LED-Solar-Taschenlampe DESOLATA-1


von Günther
Zöppel, Pockau,  Februar 2011                           
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Im Garten war mal wieder Rasenmähen angesagt. In völliger Unterschätzung der Gefahr dachte ich, um den Erdspieß einer mitten im Gras stehenden Solarleuchte herum mähen zu können, was sich als fataler Trugschluss erwies. Irgendwie hat das Messer des Mähers den Spieß erwischt, und mit lautem Knall flog die Leuchte in Stücken davon, zum Glück diametral von mir weg. Einzig und allein Teile des Lampenkopfes waren noch heil geblieben – und so wurden diese nach Verkraften des ersten Schocks und Wiedereinsetzen der Kreativität umfunktioniert zum Projekt DESOLATA-1 (Defekte Solar-Leuchte als Taschenlampe) – der etwas unglücklich gewählte Name soll mich stets an das Missgeschick erinnern ;-)



Aus DDR-Zeiten war noch eine alte Taschenlampe im Billig-Plastikgehäuse übrig, welche seinerzeit mit Strom aus einer 4,5V-Flachbatterie versorgt wurde. Da solche Batterien heutzutage sehr schwer erhältlich sind, lag die Lampe schon längere Zeit brach. Daher wurde die gesamte Elektronik der ehemaligen Gartensolarleuchte in das Taschenlampengehäuse transplantiert. Bei der Gelegenheit wollte ich natürlich gleich mal die Schaltungstechnik solcher Solarleuchten analysieren. Die Schaltung habe ich daher  durch Verfolgung der Leiterbahnen auf der Mini-Leiterplatte ermittelt. Sie ähnelt sehr der Schaltung von [1]. 



Die vormals genutzte Glühbirne 3,5V/0,26A war sowieso durchgebrannt, daher habe ich ein Stück Putzlappen um den Glaskörper gewickelt und diesen mit einer Flachzange vorsichtig zerdrückt und die am Gewindekörper vorhandenen Glasreste entfernt. Aber Obacht – Schnittverletzungsgefahr ! Danach wurde die weiße LED der defekten Leuchte an die verbliebenen Stützdrähte der defekten Glühwendel gelötet. Somit kann der Lichtaustritt des Leuchtmittels an der gleichen Stelle wie vorher angeordnet werden und wird durch den Lampenreflektor genauso wie gehabt fokussiert.



Die ausgebaute Solarzelle wurde in einen per Laubsäge hergestellten Ausschnitt der Taschenlampe eingeklebt. Der Akku 1,2V / 600mAh  wurde im Inneren des Gehäuses mit einem Stück stabilen Draht umwickelt, dessen Enden in das thermoplastische Gehäusematerial eingeschmolzen wurden. So ergibt sich ausreichender Halt der NiCd-Zelle.



Einen Schiebeschalter habe ich der Lampe auch neu spendiert, da der alte aus (korrodierten) Messingstreifen sehr unzuverlässig arbeitete.



Nach erfolgter Neuverdrahtung und einer Ladungskontrolle des Akkus war ich nach dem Einschalten in finsterer Umgebung angenehm von der Leuchtstärke der DESOLATA-1 überrascht.






(Man beachte den alten DDR-Preis!!)


Schaltungseinzelheiten



Da mit 1,2 V keine weisse LED zum Leuchten gebracht werden kann (Flussspannung ca. 3 V), muss für eine Spannungsüberhöhung gesorgt werden, die der LED zugeführt wird. Dies geschieht hier unter Ausnutzung der Gegeninduktion an einer 100µH-Drossel, welche periodisch mittels Komplementärmultivibrator (T2, T3) erregt wird. Die oszilloskopisch ermittelte Schwingfrequenz bei leuchtender LED liegt bei ca. 83 kHz.



x = 5µs/Teil, y = 1V/Teil





Uss ohne Last (x = 5µs/Teil, y = 5V/Teil) also etwa 166 kHz und
              15 V Uss bei 1,2 V Betriebsspannung 

Die Scheitelspannung an der Drossel wird durch die Flussspannung der LED begrenzt, ohne Last geht sie bis ca. 15 Volt hoch, wobei sich die Schwingfrequenz auf ca. 166 kHz erhöht – man könnte also auch mehrere LED´s in Serie anschliessen.


Versuch mit 2 LED´s,  Uss wird dabei auf etwa 6 V begrenzt

Wenn T1 durchsteuert, wird der Multivibrator gestoppt, d.h. wenn an der Solarzelle und damit an der Basis von T1 eine ausreichend hohe Spannung >0,7 V anliegt. Dadurch geschah ehemals die Abschaltung der Solarleuchte am Tage. Der Mechanismus sorgt jetzt dafür, dass die  Taschenlampe ausschaltet, wenn sie von Tageslicht bzw. anderen Lichtquellen (wie z.B. der normalen Raumbeleuchtung abends) beleuchtet wird – das ist gleichzeitig ein willkommener Effekt, da man oft vergisst, die Lampe auszuschalten. Sollte deren Licht am Tage gebraucht werden, muss man halt die Solarzelle zuhalten. Letztere liefert bei voller Sonneneinstrahlung eine Spannung von ca. 2,5 Volt und einen Kurzschlussstrom von 150 mA,  ist also hinreichend für eine Nachladung der 1,2V-Zelle in vernünftigen Dimensionen geeignet. D1 verhindert dabei die Entladung des Akkus über die Solarzelle bei Dunkelheit. Abzüglich der Flussspannung von D1 steht für das Laden noch ausreichend Spannung zur Verfügung, der Ladestrom begrenzt sich von selbst am Innenwiderstand. Das war ja auch schon bei der Gartenleuchte so. Man stellt die DESOLATA zum Laden einfach mit optimalem Winkel in die Sonne (funktioniert hervorragend dank des im Lampengehäuse integrierten Aufstellbügels!). Die Schaltung verbraucht bei 1,2 V Betriebsspannung ca. 25 mA, die Stromquelle sollte also rein rechnerisch ca. 600 mAh / 25 mA = 24 h halten. Praktisch ist es etwas weniger, da nicht die volle Ladung entnommen werden kann und der Generator bei ca. 0,75 V Betriebsspannung aussetzt. Dann sollte man nachladen – vorausgesetzt, es ist Sonnenschein. Es geht auch mit einer Tischlampe, das wäre dann aber rein energietechnisch eine Sünde, wenn man das nur für das Laden des Akkus nutzt…. Vorteilhaft für die Lebensdauer des Akkus wäre natürlich noch ein Tiefentladeschutz, der die Taschenlampe bei Unterschreiten einer Mindestakkuspannung abschaltet, evtl. gibt es einen Bastler unter den Lesern, der schon mal mit diesem Problem konfrontiert war und eine wenig aufwendige Lösung vorschlagen kann. Denkbar wäre ein Mechanismus, der ähnlich funktioniert wie die Abschaltung bei Tageslicht, wobei dann kein Strom mehr fliessen dürfte – man müsste halt mehr Zeit haben zum Experimentieren…

Fazit 
Man muss nicht immer sofort alle defekten Elektronikgeräte entsorgen, oft kann daraus, wie hier gezeigt, noch etwas Sinnvolles hergestellt werden. Jedenfalls hat das ganze auch einen umweltschonenden Effekt, da zum Nachladen normalerweise kein Netzstrom gebraucht wird und man keinen extra Taschenlampenakku mehr besorgen muss. Durch die Realisierung der DESOLATA ist für mich auch der WAV merklich auf der nach oben offenen Skala gestiegen (WAV = Wife´s Acceptance Value) – aus dem Zitatenschatz meiner Frau : „Endlich haste mal was gebaut, was ich auch nutzen kann“ …. Die Lampe dient seit geraumer Zeit als Not- und Nachtlicht im Bedarfsfall.

Quellenverzeichnis :
[1]   www.b-kainka.de/bastel111.htm


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