Lichttechnischer Tonabnehmer für Gitarre
von Günther Zöppel
Das Kemo-LED-Test-Modul liefert die strombegrenzte Ub für
eine rote LED, ein
Fototransistor
ist unter der tiefen E-Saite angeordnet, ein Kabel führt zum
Gitarrenverstärker.
Der saubere Ton begeistert !
Bisher sind mir für die Tonabnahme bei Gitarren nur
elektromagnetische und Piezo-Tonabnehmer bekannt, oder man nimmt die
Gitarre direkt mit einem Mikrofon auf. Die Bauelementeauswahl beim
diesjährigen Adventskalenderwettbewerb brachte mich auf die Idee, dafür
einen Versuch mit Lichttechnik zu starten.
Beschreibung des AufbausEine
LED wird mit Spannung versorgt und leuchtet vor sich hin, völlig
unspektakulär. Der austretende Lichtstrahl wird von einem
Fototransistor empfangen und erzeugt in diesem einen Kollektorstrom, am
Arbeitswiderstand fällt eine entsprechende Spannung ab. Wird jetzt eine
schwingende Saite zwischen LED und Fototransistor gebracht, so
moduliert die schwingende Saite den Lichtstrom, indem sie durch ihre
Auslenkung den Fototransistor im Rhythmus ihrer Schwingfrequenz
abdunkelt. Am Arbeitswiderstand ist diese Schwingung dann verstärkt
abnehmbar und kann einem Gitarrenverstärker zugeführt werden.
Der
Vorteil einer solchen lichttechnischen Abnahme ist die völlige
Resistenz gegenüber Störfeldern, wie sie z.B. in magnetische
Tonabnehmer einkoppeln können (viele Gitarristen klagen ja über das
50Hz-Brummen im Verstärker, wenn die Bühne von starken Netzfeldern, wie
sie z.B. von wattstarker Beleuchtungstechnik herrühren, verseucht ist).
Auch eine Trittschall- oder Klopfempfindlichkeit wie bei
Piezotonabnehmern kann nicht beobachtet werden. Unterschiedliche
LED-Farben bringen unterschiedliche Ausgangsspannungen zutage – je nach
spektraler Empfindlichkeit des eingesetzten Fototransistors. Um völlig
vom Einfluss eventuell störenden Fremdlichtes Abstand zu gewinnen, kann
man das ganze auch mit Infrarottechnik aufbauen (entsprechende Bauteile
- Infrarot-LED und infrarotempfindlicher Fototransistor -
vorausgesetzt). Natürlich muß man diese Baugruppe dann entsprechend der
Saitenanzahl der Gitarre aufbauen, also im Regelfall 6 mal. Das ganze
könnte dann ein Gehäuse wie ein traditioneller Gitarrentonabnehmer
erhalten. Eventuell wäre so was als Neuheit bei der Gitarrentonabnahme
vermarktbar? Ich werde dazu noch weitere Versuche anstellen und ein
komplettes Muster aufbauen. Gegenüber den oben genannten Vorteilen ist
natürlich der Nachteil einer ständig an der Gitarre verfügbaren
Spannungsquelle zu nennen, aber das ist heutzutage ja auch schon bei
aktiven Gitarren der Fall – entweder eingebaute Batterie oder
Tonaderspeisung.
Um
einen Bezug zum IoT-Kalender herzustellen – der mir leider nicht zur
Verfügung stand – könnte ich mir vorstellen, das so gewonnene
Gitarrensignal z.B. in einen Analogeingang des Mikrorechners
einzuspeisen und damit die unterschiedlichsten Reaktionen auszulösen,
z.B. einen Schaltvorgang in Abhängigkeit von einer gespielten Melodie
auszulösen, entsprechende Firmware vorausgesetzt, oder generell
frequenzgesteuerte Aktionen. Da tut sich ein weites Experimentierfeld
auf…
Am Test-Modul wurde ein etwas höherer Betriebsstrom für die rote LED
gewählt -> größere Lautstärke
Einsatz einer grünen LED – nochmals höhere Lautstärke, der Fototransistor ist
offenbar im grünen Spektralbereich empfindlicher.
Erfahrungsbericht von Rainer Rohde
Ich
habe den Lichttechnischen Tonabnehmer für Gitarre mit Fotodiode und
Transistor nachgebaut (da kein Fototransistor zu Hand). Alles mit
Klebeband an der Gitarre befestigt, eingeschaltet und was ist zu hören?
Ein hässlicher 50 Hz Brumm. Wo kommt der her? Fotodiode im Raum
herumgeschwenkt - Halogen Deckenlampe. Licht aus ... Brumm weg. Auf
einer Bühne mit wattstarker Beleuchtungstechnik wäre der 50 Hz Brumm
wahrscheinlich auch zu hören. Aber der saubere Ton
begeistert wirklich!