
ESD-geschützter PingPong-Adapter
von Peter Krüger
Elektronik-Labor Projekte AVR
Beim Anschluss der Ping-Pong-HW über Laptops, mit Stromversorgung und einem zweipoligem AC-Eingang kam es zu ESD-Problemen (Siehe Labortagebuch: ESD-Gefahr durch Laptop-Netzteile).
Die meisten dieser Stromversorgungen sind aus EMV-Gründen zwischen
dem primären AC-Eingang und dem sekundären DC-Laptop-Ausgang
mit einem Kondensator überbrückt. Dieser Kondensator kann
nach meinen Messungen nach eine Kapazität von 1 nF bis 10 nF
besitzen. Überprüft wurden von mir Stromversorgungen
unterschiedlicher Hersteller, wie MEDION, AKOYA, HP und SONY. Bei dem
Netbook-Schaltnetzteil „AKOYA-1212“ wurden nur 70 pF
gemessen, wahrscheinlich die Streukapazitäten zwischen der
primär- und sekundären Wicklung des Schalttransformers. Ob
eine AC-Kopplung besteht, kann durch einen Spannungsprüfer mit
Glimmlampe geprüft werden. Spannungsprüfer mit
eingeschalteten Laptop an eine blanke Stelle wie
USB-Buchsengehäuse oder serielle Schnittstelle halten. Wenn der
Spannungsprüfer glimmt, ist eine AC-Wechselspannung an dem
Gehäuse des Laptop vorhanden!
Transienten & Überspannungsentladung
Die
maximale AC-Scheitelspannung von 220 V-RMS = (Wurzel aus 2) *
AC-Eingangspannung, = 1,41 * 220 V = 310 V Scheitelspannung. Nach DIN
VDE geht man von einem menschlichen Hand zu Fuß zu Erde
Entladungswiderstand von 1 kOhm (human body resistance) aus. Maximaler
Entladungsstromstoss: I = U/R = 310 V / 1 k = 310 mA. Die maximale
Zeitdauer der anstehenden 310 V Spannungsspitze ist etwas kleiner als 1
µs.Dieser Stromstoss kann sich über den seriellen PC-Port, dem seriellen
Anschluss des Ping-Pong-Programmieradapters und die ungeschützte nackte
MISO-Port-Signalleitung in die MOS-Struktur des ATM8-uController entladen.
Auf diese Weise habe ich zwei Ping-Pong-Boards geschossen!
Der
serielle Laptop PC-Port hat intern eingebaute ESD-Schutzfunktionen, die in
der Regel eine Entladung bis 15 kV über die theoretische human body
resistance von etwa 1 kOhm aushalten.
Die ATM8-MCU hat lediglich als
Überspannungsschutz der I/O-Ports eine pro Port von VCC und GND
geschaltete bipolare Schutzdioden eingebaut. Bipolare Dioden brauchen
je nach Hersteller eine gewisse Einschaltzeit im ps bis us Bereich um
voll leitend zu werden. Die MOS I/O-Ports besitzen ein
Eingangskapazität von etwa 10 pF. Bei ungeschützten nackten
Eingängen werden die I/O-Ports durch schnelle
Überspannungstransienten geschossen. Es sollten immer vor
Inbetriebnahme einer neuen, noch unbekannten uController-Chip die im
Datenblatt unter „Electrical-Caracteristics, Absolute Maximum
Ratings“ angegebenen Informationen gelesen und auch in der
Umsetzung der entspr. Hardwareentwicklung umgesetzt/eingehalten werden!
Bei externen DC-Einspeisung von >2 uA in die
I/O-Port’s erreichen die internen Schutzdioden bereits eine
Vorwärtsspannung von >500 mV. Das heißt: Dieser
uController hat keinerlei ESD-Schutzfunktionen eingebaut und ist nicht
für direkte Ansteuerungen mit der Außenwelt geeignet,
sondern nur für Bestückungsarbeiten auf Platinen ausgelegt.
Für Anwendungen mit der I/O-Welt müssen Interface-IC mit
eingebauter I/O-ESD Schutzbeschaltungen verwendet werden. Dieses
betrifft übrigens alle uController ohne entsprechenden
ESD-Schutzfunktionshinweis in dem Datenblatt.
Wichtiger
Hinweis für Elektronikbastler und Hardware-Profis, sollte auf
keinem Arbeitsplatz fehlen: Als ausgezeichnete Arbeitsunterlage mit
eingebautem ESD-Schutz, eignet sich eine schwarze Gummiunterlage aus
dem Baumarkt. Größe 1 m * 0,5 m, Dicke etwa 2mm. Diese Art
schwarze Färbung besteht überwiegend aus Kohlestaub und hat
über eine Länge von etwa 1cm einen ohmschen Widerstand von
ein paar kOhm. Bei der Auswahl im Baumarkt einen DVM mitnehmen und vor
Ort die Messung auf Leitfähigkeit durchführen. Die Gummimatte
auf dem Arbeitsplatz muss über eine Krokodilklemme mit der Erde
z.B. Heizkörper oder Wasserleitung verbunden sein. Bei Arbeiten
mit MOS-Baugruppen oder MOSBauelementen zuerst die Handballen auf die
Gummimatte auflegen, um evt. vorhandene Körperstatik gegen Erde
abzuleiten. Synthetisch schwarz gefärbter Gummi besitzt keine
Leitfähigkeit.
An dem seriellen STK500-RS232 Programmier-Bord wurde aus
bekannten Gründen ein erheblicher Aufwand in punkto ESDSchutz betrieben:
Serielle Schnittstellenwandler
Die
kommerziellen, seriellen Schnittstellenwandler-IC wie MAX202
benötigt eine 5-V-Versorgungsspannung. Der Stromverbrauch ist
durch die eingebaute Ladungspumpe mit einem Dauerstrom von etwa 20 mA
für eine evt. Anwendung im Batteriebetrieb hoch. Aus diesen
Gründen ziehe ich den seriellen RS232/ISP Adapter von Burkhard
Kainka vor, gefällt mir wegen seiner Schlichtheit und dem geringen
Stromverbrauch bedeutend besser. Siehe nachfolgende Schaltung:
RS323-ISP-Adapter:
Die
nackte MISO-Datenleitung wurde über den Transistor (T1)
entkoppelt, die anderen Datenleitungen durch
ESDSchutzfunktionsschaltungen erweitert. Die Adapter können am
schnellsten auf VERO-Board aufgebaut werden. Mit diesem umgebauten
Adapter und dem seriellen Verlängerungskabel/Länge etwa 2 m
(aus dem Lernpaket „Mikrokontroller mit dem TINY-13), dauert der
download der PingPong3.hex Datei (8 KB) mit 38400 BAUD etwa 20 s.
Übrigens hat die T13-Platine aus dem „Lernpaket „Mikrokontroller mit dem TINY-13“
einen 1-k-Widerstand zwischen CTS/RXD und dem PB1-Port eingebaut und
damit wahrscheinlich bisher den ESD-Tod des T13 verhindert.
Dieser Artike und Zusatzinformationen als PDF: Ping-Pong_serielle_Interface-Adapter_V3.pdf
Hinweise zum Platinenlayout: Ping-Pong_Interface-Board-PCB_V1.pdf
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