch mit drei Seiten alles andere als ausführlich. Immerhin, ein
Prinzipschaltbild war dabei. Das entsprach weitgehend auch den
Gegegebenheiten auf der vorgefundenen Platine. Auf den SET-Widerstand
für die Abschaltung bei LED-Unterbrechung wurde verzichtet (Lötflächen
vorhanden. Als Ausgleich wurde auch im Ausgang ein 400V-Elko (C5 2,2µF)
eingebaut. Wohl zum Zweck der EMV- und Flimmer-Reduzierung hat man nach
dem Ladeelko eine zusätzliche Drossel und einen Parallelwiderstand zu
ihrer Dämpfung eingefügt sowie einen Siebelko 4,7µF/400V
nachgeschaltet. In der zweiten Lampe waren dem Ladeelko noch zwei
240k-Widerstande in Reihe parallelgeschaltet worden (siehe Foto der
zweiten Platine, in der Schaltung Rz), wohl um die Induktionsspitzen
von L1 abzumildern.
R2, welcher als Vorwiderstand für die interne Betriebsspannungserzeugung fungiert, bestand bei beiden Lampen aus einer Reihenschaltung. In der ersten Lampe waren zwei 360k-Widerstände verlötet, in der zweiten Lampe ein 470k und 510k. Möglicherweise kam in gewissen Grenzen hinein, was gerade ausreichend vorhanden war. Beim Befreien von der hässlichen grauen Vergussmasse ist der 470k-Widerstand und auch C4 leider dem Schraubendreher zum Opfer gefallen, siehe Foto.
Da mich das spartanische englische Datenblatt nicht ansatzweise zufriedenstellte und dort offenbar die Seiten 4 bis 9 ausgeblendet waren ging ich auf Intensivsuche und fand tatsächlich eine chinesische Version. Auf diesem waren eine mehr oder weniger ausführliche Funktionsbeschreibung, Berechnungsgrundlagen, Grenzwerte und Kenngrößen zu lesen, so wie man es von Datenblättern eigentlich gewohnt ist. Ich habe das mit Google versucht zu übersetzen, siehe Anlage.
Was aber war nun der Grund für die Ausfälle? Geplante Obsoleszenz durch unzulässige Erwärmung der Bauteile, wie ich zunächst vermutete? An Platine 1 war das nicht mehr auszumachen, die Wärmeentwicklung war zu stark. An Platine 2 allerdings sind die „kalten Lötstellen“ nicht zu übersehen, sowohl der Netzanschluss- bzw. Sicherungsdraht als auch C1 steckten nur in den Löchern. Auch C2 war nur einseitig kraftschlüssig angelötet. Qualitätssicherung? Fehlanzeige.
Die LED-Platten beider Lampen erwiesen sich als vollständig intakt. Im Foto ist das Kühlblech zu sehen, auf den der „Ring“ aufgeschraubt wird. Dies leitet zusätzlich noch Wärme an das Blech an der Sockelinnenwand ab.
Der Basteltrieb sorgte später dafür, dass ich beide Platinen instandsetzen wollte. Bei Platine 2 habe ich kurzerhand den 470k-Widerstand durch einen 240k aus der Reihenschaltung vom Eingang ersetzt, 0,1µF liegen glücklicherweise zuhauf in der Bastelkiste.
Tatsächlich konnte ich beide Platinen wieder zur
Funktion überreden. Am Trennstelltrafo beginnt es bei ca. 90V zu
leuchten, siehe Foto. Die drei Dimmstufen funktionieren perfekt.
PT6988_B_Princeton_deutsch.pdf